Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Luft ein, atmete Klagelaute aus, und ich versuchte, sie zu bremsen, indem ich sie wieder am Arm packte. »Andie, ich möchte nicht, dass wir so …«
»Nimm gefälligst die Hände weg, lass mich los!«
Sie ging auf die Hintertür zu, und ich sah vor mir, was passieren würde, denn sie strahlte Hass und Beschämung aus wie Hitze, ich wusste, dass sie eine Flasche Wein aufmachen würde, oder auch zwei, und einer Freundin oder ihrer Mutter alles erzählen würde, und die Geschichte würde sich ausbreiten wie eine Infektion.
Ich überholte sie und verstellte ihr den Weg zur Tür – Andie, bitte –, aber sie hob die Hand, um mich zu schlagen, und ich packte erneut ihren Arm, nur um mich zu verteidigen. Wie in einem irren Tanz bewegten sich unsere ineinander verschränkten Arme auf und ab.
»Lass mich gehen, Nick, ich schwöre dir, sonst …«
»Warte einen Moment, warte. Hör mir doch erst mal zu.«
»Lass mich los!«
Sie bewegte ihr Gesicht auf mich zu, als wollte sie mich küssen. Aber sie biss mich. Unwillkürlich zuckte ich zurück, und sie rannte aus der Tür.
Amy Elliott Dunne
Fünf Tage danach
Ihr könnt mich jetzt Amy aus Ozark Mountain Country nennen. Ich habe es mir in den Hide-A-Way-Cabins gemütlich gemacht (kann man sich einen angemesseneren Namen vorstellen?), und ich sitze herum und beobachte, wie gut all die Schlösser und Riegel funktionieren, die ich angebracht habe.
Ich habe mich von Nick befreit, aber ich denke mehr an ihn als je zuvor. Letzte Nacht um 10 Uhr 04 hat mein Wegwerfhandy geklingelt. (Richtig, Nick, du bist nicht der Einzige, der den alten Trick mit dem geheimen Handy kennt.) Es war die Alarmfirma. Natürlich bin ich nicht drangegangen, aber jetzt weiß ich, dass Nick es zum Haus seines Vaters geschafft hat. Hinweis 3. Zwei Wochen, bevor ich verschwunden bin, habe ich den Code geändert und mein Geheim-Handy als die erste Nummer angegeben, die angerufen werden soll. Ich kann mir Nick vorstellen, wie er, mein Briefchen in der Hand, das staubige, stickige Haus seines Vaters betritt und mit dem Alarmcode kämpft … bis die Zeit abgelaufen ist. Biep, biep, biiiiiep! Sein Handy steht als Backup auf der Liste, wenn man mich nicht erreichen kann (und das ist zweifellos der Fall).
Also hat er den Alarm ausgelöst und mit jemandem von der Firma gesprochen, und somit ist dokumentiert, dass er nach meinem Verschwinden im Haus seines Vaters war. Was gut ist für den Plan. Er ist nicht idiotensicher, aber das muss er auch nicht sein. Ich habe der Polizei genug geliefert, um Nick vor Gericht zu bringen: der inszenierte Tatort, das weggewischte Blut, die Kreditkartenabrechnungen. Selbst die inkompetenteste Polizeitruppe wird das alles finden. Bald wird Noelle die Nachricht von meiner Schwangerschaft in Umlauf bringen (falls sie es nicht bereits getan hat). Das wird reichen, vor allem, wenn die Polizei erst mal die begabte Andie entdeckt (die so begabt ist, dass sie auf Zuruf einen blasen kann). Die ganzen Extras sind einfach Bonus-Fickdichs. Amüsante kleine Bömbchen. Ich finde es toll, dass ich eine Frau mit versteckten Sprengladungen bin.
Natürlich gehört auch Ellen Abbott zu meinem Plan. Die größte Crime-News-Sendung des Landes im Kabelfernsehen. Ich finde Ellen Abbott super, ich liebe es, wie fürsorglich und fast mütterlich sie über die verschwundenen Frauen in ihrer Sendung spricht und wie gnadenlos sie sich über einen Verdächtigen – für gewöhnlich den Ehemann – hermacht. Sie ist Amerikas Stimme für Frauengerechtigkeit. Genau aus diesem Grund würde es mir ja so gefallen, wenn sie sich meiner Geschichte annimmt. Die Öffentlichkeit muss sich gegen Nick wenden. Das gehört ebenso zu seiner Strafe wie das Gefängnis: dass der liebe Nicky, der so viel Zeit damit verbringt, sich Sorgen zu machen, ob andere Menschen ihn mögen, mitbekommt, wie alle ihn hassen. Und ich brauche Ellen, um mich über den Stand der Ermittlungen zu informieren. Hat die Polizei mein Tagebuch schon gefunden? Wissen sie Bescheid über Andie? Haben sie die hochgestufte Lebensversicherung schon entdeckt? Das ist das Schwerste: zu warten, bis dumme Menschen endlich begriffen haben.
Einmal pro Stunde stelle ich den Fernseher in meinem kleinen Zimmer an, denn ich will sehen, ob Ellen meine Geschichte schon aufgegriffen hat. Sie muss – ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich so etwas entgehen lässt. Ich bin hübsch, Nick ist hübsch, und dann hab ich auch noch den Amazing Amy
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