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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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glaube, wir sind ganz in der Nähe«, sagte Alek. »Die beiden können uns nicht vielleicht helfen?«
    Deryn warf einen Blick auf die Schiffswachen, die ihnen folgten. »Die sind eigentlich nur hier, um dich an der Flucht zu hindern.«
    »Kaum notwendig. Ich bin im Augenblick recht glücklich auf der Leviathan .«
    Deryn schnaubte. »Aye, dank deines neuen Eierkopf-Freundes.«
    »Er ist ein Genie, und er will diesen Krieg beenden.«
    »Er ist ein Spinner, meinst du. Dr. Barlow sagt, sein Gerede über Goliath ist Unfug!«
    »Spinner!«, sagte Bovril und gluckste.
    »Sicherlich muss sie das sagen«, meinte Alek. »Mr. Tesla ist ein Mechanist und sie ein Darwinist – und noch dazu eine Nachfahrin von Darwin! Die sind ja natürliche Feinde.«
    Deryn wollte darauf antworten, doch dann drehte sie den Kopf einem Essensstand hinterher, der langsam vorbeizog. Das ganze Ding wurde mitsamt Kunden von einem gedrungenen zweibeinigen Läufer gezogen. Einer der Köche schabte von einem Teig dünne Scheiben ab, um daraus feine Nudeln zu machen, die anderen schnitten Pilze, Fisch und Aal. Der Duft von Buchweizen und Garnelen stieg von den Kochherden auf und wurde zusammen mit dem Geruch von Essig und Gurken durch den Dampf verteilt.
    »Das würde ich später gern mal kosten«, murmelte Deryn.
    »Kosten«, sagte Bovril.
    Alek lächelte. Schon in Istanbul hatte er herausgefunden, dass Essen Deryn von jedem Streit ablenken konnte. Doch sie war noch nicht fertig.
    »Hast du vergessen, was ich in Mr. Teslas Kabine gefunden habe?«
    »Einen Stein«, erwiderte Alek trocken.
    »Wenn es nur ein Stein war, warum hat er ihn mit an Bord gebracht?«
    »Er ist Wissenschaftler. Die lieben Steine. Hat Dr. Barlow nicht gewusst, was es sein könnte?«
    Deryn schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht sicher, aber es macht einen verdächtigen Eindruck auf sie. Mr. Teslas Waffen funktionieren immer mit Elektrizität, und dies war eine Art … Kanonenkugel.«
    »Keine Kanonenkugel könnte halb Sibirien zerstören, Mr. Sharp.«
    » Mr. Sharp!«, wiederholte Bovril.
    »Vielleicht muss ich ihn einfach selbst fragen.« Alek schnaubte. »Obwohl er sich fragen könnte, warum du dich nachts unter seinem Bett versteckst.«
    »Vergiss es. Wenn er erfährt, dass wir ihn ausspioniert haben, wird er dir nicht mehr vertrauen.«
    Alek schüttelte den Kopf – als ob ihm Deryn einen Rat geben könnte, was Vertrauen und Freundschaft anging. »Sobald wir New York erreicht und Goliath der Welt enthüllt haben, werden die unwichtigen Einzelheiten bestimmt einen Sinn ergeben.«
    »Du glaubst, die Admiralität wird uns nach Amerika schicken?«
    »Mr. Tesla kann ziemlich überzeugend sein«, sagte Alek. »Außerdem ist das mein Schicksal.«
    »Aye«, sage Deryn und schnaubte. »Dein Schicksal.«
    Sie wollte noch etwas hinzufügen, als Bovril sie unterbrach. »Einen Schneider gebrauchen!«
    »Das Tierchen hat recht.« Deryn blickte über Aleks Schulter. »Dein Schicksal ist eine schlecht sitzende Jacke, scheint mir.«
    Er drehte sich um. Unter der Markise einer offenen Ladenfront surrte eine spinnenartige Maschine mit vielen Garnspulen. In die Ecke eines hängenden Banners voller japanischer Schriftzeichen waren einige lesbare Worte gequetscht: Willkommen in der Schneiderei Shibasaki .
    Alek faltete die Karte zusammen. »Na, der sollte erst einmal genügen.«
    »Irasshai«, rief jemand, als Alek unter die Markise trat. Zwei Männer erhoben sich von ihren Nähmaschinen, einer davon in einer Robe aus weißer Baumwolle, die mit einem Blumenmuster bedruckt war, der andere in europäischer Weste und Jackett.
    »Willkommen, Gentlemen«, sagte der Mann in Robe in fließendem Englisch.
    Alek und Deryn erwiderten seine Verneigung.
    »Wir sind gerade erst hier angekommen, Sirs«, sagte Alek langsam. »Zwar haben wir kein Geld, aber wir können mit Gold bezahlen.«

    Der Mann wirkte ein wenig verlegen wegen dieser Voreiligkeit, aber Alek konnte sich nur noch einmal verneigen und streckte ihm Volgers Kavallerieuniform entgegen.
    »Wenn Sie die vielleicht so ändern könnten, dass sie mir passt.«
    Der andere Schneider nahm die Jacke an den Schultern und schüttelte sie einmal. »Gewiss.«
    »Und mein Freund braucht ein Frackhemd, wie es in der britischen Marine getragen wird. Allerdings schon heute Nachmittag.«
    »Wir haben viele Hemden für britische Gentlemen, und wir nehmen einfach einige Änderungen vor, falls notwendig.« Der Mann wandte sich an Deryn. »Dürfen wir die Maße nehmen,

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