Gone 5: Angst (German Edition)
darfst mich nicht erschrecken!« Lana war fuchsteufelswild.
Er nahm sie einfach bei der Hand und zog sie mit sich.
»Sie atmet«, sagte Virtue, als die beiden bei ihm waren. »Und ich konnte ihren Puls am Hals spüren.«
Sanjit sah Lana an, als müsste sie wissen, was das zu bedeuten hatte. Ein Mädchen mit goldener Haut und abgeschnittenen Gliedmaßen. Doch Lana starrte Taylor nur an, in ihrem Gesicht der gleiche Horror, den er empfand.
Dann sah er ein argwöhnisches Blitzen in ihren Augen. Sie verspannte sich und ihre Miene nahm diesen harten und zornigen Ausdruck an, den er schon kannte. Er überkam sie immer dann, wenn sie die Nähe des Gaiaphage spürte.
Einem abstrusen Instinkt folgend, spähte er in den Wagen. »Da liegen ihre Beine.«
»Nimm sie mit«, sagte Lana. »Virtue? Du hilfst mir, wir tragen sie rein.«
Albert erfuhr als Erster von Quinns Streik. So wie Caine hatte auch er seine Spitzel – manchmal waren es sogar dieselben Leute, nur bezahlte Albert sie besser.
Albert war neuerdings rund um die Uhr von Leibwächtern umgeben. Seit dem brutalen Raubüberfall durch die traurigen Reste der Human Crew auf sein Haus, den er nur um Haaresbreite überlebt hatte, ging er kein Risiko mehr ein.
Einen der Täter, einen Jungen namens Lance, hatte Caine hingerichtet. Den anderen, Turk, hatte er begnadigt und zu seinem persönlichen Schläger gemacht. Das war eine Botschaft an Albert. Eine Drohung.
Drei seiner insgesamt vier Leibwächter arbeiteten in Schichten von jeweils acht Stunden, sieben Tage die Woche. Der vierte wohnte in Alberts zur Festung ausgebautem neuem Haus und war in ständiger Bereitschaft. Wenn Albert vor die Tür ging, wurde er von dem Bodyguard begleitet, der gerade Dienst hatte, und dazu noch von demjenigen, der ständig da war. Zwei harte Jungs, beide schwer bewaffnet.
Albert trug mittlerweile auch selbst eine Waffe. Eine Neunmillimeter-Pistole, die in einem Lederhalfter steckte und geladen war. Außerdem hatte er gelernt, mit ihr zu schießen.
Und als letzte Sicherheitsvorkehrung hatte Albert in der ganzen Stadt verbreiten lassen, dass er jeden großzügig belohnen würde, der ihm Beweise für ein Komplott gegen ihn lieferte. Auf Alberts Seite zu stehen, zahlte sich also aus.
Nur reichte das alles leider nicht aus, um sich Caine, den selbst ernannten König, vom Hals zu schaffen.
Ihm war klar, dass er einen Kampf gegen Caine verlieren würde, also sorgte er dafür, dass er über jeden seiner Schritte Bescheid wusste. Jemand, der Caine nahestand, arbeitete insgeheim für Albert. Und trotzdem hatte ihn das jüngste Problem kalt erwischt.
Von Alberts neuer Bleibe am Stadtrand war es ein weiter Weg zum Hafen. Er beeilte sich. Er musste diese Geschichte regeln, bevor Caine es tat. Caine konnte sich nicht beherrschen, er war unberechenbar. So jemand war schlecht fürs Geschäft.
Auf dem Steg bot sich Albert kein gutes Bild. Vier Boote, die auf dem Wasser schaukelten, und fünfzehn Kids, die untätig herumsaßen. In Alberts Kopf ratterte bereits die Rechenmaschine: Essen für vielleicht noch drei Tage, noch zwei Tagesrationen blauer Fledermäuse. Sobald der Vorrat an Fledermäusen aufgebraucht war, wären die Arbeiter auf den Feldern nicht mehr sicher.
»Quinn!«, schrie er übers Wasser.
Es machte ihn wütend, drei Kids am Strand zu sehen, die offenbar nichts Besseres zu tun hatten, als zu gaffen und zu lauschen.
»Hi, Albert.« Quinn wirkte abgelenkt.
Albert war überzeugt, dass Quinn jemandem zu verstehen gab, unten zu bleiben.
»Wie lange soll das hier dauern?«, fragte Albert.
»Bis uns Gerechtigkeit widerfährt.«
» Gerechtigkeit? Mann, auf die wartet die Menschheit seit der Steinzeit.«
Darauf sagte Quinn nichts und Albert hätte sich für seine blöde Bemerkung ohrfeigen können. »Was wollt ihr, Quinn? Ich meine, ganz konkret.«
»Dass Penny verschwindet.«
»Ich kann euch nicht mehr zahlen!«, schrie Albert aufgebracht.
Quinn machte ein verblüfftes Gesicht. »Ich rede nicht von Geld.«
»Ja, ja, ich weiß! Gerechtigkeit! Aber in Wirklichkeit wollt ihr doch alle nur mehr Geld. Reden wir also darüber.«
»Penny!«, rief Quinn. »Sie verlässt die Stadt. Und kehrt nicht zurück. Wenn das geschieht, fischen wir wieder. Bis dahin bleiben wir hier sitzen.« Als müsste er seinen Worten Nachdruck verleihen, setzte er sich demonstrativ hin.
Albert biss sich vor Ärger und Ungeduld auf die Lippe. »Ist dir klar, dass du es mit Caine zu tun bekommst, wenn wir beide
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