Gone 4: Rache
der auf dem Rücken gelegen hatte, hatte sich mittlerweile wieder hochgerappelt, also drehte er einen anderen um.
Dann, während der Käfer noch strampelte und versuchte, auf die Beine zu kommen, hob Caine die Waschmaschine in die Luft und schleuderte sie mit aller Kraft auf den ungeschützten Bauch des Käfers. Sie traf ihn wie ein Amboss.
Wump!
Die Kreatur platzte an den Seiten auf und versprühte irgendein klebriges Zeugs. Das Strampeln der Beine wurde langsamer.
»Volltreffer«, sagte Caine. »Das funktioniert also.«
Er drehte den nächsten Käfer um, hob die verbeulte Maschine hoch und pfefferte sie auf ihn drauf. Beim ersten Treffer versprühte der Käfer nicht gleich seinen Glibber, beim zweiten aber sehr wohl.
Auf einmal krachte es und das ganze Haus wackelte, als würde von außen an ihm gerüttelt. Dann toste ein Lärm von berstendem, knackendem und reißendem Holz los und zu Caines Horror kippte die Wand vor ihm nach außen.
Das Haus stürzte ein.
Brianna verschwamm und war weg. Caine wollte losrennen, aber jetzt zog es ihm den Boden unter den Füßen weg. Während er stürzte, brach die Decke ein. Caine spürte noch, wie er auf den Rücken fiel, ehe das Haus ihn unter sich begrub und eine gewaltige Staubwolke zum Himmel sandte.
Etwas quetschte ihm den Bauch ein. Sein Gesicht lag unter Gipsplatten. Seine Hände waren festgenagelt. Er schnappte nach Luft und atmete Staub ein. Seine Beine und Arme ließen sich jedoch bewegen. Nichts gebrochen. Keine Wunden.
Mit seiner Kraft könnte er den Trümmerhaufen hochheben und sich befreien. Aber wenn er das tat, wären die Kreaturen im Nu auf ihm drauf.
Blieb er hingegen liegen und rührte sich nicht, wäre er vielleicht sicher. Die Käfer würden irgendwann aufgeben und sich auf die Suche nach leichteren Opfern machen. Und dann, sobald sie weg wären, konnte er hervorkommen und sie aus dem Hinterhalt angreifen.
Caine holte zitternd Luft.
Sich tot zu stellen, bedeutete, dass andere Kids an seiner Stelle sterben würden. Caine beschloss, sich darüber keinen Kopf zu machen.
Neununddreißig
38 Minuten
Edilio lag auf den Stufen zum Rathaus. Er fühlte sich schwach und sterbenselend. Von Caines Ansprache hatte er kaum etwas mitbekommen. Es war ihm auch völlig egal. Er konnte ohnehin nichts tun, nicht in seinem Zustand.
Er hustete heftig, viel zu heftig. Dabei bäumte sich sein ganzer Körper auf, sodass er die Anfälle inzwischen fürchtete. Sein Magen war zu einem harten Knoten verkrampft. Jeder Muskel tat ihm weh.
Er war sich vage bewusst, dass er zwischen den Hustenanfällen vor sich hin brabbelte.
»Mamá. Mamá. Sálvame.«
»Santa María, sálvame« , flehte er und hustete gleich darauf mit einer solchen Gewalt, dass sein Kopf auf dem Stein aufschlug.
Er war dem Tod nahe. Ihm war, als würde sich eine kalte Hand um sein Herz krallen und als riefe er ihn durch seinen benebelten Verstand.
Santa María, Madre de Dios, ruega por nosotros pecadores, ahora y en la hora de nuestra muerte.
Und dann tauchte in der ihn verschlingenden Dunkelheit plötzlich eine Gestalt in einem fließenden Gewand auf. Sie hatte traurige dunkle Augen und hob die Hand, als wollte sie ihn segnen.
Er hörte ihre Stimme. Und war überrascht, dass sie Englisch mit ihm sprach.
»Lauf, Edilio!«, sagte sie.
Er streckte den Arm aus, wollte das Gebet wiederholen, doch sie packte ihn an der Schulter und sagte: »Ich weiß, dass du krank bist, aber du musst weglaufen. LAUF ! Ich kann dich nicht retten.«
Aus irgendeinem Grund sprach die Jungfrau mit Briannas Stimme.
Edilio stand auf. In seinem Kopf explodierte ein Schmerz, der aus lauter stechenden Nadeln zu bestehen schien. Einen Moment lang wurde ihm schwarz vor Augen, doch dann setzte er sich in Bewegung und schob ein bleischweres Bein vor das andere. Er stürzte und fiel die Treppe hinunter, stand wieder auf und stolperte blindlings und hustend weiter, bis er umkippte.
Eine Zeit lang saß er bloß da. Wusste nicht, wo er die Kraft hernehmen sollte, um noch einmal aufzustehen und weiterzulaufen.
Als er den Blick hob, sah er, dass er die Plaza überquert hatte. Auf den Stufen zum Rathaus lagen die Kranken und die Toten.
Und dann sah er lauter Dämonen, gepanzerte riesige Monster mit roten Teufelsaugen.
Ein ganzer Schwarm, der sich über die auf der Treppe liegenden Kinder hermachte.
Brianna sah, wie Lana und Sanjit aus dem Krankenhaus gerannt kamen. Die Käfer waren überall. Edilio hatte sich gerade noch rechtzeitig
Weitere Kostenlose Bücher