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Gone 4: Rache

Gone 4: Rache

Titel: Gone 4: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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schwarze Scheibe, hinter der er Sterne ausmachen konnte. Es hätte ihn nicht einmal überrascht, wenn die Sterne nur aufgemalt gewesen wären, aber das war natürlich ein verrückter Gedanke. Selbst hier oben hielt die Barriere ihre Täuschung aufrecht. Er hatte das Gefühl zu fliegen und dabei in die Leere des Weltraums zu starren.
    »Wie geht es dir, Dekka?«
    »Ich kann kaum glauben, dass es funktioniert. Aber …«
    »Was?«
    »Ich bin überall taub. Ich spüre nichts, es tut nicht weh, aber ich kann sie hören. Sam, ich höre sie kauen.«
    Was sollte er dazu sagen? »Mach einfach weiter, Dekka.«
    »Es ist, als würden wir zwischen den Sternen schweben«, sagte sie. »Ich tu einfach so, als würden wir in den Himmel fliegen.«
    »Irgendwie hoffe ich ja immer noch, dass wir das nicht tun.«
    Das Kreischen war mit der steigenden Geschwindigkeit schriller geworden. Dazu blies jetzt auch ein starker Wind, der Sam flach auf den Rücken drückte, während der Container schwerelos dahinflog.
    »Ich wünschte, ihr hättet mich nicht gefunden«, sagte Toto. »Allein ging es mir besser.«
    »Ja, tut mir leid«, erwiderte Sam.
    Er versuchte, ihre Geschwindigkeit an der Windstärke abzuschätzen. Er stellte sich vor, er säße bei offenem Fenster im Auto. Wie stark blies der Wind, wenn das Auto mit hundert bis hundertzwanzig Stundenkilometern fuhr?
    Blies der Wind jetzt so stark?
    »Oh Mann, oh nein! Nein, nein! Ich kann es sehen!«, rief Dekka und im selben Moment sackte der Container nach unten und stürzte ab wie ein Fahrstuhl.
    Gleich darauf stabilisierte er sich und stieg wieder nach oben, bis er neuerlich an der Kuppel entlangschrammte.
    Mit unnatürlicher Stimme sagte Dekka: »Tut mir leid. Es frisst meine …« Sie konnte es nicht aussprechen. »Sam, ich glaube, ich habe nicht mehr viel Zeit.«
    »Gleitflug«, flüsterte Sam. Wenn sie so schnell unterwegs waren, wie er es hoffte, müssten sie dann nicht etwas von der Schwungkraft beibehalten, selbst wenn Dekka sie fallen ließ?
    Ja. Und irgendwann würden sie mit tödlicher Wucht aufschlagen und das wär’s dann.
    Er hatte das Gefühl, dass die Geschwindigkeit auf einmal nachließ, und als er jetzt die Hand ausstreckte, bekam er einen fürchterlichen Schlag ab. Sie näherten sich der Spitze der Kuppel. Sie wurde auch sichtlich flacher. Bald hätten sie vollen Körperkontakt und wie lange würden sie das aushalten?
    Nicht sehr lange.
    Bei abflachender Krümmung würden sie an Geschwindigkeit verlieren und gegen die Barriere gedrückt werden.
    »Es reicht, Dekka«, sagte er. »Bring uns runter. Aber nicht langsam.«
    »Was?«
    »Kannst du das Feld der Schwerelosigkeit so verändern, dass es hinten stärker und vorne schwächer wirkt?«
    »Das tue ich schon die ganze Zeit, damit der Kasten von der Barriere wegkippt.«
    »Genau das meine ich. Nur stärker. Nimm Kraft weg, aber mehr auf der Vorderseite. Verstehst du? So als würden wir einen Hang runterrutschen.«
    Zu seiner Verblüffung lachte Dekka laut auf. »Mann, wenn ich schon sterben muss, dann so. Diesen Irrsinn hätte ich um nichts in der Welt verpassen wollen.«
    Das Kreischen hörte schlagartig auf, gleichzeitig geriet der Container aber so stark ins Wanken, dass Toto den Halt verlor und in Sams Richtung stürzte. Durch die verringerte Schwerelosigkeit stürzte er jedoch wie in Zeitlupe, sodass Sam ihn gerade noch packen und zurück auf den Container ziehen konnte.
    »Die Leute vom Institut hätten Dekka sicher gerne kennengelernt«, sagte Toto, dessen Gesicht nur wenige Zentimeter von Sams entfernt war.
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.«
    Nachdem der Container noch einmal stark hin und her gekippt war, fing er an zu gleiten. Jetzt ging es schräg abwärts. Als lägen sie auf einem Schlitten, der auf einer steinharten Schneedecke einen langen Abhang hinuntersauste.
    »Ich sehe den Boden nicht«, sagte Dekka. »Ich will mich aber nicht bewegen. Ihr müsst mir Bescheid geben, wenn wir näher kommen.«
    Sam spähte nach unten und hielt nach irgendwelchen Hinweisen Ausschau, an denen zu erkennen war, wo sie sich befanden und wo sie hinsteuerten. Er sah aber nur Hügel und leeres Buschland. Außerdem hatte er das alles noch nie aus solcher Höhe gesehen.
    »Mein …!«, schrie Dekka plötzlich auf.
    Die Decke des Containers sackte unter ihnen weg wie ein Fahrstuhl, dessen Seil gekappt worden war. Der Container trudelte seitwärts davon und Sam, Toto und Dekka stürzten ab.
    Sam drehte sich wie ein Windrad.

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