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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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die Tür auf. Es war Andie. Die verfluchte Andie, bildhübsch, dem Anlass entsprechend in Schale geworfen, aber offensichtlich ohne kapiert zu haben, was Sache war – dass sie mir nämlich die Schlinge um den Hals legte.
    »Direkt um den Hals, Andie.« Ich zerrte sie ins Haus, und sie beäugte irritiert meine Hand auf ihrem Arm. »Du legst mir die Schlinge direkt um den Hals.«
    »Ich bin doch extra an die Hintertür gekommen«, sagte sie. Als ich sie daraufhin nur wortlos anglotzte, entschuldigte sie sich nicht, sondern wappnete sich. Ich konnte richtig sehen, wie ihr Gesicht härter wurde. »Ich musste dich sehen, Nick, das hab ich dir doch gesagt. Ich hab dir gesagt, dass ich dich jeden Tag sehen oder mit dir reden muss, und heute bist du einfach verschwunden. Direkt zur Mailbox, direkt zur Mailbox, direkt zur Mailbox.«
    »Wenn du nichts von mir hörst, heißt das, ich kann nicht reden, Andie. Herrgott nochmal, ich war in New York und hab mir einen Anwalt besorgt. Er kommt morgen früh her.«
    »Du hast dir einen Anwalt besorgt. Das hat dich so beansprucht, dass du keine zehn Sekunden Zeit hattest, um mich anzurufen?«
    Am liebsten hätte ich sie geohrfeigt. Ich holte tief Luft. Ich musste den Kontakt abbrechen. Und nicht nur wegen Tanners Warnung. Meine Frau kannte mich: Sie wusste, dass ich zu fast allem bereit war, um eine Auseinandersetzung zu vermeiden. Amy verließ sich darauf, dass ich so dumm war, die Beziehung einfach weiterlaufen zu lassen – und letztlich erwischt zu werden. Ich musste Schluss machen. Aber richtig. Überzeugen Sie die Kleine davon, dass das die einzig anständige Lösung ist .
    »Er hat mir ein paar sehr wichtige Dinge gesagt«, begann ich. »Ratschläge, die ich nicht ignorieren kann.«
    Noch gestern Abend, bei meinem Pflichtrendezvous in unserem Spiel-Fort, war ich so nett und liebevoll gewesen. So viele Versprechungen, um sie zu beruhigen. Also war sie nicht auf eine Trennung gefasst. Und würde es nicht gut aufnehmen, wenn ich Schluss machte.
    »Ratschläge? Gut. Auch, dass du aufhören sollst, dich mir gegenüber wie ein Arschloch zu benehmen?«
    Ich spürte, wie die Wut in mir hochstieg – diese Diskussion war dabei, sich in einen Highschool-Streit zu entwickeln. Ein vierunddreißigjähriger Mann mitten in der schlimmsten Nacht seines Lebens – und ich hatte einen Krach mit einem Mädchen, das angepisst war, weil es sich von mir vernachlässigt fühlte! Ich schüttelte sie, und ein winziger Speicheltropfen landete auf ihrer Unterlippe.
    »Ich – kapierst du das denn nicht, Andie? Das ist kein Witz, es geht um mein Leben!«
    »Aber ich … ich brauch dich einfach«, erwiderte sie und schaute auf ihre Hände hinunter. »Ich weiß, ich sag das andauernd, aber so ist es. Ich schaff das nicht, Nick. Ich kann so nicht weitermachen. Ich dreh durch. Ich hab dauernd solche Angst.«
    Sie hatte also Angst. Ich stellte mir vor, dass die Polizei an die Tür klopfte und mich mit dem Mädchen erwischte, das ich an dem Morgen, als meine Frau verschwunden war, gevögelt hatte. Ich war an diesem Tag bei ihr gewesen – seit unserem ersten Treffen in ihrem Apartment war ich nicht mehr dort gewesen, aber an diesem Morgen ging ich hin, weil ich mich stundenlang mit klopfendem Herzen zu überreden versucht hatte, Amy zu sagen: Ich will mich scheiden lassen. Ich hab mich in eine andere verliebt. Wir müssen Schluss machen. Ich kann nicht mehr so tun, als würde ich dich lieben, ich kann das Hochzeitstags-Ritual nicht mitmachen – das wäre noch falscher, als dich zu betrügen. (Ich weiß, über Letzteres könnte man streiten.) Aber während ich mich noch warmlief, war Amy mir zuvorgekommen, mit ihrer Rede, dass sie mich immer noch liebte (dieses verlogene Biest!), und ich hatte den Mut verloren. Stattdessen kam ich mir vor wie der letzte feige Betrüger, und gleichzeitig – was für eine klassische Zwickmühle! – sehnte ich mich umso mehr nach Andie, weil ich wusste, dass ich mich bei ihr besser fühlen würde.
    Aber jetzt war Andie nicht mehr das Allheilmittel für alle meine Ängste. Ganz im Gegenteil.
    Mit einer Begriffsstutzigkeit ohnegleichen schmiegte sie sich schon wieder an mich.
    »Schau, Andie«, sagte ich, atmete lange aus, lud sie erst gar nicht ein, sich zu setzen, sondern blieb mit ihr bewusst in der Nähe der Tür. »Du bist für mich so etwas Besonderes. Du hast das alles so unglaublich gut hingekriegt …« Sie müssen sie dazu bringen, dass sie sich für Ihre

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