Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Sie, was wir noch erfahren haben, Nick, als wir diesen Eintrag unserem Medizinexperten gezeigt haben?«
»Vergiftung«, blökte ich, und Tanner starrte mich an: Ruhig bleiben .
Boney stotterte eine Sekunde: das war nicht die Information, die ich hätte liefern sollen.
»Ja, Nick, danke: Frostschutzmittelvergiftung«, sagte sie. »Wie aus dem Lehrbuch. Sie hatte Glück, dass sie überlebt hat.«
»Sie hat nicht überlebt, weil das nie passiert ist«, entgegnete ich. »Wie Sie schon gesagt haben, es ist wie aus dem Lehrbuch – aus dem Internet abgeschrieben.«
Boney runzelte die Stirn, wollte aber nicht anbeißen. »Das Tagebuch vermittelt kein hübsches Bild von Ihnen, Nick«, fuhr sie fort und strich dabei mit einem Finger über ihren Zopf. » Misshandlung – Sie haben Ihre Frau geschubst. Stress – Sie sind schnell wütend geworden. Sexuelle Beziehungen, die hart an Vergewaltigung grenzten. Am Ende hatte Amy anscheinend furchtbare Angst vor Ihnen. Es tut weh, das zu lesen. Die Waffe, über die wir uns Gedanken gemacht haben – sie sagt, dass sie sie wollte, weil sie sich vor Ihnen fürchtete. Hier ist ihr letzter Eintrag: Womöglich bringt mich dieser Mann noch um. Womöglich bringt mich dieser Mann noch um, hier steht es, in ihren eigenen Worten.«
Meine Kehle war wie zugeschnürt, ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Angst hauptsächlich, aber dann war da eine Welle der Wut. Verfluchtes Miststück, verfluchtes Miststück, Fotze, Fotze, Fotze.
»Was für ein schlauer, praktischer letzter Satz«, sagte ich. Tanner legte seine Hand auf meine, um mich zum Schweigen zu bringen.
»Sie sehen aus, als wollten Sie Ihre Frau noch einmal töten, jetzt, in diesem Moment«, meinte Boney.
»Sie haben uns nichts als Lügen erzählt, Nick«, sagte Gilpin. »Sie behaupten, Sie waren an dem Morgen am Strand. Jeder, mit dem wir gesprochen haben, sagt, dass Sie den Strand hassen. Sie haben behauptet, Sie hätten keine Ahnung, was all diese Anschaffungen auf Ihrer ausgepowerten Kreditkarte sind. Jetzt haben wir einen Schuppen, der voll ist mit genau diesen Sachen, und überall sind Ihre Fingerabdrücke . Wir haben eine Ehefrau, die an etwas leidet, was sich wie eine Frostschutzmittelvergiftung anhört, und das ein paar Wochen, bevor sie verschwindet . Ich meine … Kommen Sie.« Er machte eine Kunstpause.
»Sonst noch etwas Interessantes?«, fragte Tanner.
»Wir können Sie in Hannibal lokalisieren, wo ein paar Tage später die Handtasche Ihrer Frau auftaucht«, fuhr Boney fort. »Wir haben eine Nachbarin, die Sie beide in der Nacht davor streiten hört. Eine Schwangerschaft, die Sie nicht wollten. Eine Bar, die Sie mit dem Geld Ihrer Frau bezahlt haben und die bei einer Scheidung an Ihre Frau zurückfallen würde. Und dann natürlich noch: eine heimliche Freundin, seit über einem Jahr.«
»Jetzt können wir Ihnen noch helfen, Nick«, sagte Gilpin. »Wenn wir Sie erst verhaftet haben, nicht mehr.«
»Wo haben Sie das Tagebuch entdeckt? Im Haus von Nicks Vater vielleicht?«, fragte Tanner.
»Ja«, antwortete Boney.
Tanner nickte mir zu: Das war es, was wir nicht gefunden haben . »Lassen Sie mich raten: ein anonymer Tipp.«
Keiner der Cops antwortete.
»Darf ich fragen, wo in dem Haus Sie es gefunden haben?«, fragte ich.
»In der Feuerungsanlage. Ich weiß, Sie dachten, Sie hätten es verbrannt. Es hat auch Feuer gefangen, aber die Zündflamme war zu klein, sie ist erstickt. Deshalb sind nur die äußeren Ränder verbrannt«, erklärte Gilpin. »Ein großes Glück für uns.«
Der Heizkessel – wieder ein Insiderwitz von Amy. Sie hatte immer verkündet, dass sie nur staunen konnte, wie wenig ich von Dingen verstand, die Männer angeblich verstehen sollten. Bei unserer Suche hatte ich sogar einen Blick in den alten Heizkessel meines Vaters geworfen, mit seinen Rohren und Drähten und Hähnen, war aber eingeschüchtert davor zurückgewichen.
»Das war kein Glück. Sie sollten das Buch finden«, sagte ich.
Boney verzog den linken Mundwinkel zu einem Lächeln. Sie lehnte sich zurück und wartete, entspannt wie der Star einer Eistee-Reklame. Ich nickte Tanner verärgert zu: Los!
»Amy Elliott Dunne lebt, und sie will Nick Dunne den Mord an ihr anhängen«, sagte er. Ich verschränkte meine Hände und setzte mich aufrecht, versuchte, alles zu tun, was mir eine Aura der Vernunft verleihen würde. Boney starrte mich an. Ich brauchte eine Pfeife, eine Brille, die ich wirkungsvoll abnehmen
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