GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit
Entwicklungen.«
Deryn wurde ein wenig steif, ließ sich jedoch an der Stimme nichts anmerken. »Sie sagen, Sie hätten diesen Motor entworfen, Sir?«
»Ich habe das Prinzip des Wechselstroms erschaffen.« Tesla tippte mit dem Gehstock auf die Maschine. »Das ist auf einem Luftschiff viel sicherer.«
Alek nickte. Als er die Gondel vor ein paar Tagen besucht hatte, war ihm aufgefallen, dass die elektrischen Motoren keinen Rauch und keine Funken abgaben und praktisch geräuschlos liefen.
»Wechselstrom«, wiederholte Bovril glücklich.
»Aber Sie haben keinen Kesselraum auf dem Schiff«, meinte Tesla. »Woher bekommen Sie den Strom?«
»Aus diesen Brennstoffzellen.« Deryn sah zu einem Haufen kleiner Metallkegel. »Den Wasserstoff produzieren kleine Tierchen im Darm des Wals.«
»Biologische Batterien«, entfuhr es Mr. Tesla. »Aber die können nicht viel Strom erzeugen.«
»Brauchen sie auch nicht, Sir.« Deryn zeigte aus dem hohen Fenster der Kapsel. »Darwinistenluftschiffe erhalten die größten Teil des Antriebs von den Zilien – den kleinen Härchen an den Flanken. Die Motoren geben nur die richtige Richtung vor, und das Flugtier erledigt den Rest.«
»Aber die Leviathan ist ein wenig anders. Sie hat auch zwei Mechanistenmotoren«, fügte Alek hinzu. »Das Schiff bringt sie schneller nach New York als jedes andere am Himmel.«
»Exzellent.« Mr. Tesla zog sich die Jacke aus. »Nun, wir sollten uns lieber an die Arbeit machen. Je mehr Maschinen, desto besser!«
Während Tesla arbeitete, ließ er sich über eine ganze Reihe Themen aus, vom Weltfrieden bis zu seiner Faszination der Zahl drei, aber Alek fand es schwierig, ihm zu folgen. Meister Klopp hatte ihm nicht viel über Elektromotoren beigebracht, denn sie waren nicht stark genug für die Verwendung in Läufern.
Zuerst versuchte Alek zu helfen, indem er Tesla die Werkzeuge anreichte, doch bald wurden sie von den Ingenieuren verdrängt, die sich diese Ehre nicht entgehen lassen wollten. Genau wie Bovril hingen sie an den Lippen des großen Mannes. Alek fühlte sich wieder einmal wie Wasserstoffverschwendung.
Dann fiel ihm auf, dass nach draußen Deryn auf den Stabilisierungssteg getreten war. Gewiss, Alek war ihr in den letzten Tagen immer aus dem Weg gegangen. Aber es war albern, so zu tun, als würde man sich nicht kennen. Ihr plötzlicher Streit könnte Dr. Barlow dazu bringen, Fragen zu stellen, und eins wollte Alek ganz bestimmt nicht: dass Deryn seinetwegen aufflog.
Er holte tief Luft und trat hinaus durch die Luke.
»Hallo, Dylan.«
»Guten Nachmittag, Prinzlichkeit.« Deryn blickte nicht auf. Sie starrte auf den Ozean, der unter ihnen dahinzog, und der Wind bewegte ihr vom Schmutz verfilztes Haar kaum.
Einen Augenblick lang fragte sich Alek, ob sie wütend war, weil er sie so verschmiert sah. Aber das war Unsinn. Normale Mädchen würden sich wegen solcher Dinge Gedanken machen, doch Deryn bestimmt nicht.
»Mr. Tesla bringt den Motor bestimmt bald wieder zum Laufen«, sagte er.
»Aye, er ist ein brüllendes Genie. Du solltest mal hören, wie die Ingenieure über ihn reden.« Sie sah sich nach hinten um. »Und es scheint so, dass er dem Kapitän auch den Kopf verdreht hat.«
»Was meinst du damit?«
Deryn zeigte auf das Glitzern des Sonnenlichts auf dem Wasser hinter dem Luftschiff. »Wir fliegen in Richtung Osten. Morgen sind wir in Tokio.«
»Natürlich«, sagte Alek. »Jetzt, nachdem wir der japanischen Marine ein wenig ausgeholfen haben, können wir ohne einen Flecken auf der britischen Ehre weiterziehen.«
»Miss Eierkopf hat das Gleiche gesagt, aber ich habe gedacht, sie würde nur so daherreden.«
»Dr. Barlow redet nie so daher. Eure Admiralität durfte Tsingtao nicht ohne britische Hilfe fallen lassen, weil die Japaner keine richtigen …« Er breitete die Hände aus und suchte nach dem treffenden Wort. »Europäer sind. Es wäre nicht recht, wenn sie die Deutschen ohne unsere Hilfe besiegen.«
Zum ersten Mal blickte ihm Deryn in die Augen. »Du meinst, wir sind nur wegen dieser Show um die halbe Welt geflogen? Das ist ja der größte Killefit, den ich je gehört habe.«
»Killefit«, sagte Bovril und sprang auf das Geländer.
Alexander zuckte mit den Schultern. »Mehr oder weniger. Doch offenbar war das ja eine Fügung des Schicksals. Jetzt können wir Mr. Tesla helfen, den Krieg zu beenden.«
Deryn warf ihm den gleichen aufgebrachten Blick zu, den sie immer für ihn parat hielt, wenn er von seinem Schicksal
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