Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
hinter die Ohren gestrichen.
»Ich sollte gehen«, sagte ich. Inzwischen kamen die Worte leicht verschwommen heraus, als wären sie klebrig an den Rändern.
»Aber Sie haben mir ja noch nicht mal gesagt, warum Sie hier sind«, protestierte Rebecca. »Das erfordert ganz schön Mut, glaube ich – ohne einen Freund oder irgendeine Art Unterstützung loszuziehen. Ich wette, Sie ernten eine Menge blöder Blicke.«
Ich zuckte die Achseln: Was soll’s .
»Die Leute beurteilen Sie, ohne Sie überhaupt zu kennen. Wie mit diesem Handy-Foto von Ihnen im Park. Ich meine, Sie sind wahrscheinlich so erzogen worden wie ich: immer schön höflich sein. Aber keiner möchte die wahre Geschichte hören. Immer nur … ha, erwischt! Verstehen Sie?«
»Ich bin es müde, dass die Leute mich beurteilen, nur weil ich in eine bestimmte Kategorie passe.«
Sie zog die Augenbrauen in die Höhe; ihre Ohrringe bebten.
Ich dachte an Amy, die in ihrem geheimnisvollen Kontrollzentrum saß – wo immer das sein mochte –, mich beurteilte und mich selbst aus der Ferne für mangelhaft befand. Gab es denn irgendetwas, was sie dazu bringen würde, diesen Irrsinn abzublasen?
»Ich meine«, erklärte ich, »ich meine, die Leute glauben, wir hätten eine schwierige Ehe, aber in Wirklichkeit hat sie, kurz bevor sie verschwunden ist, noch eine Schatzsuche für mich organisiert.«
Entweder wollte Amy, dass ich meine Lektion lernte und als der schlimme Junge, der ich war, auf dem elektrischen Stuhl landete, oder dass ich meine Lektion lernte und sie so liebte, wie sie es verdiente, und ein guter, gehorsamer, geprügelter, schlappschwänziger kleiner Junge wurde.
»Diese wunderbare Schatzsuche.« Ich lächelte. Rebecca schüttelte den Kopf mit einem kleinen, V-förmigen Stirnrunzeln. »Meine Frau hat zu jedem Hochzeitstag eine Schatzsuche für mich veranstaltet. Ein Hinweis führt immer zu einem besonderen Ort, wo ich dann den nächsten Hinweis finde, und so weiter. Amy …« Ich bemühte mich um Tränen, begnügte mich aber schließlich damit, mir die Augen zu wischen. Die Uhr über der Tür zeigte 37 Minuten nach Mitternacht. »Bevor sie verschwunden ist, hat sie noch alle Hinweise versteckt – für dieses Jahr.«
»Bevor sie verschwunden ist, an Ihrem Hochzeitstag.«
»Ja, und das hat mir sehr geholfen. Dadurch habe ich mich ihr viel näher gefühlt.«
Rebecca zog einen Pocket-Camcorder heraus. »Lassen Sie mich ein Interview mit Ihnen machen. Vor der Kamera.«
»Schlechte Idee.«
»Ich setze es in den richtigen Kontext«, versprach sie. »Genau das brauchen Sie jetzt, Nick, ich schwöre es Ihnen. Kontext. Den brauchen Sie unbedingt. Kommen Sie, bloß ein paar Sätze.«
Ich schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich.«
»Sagen Sie einfach das, was Sie gerade gesagt haben. Ich meine es ernst, Nick. Ich bin das Gegenteil von Ellen Abbott. Die Anti-Ellen-Abbott. Und Sie brauchen mich.« Sie hielt die Kamera hoch, und das winzige rote Licht beäugte mich neugierig.
»Nein, ehrlich, stellen Sie das Ding aus.«
»Helfen Sie mir doch. Wenn ich ein Interview mit Nick Dunne kriege, ist meine Karriere gesichert, und Sie haben Ihre gute Tat für dieses Jahr getan. Bitte! Nichts Schlimmes, Nick, nur eine Minute. Eine Minute. Ich schwöre Ihnen, ich sorge dafür, dass Sie gut rüberkommen.«
Sie machte eine Handbewegung zu einem Tisch, wo wir außer Sichtweite der Glotzer waren. Ich nickte, und wir zogen um, und das kleine rote Licht war die ganze Zeit auf mich gerichtet.
»Was wollen Sie wissen?«, fragte ich.
»Erzählen Sie mir von der Schatzsuche. Das klingt romantisch. Skurril, phantastisch, romantisch.«
Übernimm die Regie der Geschichte, Nick . Für die Öffentlichkeit und für die Ehefrau. Jetzt, dachte ich. Ich bin ein Mann, der seine Frau liebt und sie finden wird. Ich bin ein Mann, der seine Frau liebt, und ich bin der Gute. Ich bin derjenige, dem man die Daumen drücken muss. Ich bin ein Mann, der nicht perfekt ist, aber meine Frau ist perfekt, und von nun an werde ich sehr, sehr gehorsam sein.
Das konnte ich besser, als Trauer vorzutäuschen. Wie gesagt, in der Sonne kann ich agieren. Trotzdem schnürte sich mir die Kehle zu, als ich mich bereit machte, die Worte auszusprechen.
»Meine Frau ist echt das coolste Mädchen, dem ich jemals begegnet bin. Wie viele Männer können das von sich behaupten? Ich hab das coolste Mädchen geheiratet, dem ich je begegnet bin.«
Duverfluchtesbiestduverfluchtesbiestduverfluchtesbiest. Komm
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