Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
versperrt. »Nick zieht eine Show ab. Er will sich als guter, reumütiger Kerl darstellen. Ich gebe ja zu, dass er das spitzenmäßig meistert, aber es ist nicht real – er hat nicht mal erwähnt, dass er dich geschlagen und vergewaltigt hat. Ich weiß wirklich nicht, warum der Kerl immer noch so viel Einfluss auf dich hat. Muss irgend so ein Stockholm-Syndrom-Ding sein.«
»Ich weiß«, entgegne ich. Ich weiß genau, was ich Desi sagen muss. »Du hast recht. Vollkommen recht. Ich habe mich so lange nicht mehr so sicher gefühlt, Desi, aber ich bin immer noch … ich sehe ihn und … ich wehre mich dagegen, aber er hat mir weh getan … jahrelang.«
»Vielleicht sollten wir das lieber nicht weiter anschauen«, sagt er, zwirbelt eine Haarsträhne von mir zwischen den Fingern und beugt sich viel zu nahe zu mir.
»Nein, lass es an«, sage ich. »Ich muss mich dem stellen. Mit dir. Mit dir kann ich das.« Ich nehme seine Hand. Und jetzt halt endlich den Mund.
Ich wünsche mir einfach nur, dass Amy heimkommt, damit ich den Rest meines Lebens Wiedergutmachung leisten und sie so behandeln kann, wie sie es verdient.
Nick verzeiht mir also – ich hab dich gelinkt, du hast mich gelinkt, versöhnen wir uns wieder. Was, wenn sein Code stimmt? Nick möchte mich zurückhaben. Nick möchte, dass ich zu ihm zurückkomme, damit er alles wiedergutmachen kann. Damit er mich den Rest seines Lebens so behandeln kann, wie ich es verdiene. Das klingt ziemlich schön. Wir könnten zurück nach New York ziehen. Seit meinem Verschwinden ist der Verkauf der Amazing-Amy -Bücher enorm angestiegen – drei Generationen von Lesern haben sich daran erinnert, wie sehr sie mich lieben. Meine gierigen, dummen, unverantwortlichen Eltern können mir endlich meinen Trustfonds zurückzahlen. Mit Zinsen.
Denn ich möchte mein altes Leben zurück. Beziehungsweise mein altes Leben mit meinem alten Geld und meinem Neuen Nick. Dem Nick, der mich liebt, ehrt und mir gehorcht. Vielleicht hat er seine Lektion gelernt. Vielleicht wird er wieder so sein wie früher. Denn ich hänge meinen Tagträumen nach – gefangen in der Hütte in den Ozarks, gefangen in Desis Villenkomplex habe ich eine Menge Zeit zu träumen, und ich träume von dem Nick in unserer Anfangszeit. Eigentlich dachte ich, ich würde davon träumen, wie Nick im Gefängnis in den Arsch gefickt wird, aber in letzter Zeit habe ich das nicht mehr so oft getan. Ich denke an die ganz frühen Tage, als wir nebeneinander im Bett lagen, nackte Haut auf kühler Baumwolle, und er starrte mich einfach nur an, streichelte mit einem Finger über meinen Unterkiefer, vom Kinn bis zum Ohr, und ich zuckte zusammen, dieses leichte Kitzeln am Ohrläppchen, durch all die Muschelkurven in meinem Ohr bis in den Haaransatz, und dann nahm er eine Strähne in die Hand und zupfte zweimal daran, ganz sanft, als würde er an einer Glocke läuten. Und er sagte: »Du bist besser als jedes Märchenbuch, du bist besser als alles, was sich irgendjemand ausdenken könnte.«
Nick hat mich geerdet. Nick war nicht wie Desi, der mir Dinge geschenkt hat, die ich wollte (Tulpen, Wein), nur damit ich mache, was er will (ihn lieben). Nick wollte einfach nur, dass ich glücklich bin, weiter nichts, ganz rein. Vielleicht habe ich das irrtümlich für Faulheit gehalten. Ich möchte nur, dass du glücklich bist, Amy. Wie oft er das gesagt hat, und ich habe es immer verstanden als: Ich möchte nur, dass du glücklich bist, Amy, denn dann habe ich meine Ruhe. Aber vielleicht war das unfair. Na ja, nicht unfair, sondern verwirrt. Es gab noch nie einen Menschen, den ich geliebt habe und der keine Agenda hatte. Woher also hätte ich es wissen sollen?
Es ist wirklich wahr. Diese grausige Situation war nötig, damit wir es erkennen. Nick und ich passen zueinander. Ich bin ein bisschen zu viel, er ist ein bisschen zu wenig. Ich bin ein Dornbusch, der seine Stacheln zeigt, weil meine Eltern mir viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt haben, und er ist ein Mann mit einer Million kleiner Stichwunden, die sein Vater ihm zugefügt hat, und meine Stacheln passen perfekt in sie hinein.
Ich muss nach Hause zu ihm.
Nick Dunne
Vierzehn Tage danach
Ich erwachte auf der Couch meiner Schwester mit einem fürchterlichen Kater und dem Drang, meine Frau umzubringen. In den Tagen nach dem Tagebuch-Verhör auf der Polizeiwache war das ziemlich normal. Immer wieder stellte ich mir vor, wie ich Amy irgendwo in einem Spa an der Westküste aufspüre,
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