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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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Sache ins Rollen gebracht hat, aber die Welt war mit ihren Kriegsmaschinen und Kampftierchen schon darauf vorbereitet!« Sie starrte in ihre Schüssel und wickelte Nudeln um ihre Stäbchen. »Zur Auseinandersetzung wäre es so oder so gekommen.«
    »Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass meine Familie den Krieg angefangen hat.«
    Deryn wandte sich ihm zu. »Man kann einem Streichholz nicht vorwerfen, wenn das Haus aus Stroh gebaut ist, Alek.«
    »Hübsche Worte.« Von Aleks Essen war nur noch die Brühe über. Die anderen Gäste schienen sich nichts dabei zu denken, aus den Schüsseln zu trinken, also nahm er die Schale in beide Hände. »Aber das ändert nichts daran, was ich zu tun habe.«
    Deryn schaute ihm zu, wie er trank, und fragte dann schlicht: »Und wenn du ihn nicht beenden kannst?«
    »Du hast gesehen, was wir in Istanbul fertiggebracht haben. Unsere Revolution hat die Osmanen aus unserem Krieg ferngehalten!«
    »Das war ihre Revolution, Alek. Wir haben nur ein bisschen mitgeholfen.«
    »Schon, schon, aber Mr. Tesla kann mehr erreichen. Das Schicksal hat mich zu ihm nach Sibirien geführt, und deshalb muss sein Plan einfach funktionieren!«
    Deryn seufzte. »Wenn sich das Schicksal nun aber keinen Deut darum schert?«
    »Warum kannst du nicht zugeben, dass die Vorsehung bislang all meine Schritte gelenkt hat?« Alek zählte an den Fingern auf: »Mein Vater hat einen Zufluchtsort in den Alpen vorbereitet, genau in dem Tal, in dem die Leviathan notgelandet ist! Dann bin ich nach meiner Flucht doch wieder auf euer Schiff zurückgekehrt, und es nimmt Kurs auf die Belagerung von Tsingtao. Und dadurch gelange ich in die endlosen Weiten von Sibirien, wo ich Tesla begegne. Diese Verbindungen müssen doch etwas zu bedeuten haben.«
    Deryn öffnete den Mund und wollte etwas darauf entgegnen, zögerte jedoch, und ein mildes Lächeln huschte über ihre Miene. »Dann denkst du jetzt sicherlich, dass wir füreinander bestimmt sind.«
    Alek blinzelte. »Wie bitte?«
    »Ich habe dir doch erzählt, wie ich auf die Leviathan gekommen bin. Wenn mich nicht zufällig ein Sturm halb über Britannien geweht hätte, würde ich bei Jaspert auf der Minotaur dienen. Und dann hätte ich dich niemals kennengelernt.«
    »Na, ja, vermutlich nicht.«
    »Und als wir notgelandet sind, bist du in deinen albernen Schneeschuhen gekommen, um uns zu helfen, und du bist genau zu der Stelle gegangen, wo ich im Schnee lag.« Sie lächelte noch breiter. »Erstens hast du mich gerettet.«
    »Ich habe nur verhindert, dass du eine Frostbeule am Hintern bekommst.« Alek starrte in die leere Schüssel vor sich; ein Fischei klebte an der Seite. Er packte es mit den Stäbchen und betrachtete es.
    »Und als du in Istanbul vom Schiff geflohen bist, hast du geglaubt, du wärest mich los.« Deryn schnaubte. »Warst du aber nicht.«
    »Du hast diese Angewohnheit, einfach überall aufzutauchen.«
    »Muss schon hart für dich sein. Wenn dein Schicksal mit dem einer brüllenden Bürgerlichen verwoben ist!« Sie schaufelte sich die letzten Nudeln in den Mund und lachte vor sich hin.
    Alek runzelte die Stirn. In den zwei Tagen, in denen er geschmollt hatte, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass die Osmanische Revolution ohne Deryn Sharp leicht hätte scheitern können, und Alek wäre dann niemals wieder an Bord der Leviathan gelangt. Dadurch hätte auch deine Begegnung mit Tesla nicht stattgefunden, und er wäre immer noch weit davon entfernt, den Krieg zu beenden.
    Deryn war jeden Schritt des Wegs mit ihm gegangen.
    »Wir sind irgendwie miteinander verbunden, oder?«
    »Aye«, sagte sie und kaute immer noch. »Und damit wir uns überhaupt begegnen konnten, musste ich so tun, als wäre ich ein Junge. Stell dir nur mal vor.«
    »Brüllendes Schicksal«, sagte Bovril und rülpste.
    Alek hob die Hände, um sich zu ergeben. Es gab schlimmere Dinge im Leben als mit Deryn Sharp verbunden zu sein. Eigentlich löste die schlichte Tatsache, dass sie lächelte, Erleichterung bei ihm aus – sie war wieder seine Verbündete, ihre Freundschaft war erneuert. Die Vorsehung schien zu wollen, dass sie es ewig blieb.
    Plötzlich fiel ihm ein riesiger Stein vom Herzen.
    »Es war schrecklich, mit dir im Krieg zu sein.«
    »Ich habe dich auch vermisst, Prinz Dummerchen.« Sie wollte noch etwas hinzufügen, warf jedoch einen Blick über die Schulter zu den beiden Schiffswachen, und seufzte. »Wir sollten die Kleidung abholen. Tesla bricht in einigen Stunden

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