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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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konnte, einen Stapel Lexika neben mir. Mir war schwindlig. Jetzt bloß nicht lachen .
    Boney runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    »Amy lebt, es geht ihr gut, und sie will Nick reinlegen«, wiederholte mein Handlungsbevollmächtigter.
    Die Cops wechselten einen Blick, über den Tisch gebeugt: unglaublich, dieser Typ.
    »Warum sollte sie so etwas tun?«, fragte Gilpin und rieb sich die Augen.
    »Weil sie ihn hasst. Offensichtlich. Er war ein beschissener Ehemann.«
    Boney schaute zu Boden und atmete hörbar aus. »Da gebe ich Ihnen recht.«
    Gleichzeitig sagte Gilpin: »Ach, Herrgott nochmal.«
    »Ist sie verrückt , Nick?«, fragte Boney und beugte sich wieder zu mir. »Was Sie da sagen, ist schlicht verrückt. Hören Sie mich? Es hätte bestimmt sechs Monate, nein, ein Jahr gedauert, das alles zu inszenieren. Dann hätte Amy Sie ein ganzes Jahr inbrünstig gehasst, Ihnen ein ganzes Jahr Schaden zufügen wollen – und zwar in höchstem Maße, unerbittlich! Wissen Sie, wie schwer es ist, so einen Hass so lange am Leben zu erhalten?«
    Sie konnte das. Amy konnte das.
    »Warum hat sie sich dann nicht einfach scheiden lassen?«, fauchte Boney.
    »Weil das ihrem … ihrem Gerechtigkeitssinn nicht entsprechen würde«, antwortete ich. Tanner warf mir wieder einen Blick zu.
    »Herrgott, Nick, haben Sie nicht endlich genug davon?«, fragte Gilpin. »Wir haben es hier in den eigenen Worten Ihrer Frau vor uns liegen: Ich glaube, er will mich umbringen .«
    Irgendwann hatte ihm mal jemand gesagt: Benutz den Namen eines Verdächtigen so oft wie möglich, dann fühlt er sich wohl. Das gleiche Prinzip, wie wenn man etwas verkaufen möchte.
    »Waren Sie in letzter Zeit mal im Haus Ihres Vaters, Nick?«, fragte Boney. »Zum Beispiel am 9. Juli?«
    Fuck. Deshalb hatte Amy den Code der Alarmanlage geändert. Wieder war ich angewidert von mir selbst: dass meine Frau mich zweimal gelinkt hatte. Nicht nur hatte sie mich dazu gebracht zu glauben, sie würde mich noch lieben, sie hatte mich praktisch gezwungen, mich selbst zu belasten . Dieses böse, böse Mädchen – um ein Haar hätte ich gelacht. Herr im Himmel, ich hasste sie, aber ich konnte nicht anders, als sie zu bewundern, dieses Miststück.
    »Amy hat ihre Hinweise eingesetzt«, begann Tanner, »um meinen Mandanten zu zwingen, die Orte aufzusuchen – Hannibal, das Haus von Nicks Vater –, an denen sie Indizien deponiert hatte, die ihn belasten würden. Mein Mandant und ich haben diese Hinweise übrigens mitgebracht. Als kleine Gefälligkeit.«
    Er zog die Hinweise und Liebesbriefchen heraus und fächerte sie auf wie bei einem Kartentrick. Ich schwitzte, während die Cops sie lasen, und wünschte mir mit aller Macht, dass sie aufschauen und mir sagen würden, dass jetzt alles klar war.
    »Okay. Sie sagen also, Amy hat Sie so gehasst, dass sie Monate damit zugebracht hat, Ihnen einen Mord in die Schuhe zu schieben?«, fragte Boney mit der ruhigen, gemäßigten Stimme eines enttäuschten Elternteils.
    Ich sah sie ausdruckslos an.
    »Das klingt nach einer wirklich sehr wütenden Frau, Nick«, sagte sie. »Sie überschlägt sich praktisch, um sich bei Ihnen zu entschuldigen, um vorzuschlagen, dass Sie beide noch mal von vorn anfangen, um Ihnen zu sagen, dass sie Sie noch immer liebt: Du bist so gut, so warmherzig. Du bist meine Sonne. Du bist brillant, du bist witzig .«
    »Ach, verdammt nochmal.«
    »Das ist wieder einmal eine sehr sonderbare Reaktion für einen unschuldigen Mann, Nick«, sagte Boney. »Da sitzen wir und lesen Ihnen diese Komplimente vor, vielleicht die letzten Worte Ihrer Frau, und Sie machen ein wütendes Gesicht. Ich erinnere mich noch an die allererste Nacht: Amy ist verschwunden, Sie kommen hierher, wir setzen Sie fünfundvierzig Minuten in genau diesen Raum hier, und Sie wirken total gelangweilt . Wir haben Sie auf der Überwachungskamera beobachtet, Sie sind fast eingeschlafen.«
    »Das hat doch überhaupt nichts mit der Sache zu tun …«, sagte Tanner.
    »Ich habe mich bemüht, ruhig zu bleiben.«
    »Ja, Sie haben sehr, sehr ruhig gewirkt«, meinte Boney ironisch. »Die ganze Zeit schon haben Sie sich … völlig unangemessen benommen. Ohne Gefühle, schnoddrig.«
    »So bin ich eben, merken Sie das nicht? Ich beherrsche mich, allzu sehr, Amy weiß das … sie hat sich dauernd darüber beklagt. Dass ich nicht mitfühlend genug bin, dass ich mich in mich zurückziehe, dass ich nicht mit schwierigen Gefühlen umgehen kann – Traurigkeit,

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