Goliath: Roman (German Edition)
Rudergänger, Geschwindigkeit auf vier Knoten reduzieren und auf Sehrohrtiefe gehen.«
»Aye, Sir, vier Knoten, auf Sehrohrtiefe gehen … Pendle jetzt bei achtzehn Metern durch.«
»Sehr schön. W. O., BRA vierunddreißig ausfahren.«
Obermaat Robert Wilkens lässt die Mehrzweckantennen des U-Boots ausfahren, während Lieutenant Commander Mitch Friedenthal sich ans Periskop setzt und rasch den Horizont absucht. Das Gerät ist mit dem globalen Positionierungssystem GPS und einem passiven Empfangssystem für Radaremissionen ausgestattet. Während Friedenthal sich umsieht, suchen die Techniker in der Radarzentrale den Himmel ab.
»Keine Peilung«, lautet die Meldung.
»Käpt’n an Funkraum, Kontakt mit Oberbefehlshaber Atlantik aufnehmen und melden, dass wir das Typhoon geortet haben.«
»Aye, Sir.« Eine Pause, dann schaltet sich der Funker wieder ein. »Käpt’n, wir empfangen soeben einen Funkspruch.«
Cubit und sein Erster Offizier werfen sich einen Blick zu. »Verstanden. Commander Dennis, kommen Sie mit. Mr. Friedenthal, übernehmen Sie.«
»Aye, Sir«, wiederholt der Wachoffizier. »Ich übernehme.«
Drew Laird, der dreiundzwanzigjährige Kommunikationsoffizier, ist ein strammer junger Mann mit breiten Schultern und einem Babyface, das gut zu seinem rotblonden Wuschelkopf passt. Als er dem Kommandant den gefalteten Funkspruch übergibt, steht Angst in seinen blauen Augen.
»Ganz ruhig, Laird, tief durchatmen. Sie werden ja schon blau.«
»Aye, Sir. Tut mir leid, Sir.«
Cubit faltet die verschlüsselte Nachricht auf und studiert sie. »Verdammt.« Einen langen Moment starrt der Kommandant auf den Zettel, dann wischt er sich den Schweiß vom Gesicht. »I. O., lassen Sie das Schiff auf fünfundvierzig Meter gehen. Kurs dreihundertfünf Grad, ein Drittel Kraft voraus. Lassen Sie mir ein paar Minuten Zeit und kommen Sie dann in meine Kabine.«
Zehn Minuten später sitzt Tom Cubit alleine in seiner Kabine und liest den Funkspruch des Navy-Geheimdienstes zum vierten Mal. Es klopft, und Commander Dennis tritt ein. »Sir?«
»Setzen Sie sich.« Cubit reicht dem Ersten Offizier das Blatt Papier.
»Du lieber Himmel – das Ding hat eine ganze Trägerkampfgruppe versenkt?« Die Hände von Bo Dennis zittern. »Ich hab ein Gefühl wie nach einem Schlag in die Magengrube.«
»Mir geht’s genauso.« Cubit reicht ihm eine Flasche Wasser. »Ich hocke hier schon die ganze Zeit und brüte vor mich hin. Bestimmt war ich mit mindestens einem Dutzend der Leute im Einsatz, die an Bord der Jacksonville waren. Und was die Ausbildung betrifft … wahrscheinlich kenne ich von damals um die hundert Offiziere, die bei dem Angriff ums Leben gekommen sind.«
»Tom, dieses Angriffs-U-Boot, die Goliath – wissen Sie da irgendwas darüber?«
»Nur das, was auf dem Zettel steht. Von biochemischen Computern habe ich noch nie etwas gehört.«
»Ich schon. Meine Frau arbeitet bei Hewlett-Packard. Da spielt man schon seit Ende der Neunzigerjahre mit dieser Technologie. Wenn sie so funktioniert, wie man erwartet hat, wird dieses U-Boot verdammt schwer aufzuspüren sein.«
»Die Goliath aufzuspüren ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir sollen das Typhoon beschatten, dabei aber auf alles vorbereitet sein. Sagen Sie dem W. O., er soll auf Schleichfahrt gehen, und spitzen Sie die Sonarleute an, in einem Umkreis von zehntausend Metern auf alle biologischen Geräusche zu achten. Flynnie soll sofort die Datenbanken des Computers anzapfen und schauen, ob er irgendwelche Sonaraufnahmen vom Pump-Jet-Antrieb der Seawolf findet. Wenn wir keine haben, soll er es mit der britischen Trafalgar-Klasse versuchen, da hat man so ein Ding zum ersten Mal benutzt. Teilen Sie anschließend allen leitenden Offizieren mit, sie sollen in fünfzehn Minuten in der Messe erscheinen.«
»Aye, Sir.«
Der Kommandant eines U-Boots hat verschiedene Möglichkeiten, an Bord seines Schiffs Informationen zu verbreiten. Manche Kommandanten ziehen es vor, die Sprechanlage zu benutzen, während andere die Mannschaft vorerst lieber im Dunkeln lassen und darauf vertrauen, dass die Neuigkeit langsam von Mund zu Mund weitergetragen wird. Tom Cubit ist einerseits klar, dass die Nachricht vom Untergang des Flugzeugträgers und seiner Flotte katastrophale Auswirkungen auf die Moral seiner Leute haben kann, andererseits muss er sie in höchste Alarmbereitschaft versetzen, damit sein Boot eine Chance hat, eine Konfrontation mit der Goliath zu überstehen. Deshalb unterrichtet er
Weitere Kostenlose Bücher