Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
das Briefpapier mit dem Monogramm von Crane & Co., das er sich gewünscht hat, mit der klaren Groteskschrift in Jägergrün, auf dem dicken cremigen Papier, für üppige Tinte, für seine Schriftstellersätze. Briefpapier für einen Schriftsteller und seine Frau, die vielleicht auch nach dem einen oder anderen Liebesbrief angelt.
Vielleicht werden wir danach noch einmal miteinander schlafen. Und spätabends vielleicht noch einen Burger essen. Und noch ein bisschen Scotch trinken. Voilà: das glücklichste Paar der ganzen Gegend! Und dann wird immer behauptet, die Ehe wäre harte Arbeit.
Nick Dunne
Die Nacht, als
Boney und Gilpin verlegten unser Gespräch auf die Polizeiwache, die aussieht wie eine heruntergekommene Kommunalbank. Vierzig Minuten saß ich allein in einem kleinen Raum und musste meine ganze Willenskraft aufbringen, um mich nicht zu bewegen. Wenn man so tut, als wäre man ruhig, ist man ruhig – in gewisser Weise. Ich fläzte mich über den Tisch, legte das Kinn auf den Arm. Und wartete.
»Möchten Sie Amys Eltern anrufen?«, hatte Boney gefragt.
»Ich möchte sie nicht in Panik versetzen«, antwortete ich. »Wenn wir in einer Stunde noch nichts von ihr gehört haben, rufe ich an.«
Dieses Gespräch hatten wir inzwischen schon dreimal geführt.
Schließlich kamen die beiden Detectives rein und nahmen mir gegenüber Platz. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu lachen, weil das Ganze sich dermaßen nach Fernsehsendung anfühlte. Es war der gleiche Raum, durch den ich mich seit einem Jahrzehnt in allen Spätfilmen auf Kabel surfte, und die beiden Cops – erschöpft, aber robust – benahmen sich wie die dazugehörigen Stars. Total künstlich. Disney World Police Station. Boney hatte sogar einen Pappbecher mit Kaffee und einen braunen Umschlag in der Hand, der aussah wie eine Requisite. Eine Cop-Requisite. Mir wurde ganz schwindlig, und einen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass wir alle nicht echt waren. Spielen wir das Verschwundene-Frau-Spiel!
»Alles klar bei Ihnen, Nick?«, fragte Boney.
»Alles klar, ja. Warum?«
»Sie lächeln.«
Die Schwummrigkeit rutschte auf den gefliesten Boden. »Entschuldigung, es ist nur alles so …«
»Ich weiß«, sagte Boney, und ihr Blick fühlte sich an, als würde sie meine Hand tätscheln. »Es ist sonderbar, ich weiß.« Sie räusperte sich. »Zuerst einmal möchten wir gern dafür sorgen, dass Sie es hier einigermaßen bequem haben. Wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie uns bitte Bescheid. Je mehr Informationen Sie uns geben können, desto besser, aber Sie können natürlich auch jederzeit gehen, gar kein Problem.«
»Ich stehe zur Verfügung.«
»Okay, großartig, danke«, sagte sie. »Ähm, okay. Ich möchte gern erst mal die lästigen Dinge aus dem Weg räumen. Den Mist. Wenn Ihre Frau wirklich entführt worden ist – das wissen wir noch nicht, aber falls es sich herausstellen sollte –, wollen wir den Kerl natürlich kriegen, und wenn wir ihn kriegen, dann wollen wir ihn festnageln, und zwar richtig. Keine Hintertürchen. Kein Spielraum.«
»Gut.«
»Deshalb müssen wir Sie erst mal ausschließen, ganz schnell, ganz einfach. Damit der Kerl später nicht behaupten kann, dass wir Sie nicht ausgeschlossen haben, verstehen Sie, was ich meine?«
Ich nickte automatisch. Eigentlich wusste ich überhaupt nicht, was sie meinte, aber ich wollte unbedingt kooperativ erscheinen. »Ich stehe zur Verfügung.«
»Wir wollen Sie nicht erschrecken«, fügte Gilpin hinzu. »Wir wollen nur alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
»Von mir aus ist das vollkommen in Ordnung.« Es ist immer der Ehemann, dachte ich. Jeder weiß, dass es immer der Ehemann ist, warum sagen die dann nicht einfach: Wir verdächtigen Sie, weil Sie der Ehemann sind, und es ist immer der Ehemann. Man braucht sich doch nur Dateline anzuschauen .
»Okay, sehr gut, Nick«, sagte Boney. »Dann nehmen wir doch gleich eine DNA-Probe aus Ihrem Mund, damit wir die ganze DNA im Haus ausschließen können, die nicht Ihnen gehört. Ist das in Ordnung für Sie?«
»Klar.«
»Außerdem möchte ich mir gern Ihre Hände anschauen, wegen Schmauchspuren. Wiederum, nur für den Fall …«
»Moment, Moment, Moment. Haben Sie irgendwas gefunden, was darauf hindeutet, dass meine Frau …?«
»Neinneinnein, Nick«, fiel Gilpin mir ins Wort. Er zog einen Stuhl an den Tisch und setzte sich verkehrt herum darauf. Ich fragte mich, ob Cops das wirklich taten. Oder hatte es ein schlauer
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