Gone 5: Angst (German Edition)
dass es im Inneren der Anomalie etwas oder jemanden mit unvorstellbaren Kräften gibt.«
Die Miene der Reporterin war jetzt todernst, während sie sich weiter Notizen machte. »Sie müssen mir den Namen der Person nennen, die Ihnen von der Atombombe erzählt hat. Ich brauche eine Quelle.«
Aus dem Augenwinkel konnte Connie sehen, wie sich Abana von ihr zurückzog. Verletzt, enttäuscht. Connie hatte sie angelogen. Während der vielen Monate, in denen sie alles miteinander geteilt hatten, hatte Connie Temple ihr etwas so Wesentliches verschwiegen.
Und die nächste Frage, die sich Abana stellen würde, wäre, ob ihre Freundin das alles hätte verhindern können.
»Ich kann den Namen nicht nennen«, sagte Connie.
»Dann kann ich die Geschichte nicht bringen.«
Abana stand abrupt auf und schlug so fest auf den Tisch, dass die Tassen klirrten. »Ich halte es auf. Ich rufe die Eltern an, die Familien. Ich finde einen Weg an der Straßensperre vorbei. Wenn sie mein Kind in die Luft jagen wollen, dann müssen sie mich mit in die Luft jagen.«
Connie blickte ihr nach, als sie aus dem Lokal stürmte.
»Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«, fragte die Reporterin zornig. »Sie wollen mir nicht sagen, wer Ihr Informant ist. Ich brauche den Namen, sonst sind mir die Hände gebunden.«
»Ich hab’s versprochen.«
»Ihr Sohn …«
»Darius Ashton«, presste Connie hervor. Dann, schon ruhiger und voller Selbsthass wiederholte sie: »Sergeant Darius Ashton. Wenn sein Name rauskommt, geht er ins Gefängnis.«
»Wenn ich das nicht bringe, und zwar sofort, sterben die Kinder da drin. Sie haben keine Wahl.«
»Sergeant Ashton? Sergeant Darius Ashton?«
Er erstarrte. Er kannte die Stimme nicht, die ihn von hinten angesprochen hatte, aber der Ton, die ganze Art, wie sein Name wiederholt wurde, sagten mehr, als er wissen musste.
Er zwang sich zu einem freundlichen Lächeln, drehte sich um und erblickte einen Mann und eine Frau, die ihm mit ernsten Mienen ihre Marken vors Gesicht hielten.
In diesem Moment läutete sein Handy.
»Ja, ich bin Ashton«, sagte er. »Entschuldigen Sie bitte.« Er hob das Telefon an sein Ohr.
Die FBI -Agenten schienen im ersten Moment nicht sicher, ob sie ihn daran hindern sollten, den Anruf entgegenzunehmen. Darius signalisierte ihnen mit erhobenem Finger, dass es nicht lange dauern würde, und hörte eine Zeit lang nur zu.
Er wusste, dass er sich selbst zerstörte. Dass er vor den Augen zweier FBI -Agenten etwas tat, was einem Selbstmord gleichkam.
»Ja«, sagte er schließlich. »Alles, was sie Ihnen gesagt hat, entspricht der Wahrheit.«
Erst jetzt nahmen sie ihm das Handy weg.
Zweiunddreißig
7 Stunden, 1 Minute
Diana stürzte. Ihr Körper war von Schürfwunden und blauen Flecken übersät. Ihre Handflächen, ihre Knie und Schienbeine, die Knöchel, die Fußsohlen – alles war zerschlagen, aufgeschürft und wund. Und auf ihrem Rücken, den Schultern, den Beinen und ihrem Hintern brannten die Striemen von Drakes Peitsche.
Sie spürte die Schmerzen aber kaum noch, denn ihre ganze Aufmerksamkeit war auf ihr Baby gerichtet. Es bewegte sich, trat aus und strampelte. Und es wuchs. Jedes Mal, wenn sie ihren Bauch umfasste, fühlte er sich größer an. Und gespannter. Als würde er gleich platzen.
Ein Krampf erschütterte ihren Unterleib mit einer Heftigkeit, die sie fast zusammenbrechen ließ.
Das war eine Wehe.
Das Wort tauchte aus der Tiefe ihres Gedächtnisses auf.
Wuchs ihr Bauch wirklich? War die Ungeduld ihres Babys echt oder spielte ihr Penny einen Streich?
Der Gaiaphage rief nach ihr. In ihrem Kopf. Sie spürte seine Angst, die ihr die Luft aus der Lunge presste, aber auch seine grässliche Gier. Er drängte sie, sich zu beeilen, streckte sich nach ihr aus. Wie ein kleines Kind, das ungeduldig nach seinem Eis grapscht. Gib es mir, gib es mir!
Am schlimmsten war jedoch das Echo, das von ihrem Kind ausging. Das Baby spürte den Willen des Gaiaphage. Es würde ihm gehören. Diana wusste es.
Wie lange kroch sie schon so dahin? Wie oft hatte Drake sie mit seiner Peitsche gepackt und an einer Steilwand heruntergelassen, in die sie sich gekrallt hatte, bis ihre Fingerspitzen blutig gescheuert waren?
Und dazu diese vollkommene Finsternis, die bis in ihr Innerstes vordrang und die Erinnerung an die Sonne auslöschte.
Als vor ihnen schließlich ein schwaches Leuchten auftauchte, war sie im ersten Moment überzeugt, es sei eine Halluzination. Sie hatte sich damit abgefunden, dass
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