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Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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und ausgelaugt, ohne jede Energie.
    »Alles in Ordnung?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Bei mir auch nicht.«
    »Ich …« Dekka starrte in die Finsternis, nicht einmal sicher, ob sie in seine Richtung schaute. Sie wartete, bis ihr Atem sich wieder etwas beruhigt hatte. »Ich hab Angst, dass ich nie wieder ich selbst sein werde.«
    »Ja, das kenn ich«, sagte Orc. Er stieß einen Riesenseufzer aus. »In welche Richtung gehen wir jetzt?«
    »Das spielt wahrscheinlich keine Rolle«, erwiderte Dekka. »Geh einfach los. Ich folge dem Geräusch deiner Schritte.«
    »Aaaaah!«, kreischte Cigar.
    Er hielt Astrids Hand und quetschte sie mit unglaublicher Kraft. Es war nicht das erste Mal, dass er ohne Grund zu schreien anfing. Aber diesmal gesellten sich andere Geräusche dazu. Ein Rauschen, dazu der Gestank nach Aas und dann ein Knurren.
    Cigar wurde Astrid entrissen.
    Sie ließ sich instinktiv in die Hocke fallen. Das vereitelte den Angriff eines Kojoten. Er schaffte es nicht, sie am Oberschenkel zu packen, sondern warf sie mit seinem vorbeipflügenden Körper bloß auf den Rücken.
    Sie erhob sich auf die Knie, tastete nach ihrer Schrotflinte und spürte den Stahl. Während sie sich noch fragte, ob der Lauf auch in die richtige Richtung zeigte, wurde sie ein zweites Mal umgestoßen.
    Die Kojoten sahen im Dunkeln genauso wenig wie sie. Sie konnten ihre Beute zwar aufspüren, sie aber nicht einkreisen und gezielt angreifen.
    Astrid drehte sich auf den Bauch, streckte den Arm aus und angelte blindlings nach ihrem Gewehr.
    Cigar schrie verzweifelt, zugleich wurde das Knurren der Kojoten immer wilder. Es klang frustriert – sie konnten ihre Beute nicht festnageln, nur nach Gehör und Geruch um sich schnappen.
    Astrid wälzte sich über den Boden, bis sie das Gewehr unter sich spürte. Mit bebenden Fingern zog sie es hervor. Da war der Kolben, also musste der Lauf nach vorne zeigen. Sie versuchte zu erraten, wo Cigar stand, wälzte sich noch einmal herum, hob die Waffe an und drückte ab.
    Die Stichflamme, die aus der Mündung explodierte, war schockierend. Unfassbar hell und hoch. Für einen Sekundenbruchteil sah Astrid mindestens drei Kojoten, den von ihnen eingekreisten Cigar und einen vierten, der nur wenige Schritte von ihr entfernt die Zähne fletschte.
    Der Knall war der Hammer.
    Sie hob sich auf ein Knie, zielte auf die Stelle, wo der vierte Kojote gewesen war, und drückte noch einmal ab.
    Nichts!
    Sie hatte vergessen zu laden! Hastig holte sie es nach, zielte in die schwarze Leere und drückte ab.
    BAM !
    Im Mündungsfeuer waren keine Kojoten mehr zu sehen. Cigar war nicht länger umzingelt. Seine grässlichen Glaskugelaugen waren starr auf sie gerichtet.
    Mit den Kojoten war etwas geschehen. Sie waren explodiert. Von innen nach außen gekehrt worden.
    Stille.
    Finsternis.
    Cigar keuchte. Astrid auch.
    Ein Gestank nach Gedärmen und Schießpulver.
    Es dauerte eine Weile, bis sich Astrid halbwegs gefasst hatte und anfing zu begreifen.
    »Ist der kleine Junge hier?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete Cigar.
    »Was hat er getan?«
    »Er hat sie berührt. Ist das … ist das echt?«
    »Ja«, sagte Astrid. »Ich glaube schon.«
    Sie stand mit dem qualmenden Gewehr in den Händen auf, den Blick angestrengt ins Nichts gerichtet. Sie zitterte wie Espenlaub.
    »Pete, sprich mit mir!«
    »Er kann nicht«, erklärte Cigar.
    Stille.
    »Er sagt, wenn er es tut, tut er dir weh.«
    »Mir? Wieso tut er dir nicht weh?«
    Cigar lachte, es klang aber nicht fröhlich. »Mir wurde schon wehgetan. Im Kopf.«
    Astrid holte tief Luft. »Glaubt er, dass er mich damit …?« Sie suchte nach dem richtigen Wort, um Cigar nicht zu verletzen.
    Cigar erriet, was sie sagen wollte: »… verrückt macht? Ja.«
    Astrid erschauerte. Alles, nur das nicht. Nur kein Wahnsinn. Sie hielt das Gewehr so stark umklammert, dass ihre Finger schmerzten. Es gab sonst nichts, woran sie sich festhalten konnte. Ihr Herz dröhnte so laut, dass Cigar es sicher hören konnte.
    Sie könnte die Antworten, die sie von Pete brauchte, auch über Cigar erhalten. Aber er war immer nur für kurze Zeit bei Verstand, konnte jeden Moment zu toben und zu kreischen anfangen.
    »Nein«, sagte Astrid. »Das Risiko gehe ich nicht ein. Komm, wir gehen weiter.«
    Als ob sie wüsste, wohin. Sie war Cigar gefolgt, der wiederum – zumindest hatte er das behauptet – dem kleinen Pete gefolgt war.
    Die Panik. Sie hockte ihr im Nacken, verhöhnte sie. Diese Dunkelheit war so erdrückend.

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