Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Schuldgefühle. Sie wusste , dass ich verdächtig wirken würde, höllisch verdächtig. Großer Gott! Reden Sie doch mal mit Hilary Handy, ja? Reden Sie mit Tommy O’Hara. Ich hab mit ihnen gesprochen. Die können Ihnen genau sagen, wie Amy drauf ist.«
»Wir haben schon mit den beiden gesprochen«, sagte Gilpin.
»Und?«
»Hilary Handy hat in den Jahren nach der Highschool zwei Selbstmordversuche gemacht. Tommy O’Hara war zweimal im Entzug.«
»Wahrscheinlich wegen Amy.«
»Oder weil sie zutiefst labile, von Schuldgefühlen geplagte Menschen sind«, erwiderte Boney. »Beschäftigen wir uns wieder mit der Schatzsuche.«
Gilpin verlas Hinweis 2, laut und absichtlich monoton.
Du hast mich hierhergebracht, damit ich deine Kindheit sehe
Und die Jungsabenteuer mit löchrigen Jeans und Schirmmütze verstehe.
Die andern vergessen wir, die sind uns egal,
Komm küss mich … so, wie ganz früher einmal.
»Sie behaupten also, das hat sie geschrieben, um Sie zu zwingen, nach Hannibal zu fahren?«, fragte Boney.
Ich nickte.
»Da steht aber nirgends was von Hannibal«, fuhr sie fort. »Es wird nicht mal angedeutet.«
»Die Schirmmütze, das ist ein alter Insiderwitz zwischen uns, über …«
»Ah, ein Insiderwitz«, sagte Gilpin.
»Und was ist mit dem nächsten Hinweis, mit dem kleinen braunen Haus?«, fragte Boney.
»Ich soll zum Haus meines Vaters gehen«, antwortete ich.
Boney Gesicht wurde wieder streng. »Nick, das Haus Ihres Vaters ist aber blau.« Sie drehte sich zu Tanner um und verdrehte die Augen: Mehr haben Sie nicht zu bieten?
»Das letzte Geschenk hier«, sagte Tanner und schob die Kiste über den Tisch, »ist ein nicht sonderlich subtiler Hinweis. Marionetten, Punch und Judy. Wie Sie sicher wissen, bringt Punch Judy und ihr Baby um. Mein Mandant hat sie entdeckt, und wir wollten dafür sorgen, dass Sie sie bekommen.«
Boney zog die Kiste zu sich, streifte Gummihandschuhe über und holte die Marionetten heraus. »Schwer«, stellte sie fest. »Massiv.« Sie untersuchte die Spitze am Kleid der Frauenpuppe und den Narrenkittel an der Männerpuppe. Dann nahm sie den Mann und untersuchte den dicken Holzhebel mit seinen Fingerrillen.
Auf einmal erstarrte sie und runzelte die Stirn. Dann legte sie die männliche Puppe weg und hielt die weibliche kopfüber, so dass ihr Rock hochflog.
»Diese hier hat keinen Griff«, stellte sie fest. »Gab es denn mal einen?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Einen Griff wie ein Kantholz, mit Rillen, damit man ihn gut festhalten kann?«, blaffte sie. »Einen Griff, der aussieht wie ein gottverdammter Knüppel?«
Sie starrte mich an, und ich wusste genau, was sie jetzt dachte: Du spielst ein Spielchen mit uns. Du bist ein Soziopath. Du bist ein Mörder.
Amy Elliott Dunne
Elf Tage danach
Heute Abend wird Nicks vielgepriesenes Interview mit Sharon Schieber gesendet. Ich wollte es mir eigentlich mit einer guten Flasche Wein nach einem schönen heißen Bad anschauen und es gleichzeitig aufnehmen, damit ich mir Notizen zu seinen Lügen machen kann. Jede Übertreibung, jede Halbwahrheit, jede Flunkerei, jede unverschämte Lüge, die er von sich gibt, möchte ich aufschreiben, damit ich an meiner Wut gegen ihn feilen kann. Sie ist mir nach dem Blog-Interview ein wenig entglitten – nach diesem einen , besoffenen, zufälligen Interview! –, und das kann ich nicht zulassen. Ich werde nicht weich werden. Ich bin kein Trottel. Trotzdem will ich unbedingt hören, was er über Andie denkt, jetzt, wo sie geplaudert hat, wie er das hinbiegen will.
Ich möchte mir die Sendung alleine ansehen, aber Desi schwänzelt den ganzen Tag um mich herum, schwebt in jedes Zimmer, in das ich mich zurückziehe, wie eine unerwartete Regenwolke, unvermeidlich. Ich kann ihm nicht sagen, er soll verschwinden, weil ich ja in seinem Haus bin. Ich habe es schon versucht, aber es funktioniert nicht. Dann sagt er, dass er die Leitungen im Keller überprüfen will oder in den Kühlschrank schauen, damit er weiß, was fehlt.
Das wird immer so weitergehen, denke ich. So wird mein Leben aussehen. Er wird auftauchen, wenn er Lust dazu hat, und bleiben, solange er will, er wird herumwatscheln und Konversation machen, und dann wird er sich hinsetzen und mir zu verstehen geben, dass ich mich auch setzen soll, und er wird eine Flasche Wein aufmachen, und auf einmal teilen wir uns eine Flasche, und ich kann nichts dagegen machen.
»Ich bin echt fertig«, sage ich.
»Ertrage deinen Gönner doch noch
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