Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Windschutzscheibe, ans Lenkrad gedrückt, und als wir uns zusammen bewegen, gibt die Hupe ein heiseres Jammern von sich, als wollte sie mein Stöhnen imitieren, und meine Hand macht leise Quietschgeräusche auf der Windschutzscheibe. Nick und ich können überall kommen, wir kriegen beide kein Lampenfieber, und darauf sind wir ziemlich stolz. Danach fahren wir direkt wieder nach Hause. Ich esse Beef Jerky und lege meine nackten Füße aufs Armaturenbrett.
Wir lieben unser Haus. Das Haus, das Amazing Amy gebaut hat. Ein Brooklyner Sandsteinhaus, direkt an der Promenade, mit dem Breitwandausblick auf Manhattan. Es ist extravagant, und ich habe ein schlechtes Gewissen, aber es ist einfach perfekt. Wo ich nur kann, kämpfe ich gegen die Aura des reichen, verwöhnten Mädchens. Wir machen viel in Eigenarbeit. Über zwei Wochenenden haben wir die Wände gestrichen: frühlingsgrün und samtblau. Zumindest theoretisch. Keine der Farben kam so raus, wie wir es uns vorgestellt hatten, aber wir tun so, als würden sie uns trotzdem gefallen. Außerdem füllen wir unser Heim mit Krimskrams vom Flohmarkt. Wir kaufen LPS für Nicks Plattenspieler. Gestern Abend haben wir uns auf den alten Perserteppich gesetzt, Wein getrunken und dem Vinyl-Knistern gelauscht, während der Himmel langsam dunkel wurde. Als in Manhattan die Lichter angingen, sagte Nick: »So habe ich es mir immer vorgestellt. Genau so.«
Am Wochenende liegen wir unter vier Schichten Bettzeug, unsere Gesichter warm unter einem sonnenbeschienenen gelben Federbett. Sogar die Dielen sind fröhlich: Zwei alte knarzige Latten rufen uns freundlich zu, wenn wir zur Tür gehen. Ich liebe es, ich liebe es, dass es uns gehört, dass zu der alten Bodenlampe und dem unförmigen Tonbecher neben dem Kaffeebereiter, in dem sich lediglich eine einzelne Büroklammer befindet, großartige Geschichten gehören. Ich verbringe die Tage damit, mir Gedanken darüber zu machen, was ich Nettes tun kann – eine Pfefferminzseife für ihn kaufen, die sich in seiner Hand anfühlt wie ein warmer Stein, oder vielleicht eine schmale Scheibe Forelle, die ich braten und ihm servieren könnte, eine Ode an seine Flussdampferzeit. Ich weiß, ich bin albern. Aber es gefällt mir so – ich habe nicht gewusst, dass ich in der Lage bin, für einen Mann so alberne Dinge zu tun. Es ist eine große Freude für mich. Sogar über seine Socken gerate ich in Verzückung, denn er wirft sie in hinreißenden Knäueln ab, als hätte ein Welpe sie aus einem anderen Zimmer hereingeschleppt.
Wir feiern unseren ersten Hochzeitstag, und ich bin fett vor Liebe, obwohl die Leute uns ständig eingeredet haben, dass das erste Jahr schwer ist – als wären wir naive Kinder, die in den Krieg ziehen. Es war nicht schwer. Wir sind dazu bestimmt, miteinander verheiratet zu sein. Heute ist unser erster Hochzeitstag, Nick ist um Mittag mit der Arbeit fertig, und meine Schatzsuche wartet schon auf ihn. Lauter persönliche Dinge als Hinweise, über unser gemeinsames erstes Jahr:
Sollte er sich erkälten, mein süßer Mann, dann
hilft nur dieses Gericht, das man kaufen kann.
Antwort: die Tom-Yam-Suppe von Thai Town in der President Street. Heute Nachmittag wird der Manager persönlich dort sein und ein Schüsselchen zum Probieren und den nächsten Hinweis bereithalten.
Außerdem McMann’s in Chinatown und die Alice-Statue im Central Park. Am Ende landen wir auf dem Fischmarkt in der Fulton Street, wo wir zwei wunderschöne Hummer kaufen, und im Taxi auf der Heimfahrt werde ich den Container auf dem Schoß halten, während Nick nervös auf dem Sitz herumrutscht. So schnell wie möglich werfe ich die Hummer in den neuen Topf auf unserem alten Herd, mit der Gewandtheit einer jungen Frau, die zahlreiche Sommer auf dem Cape verbracht hat, und Nick kichert und tut so, als wollte er sich vor lauter Angst hinter der Küchentür verstecken.
Ursprünglich hatte ich vorgeschlagen, dass wir uns Burger holen. Nick wollte essen gehen – fünf Sterne, richtig schick –, irgendwo mit einem Uhrwerk von Gängen und wichtigtuerischen Kellnern. Also sind die Hummer ein perfektes Zwischending, und wie alle behaupten, geht es ja in einer Ehe genau darum: um Kompromisse!
Wir werden Hummer mit Butter essen und Sex auf dem Boden haben, während eine Frau von einer alten Jazz-LP mit Tunnel-Stimme für uns singt. Langsam und träge werden wir uns betrinken, mit gutem Scotch, Nicks Lieblingsgetränk. Dann überreiche ich ihm sein Geschenk –
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