Gone 4: Rache
der FAYZ .«
»Ein großer Augenblick?«, fragte Diana.
»Meine triumphale Rückkehr. Deshalb ist Quinn hier: um mich zu bitten, dass ich zurückkomme.«
»Tja, schade um seine Zeit«, sagte Diana, obwohl sie wusste, dass es nicht stimmte. Sie folgte Caine und Quinn ins Haus.
»Darf ich dir ein paar Cracker mit Käse anbieten?«, fragte Caine fröhlich. Er konnte sich kaum beherrschen. Grinste von einem Ohr zum anderen. Stolzierte eingebildet auf und ab. Der kleine Hoffnungsschimmer, den Diana sich erlaubt hatte, verlosch.
Sie brachten Quinn einen Teller Cracker mit Käse und einen Keks. Er sagte nicht Nein, sondern stopfte alles mit sichtlichem Genuss in sich hinein.
»Weißt du, es lebt sich gut hier«, tönte Caine. »Genug zu essen. Genug Wasser. Sogar heißes Wasser, um zu duschen. Wir kommen gerade aus dem Bett und haben uns eben noch darüber unterhalten, wie schön es hier ist.«
»Ja, äh, das freut mich«, sagte Quinn und warf Diana einen peinlich berührten Blick zu.
Caine beobachtete ihn, überlegte. »Diana. Ich finde, du solltest unseren Freund Quinn messen. Nur für den Fall, dass sich etwas entwickelt hat.«
Diana hatte schon lange niemanden mehr gemessen. Das war ihre Kraft: Sie konnte erfühlen, ob jemand zu den Freaks zählte und wie stark er war. Von ihr stammte auch die Einteilung in Balken. Auch wenn sie das anfangs spöttisch gemeint hatte. Ein Balken, zwei Balken, wie die Akkuanzeige eines Mobiltelefons.
Diana stand neben Quinn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie konzentrierte sich, ließ das Bild in ihrem Kopf entstehen.
»Nichts«, verkündete sie.
»Hätte ich dir auch so sagen können«, nuschelte Quinn mit vollem Mund.
Diana ließ die Hand auf ihre Hüfte sinken. »Du bist ein Normaler, Quinn. Aber jetzt …« Sie verstummte mitten im Satz. Sie wollte Quinn sagen, er solle nach Hause fahren, die Insel verlassen, und zwar sofort.
Aber etwas … sie spürte etwas. Eine Kraft.
Einen Freak.
Die Wanze hielt sich irgendwo in der Nähe auf, immer noch unsichtbar. Aber er berührte sie nicht. Und Caine auch nicht. Ihre Kraft funktionierte nur bei direktem Körperkontakt.
Spürte sie ihre eigene Kraft? Nein. Nein, das war etwas anderes. Schwach, aber eindeutig da.
Sie wandte sich ab und legte die Hand auf ihren Bauch.
»Also, Quinn. Sag schon, was für eine Krise haben wir diesmal?«, fragte Caine.
Diana wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Da war es wieder. Noch deutlicher als eben. Sie las etwas. Zwei Balken. Eindeutig.
»Eine Krankheit«, sagte Quinn. »Eine Art Grippe oder so was, nur husten sich die Kids die Lunge aus dem Leib. Sie sterben daran.«
Nein, dachte Diana. Bitte nicht!
»Und dann sind da noch diese Rieseninsekten … und Drake.«
Caine stand abrupt auf. »Drake ist am Leben?«
»In gewisser Weise ja«, antwortete Quinn düster.
»Ich muss …«, stieß Diana hervor. »Ich bin gleich wieder da.«
Sie stürzte aus dem Raum und schaffte es, sich so lange zusammenzureißen, bis sie auf ihrem Zimmer war. Dort warf sie sich aufs Bett und legte beide Hände auf ihren Bauch. Sie las ihre eigene Kraft – ein Zweier wie immer. Aber da war es wieder: eine zweite Kraft.
Unmöglich. So schnell ging das doch gar nicht. Sie versuchte, sich an den Sexualkundeunterricht zu erinnern. Der schien Jahrzehnte her zu sein. In ihrem Kopf tauchten Worte wie »Blastozyste« und »Embryo« auf.
Seit der ersten Gelegenheit für eine Befruchtung waren gerade einmal vierundzwanzig Stunden vergangen. Sie wusste, dass ein Schwangerschaftstest aus der Apotheke erst nach zehn Tagen funktionierte. Frühestens.
Absurd. Sie begann zu spinnen. Las etwas, was gar nicht da war. Bildete es sich nur ein. Das ging überhaupt nicht. Wäre viel zu früh. Unmöglich.
So unmöglich, ertönte eine grausame Stimme in ihrem Kopf, wie eine undurchdringliche Kuppel. So unmöglich wie eine Welt, aus der alle über fünfzehn mit einem Schlag verschwanden. So unmöglich wie Kojoten, die sprechen konnten.
So unmöglich wie ein Freund, der entgegen aller physikalischen Gesetze bloß die Hände auszustrecken brauchte, um ein Boot aus dem Meer zu heben.
Petes Temperatur war wieder gestiegen. Astrid hatte im ehemaligen Büro der Krankenschwester von Coates ein Fieberthermometer gefunden.
Sie musste an Schwester Temple denken – Sams Mutter. Das Büro musste ihr Arbeitsplatz gewesen sein. Es war wie alles in Coates verwüstet worden – der Medikamentenschrank war geplündert, die Glastür
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