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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Socken machten und meine verdammte Frau suchten. Aber natürlich sagte ich das nicht laut; ich sage Dinge oft nicht laut, selbst wenn ich das sollte. Ich fresse viel zu viel in mich hinein, ich halte viel zu viel zurück: In meinem Bauch-Keller sind hundert Flaschen voller Wut, Angst und Verzweiflung, aber das würde man niemals erraten, wenn man mich sieht.
    »Der fünfte, große Sache. Lassen Sie mich raten – Reservierung im Houston’s?«, fragte Gilpin. Das war das einzig gehobene Restaurant der Stadt. Ihr müsst echt alle mal das Houston’s ausprobieren, hatte meine Mom gesagt, als wir nach Carthage zurückgekommen waren. Sie dachte, das wäre ein einmaliger Geheimtipp, und hoffte, es würde meiner Frau gefallen.
    »Ja, klar. Houston’s.«
    Damit hatte ich die Polizei zum fünften Mal belogen. Und ich fing gerade erst an.

Amy Elliott Dunne
    5. Juli 2008
    Tagebucheintrag
    Ich bin fett vor Liebe! Heiser vor Überschwang! Ich platze vor Hingabe! Eine glückliche fleißige Biene ehelicher Schwärmerei. Ich summe buchstäblich um ihn herum, kümmere mich, umsorge ihn. Ich habe mich in etwas sehr Seltsames verwandelt, nämlich in eine Ehefrau. Ich ertappe mich dabei, wie ich Gespräche – umständlich, unnatürlich – so steure, dass ich seinen Namen laut aussprechen kann. Ich bin eine Ehefrau geworden, eine Langweilerin, ich laufe Gefahr, aus dem Club der Unabhängigen Jung-Feministinnen ausgestoßen zu werden. Aber das ist mir egal. Ich zahle seine Rechnungen, ich schneide ihm die Haare. Ich bin so retro geworden, dass ich eines Tages wahrscheinlich das Wort Geldbeutel benutzen werde und in meinem schwingenden Tweedmantel, mit rotgeschminkten Lippen, zur Tür rausgehe und mich auf den Weg zum Schönheitssalon mache. Nichts beunruhigt mich. Alles sieht aus, als wollte es gut werden, jedes Ärgernis verwandelt sich in eine amüsante Anekdote, die beim Abendessen zum Besten gegeben werden kann. Ich hab heute einen Landstreicher umgebracht, Schatz … hahahahaha! Ah, ist das nicht lustig?!
    Nick ist wie ein guter starker Drink: Er verleiht allem die richtige Perspektive. Keine andere Perspektive, sondern die richtige Perspektive. Bei Nick ist es echt kein Ding, wenn die Stromrechnung ein paar Tage zu spät bezahlt wird oder wenn mein neuester Test ein bisschen lahm ausfällt. (Der letzte war, ohne Witz: »Was für ein Baum wärst du?« Ich bin ein Apfelbaum! Das hat nichts zu bedeuten!) Es spielt keine Rolle, wenn die neue Amazing Amy von der Kritik verrissen wird und der Verkauf nach einem trägen Anfang nun total stagniert. Es macht nichts, in welcher Farbe ich unser Zimmer streiche, wie lange ich im Verkehr feststecke, ob das, was wir recyceln, wirklich und wahrhaftig recycelt wird. (Mal ganz ehrlich, New York – klappt das?) Es spielt keine Rolle, weil ich endlich den Richtigen gefunden habe. Es ist Nick, entspannt und gelassen, schlau und witzig und unkompliziert. Nicht gequält, sondern glücklich. Nett. Und einen großen Penis hat er auch.
    Alles, was ich an mir nicht mag, ist in meinem Kopf ganz nach hinten gerückt. Vielleicht ist es das, was ich an Nick am meisten mag – wie er mich verändert. Nicht, wie er meine Gefühle zu mir selbst verändert, nein, einfach, wie er mich verändert. Ich bin lustig, ich bin verspielt, ich bin mutig. Ich fühle mich auf natürliche Weise glücklich und zufrieden. Ich bin eine Ehefrau! Komisch, dieses Wort zu gebrauchen. (Ernsthaft, noch mal zurück zum Recycling, New York – komm schon, nur ein kleines Zwinkern.)
    Wir machen alberne Sachen, zum Beispiel sind wir letztes Wochenende nach Delaware gefahren, weil wir beide noch nie Sex in Delaware hatten. Ich beschreibe die Szene, denn jetzt ist sie echt was für die Nachwelt. Wir fahren über die Staatsgrenze – Willkommen in Delaware! steht auf dem Schild, außerdem: Kleines Wunder und: Erster Bundesstaat und: Die Heimat des Tax-Free-Shopping .
    Delaware, ein Staat mit vielen tollen Identitäten.
    Ich lotse Nick auf den ersten Feldweg, den ich entdecke, und wir holpern fünf Minuten durch die Schlaglöcher, bis wir schließlich auf allen Seiten von Kiefern umgeben sind. Wir sagen beide kein Wort. Er schiebt seinen Sitz zurück, ich ziehe meinen Rock hoch. Ich trage keine Unterwäsche, und ich sehe, wie sein Mund, sein ganzes Gesicht schlaff wird und einen benommenen, aber entschlossenen Ausdruck annimmt, wie immer, wenn er geil wird. Ich steige auf ihn, wende ihm den Rücken zu, das Gesicht zur

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