GONE Hunger
mehr fange. Einen Teil davon esse ich selbst und dann wollte ich mit Albert reden, ob er den Rest gegen irgendwas eintauschen möchte. Du kennst ihn ja. Albert wird sich was einfallen lassen, wie er ihn zu Fischstäbchen verarbeitet. Hey, vielleicht hat er ja noch Ketchup.«
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, meinte Sam.
»Warum?«
»Weil Albert das Essen nicht mehr so einfach hergibt.«
Quinn stieß ein nervöses Lachen aus. »Du wirst mir das jetzt nicht verbieten, oder? Ich tu niemandem weh damit.«
»Das sag ich auch nicht. Aber Albert wird den Fisch nur an die Leute verteilen, die ihm etwas dafür geben: Batterien, Klopapier und was er sich sonst noch ausgedacht hat, um die Kontrolle zu übernehmen.«
»Sam, ich habe hier vierzig Kilo bestes Eiweiß.«
»Ja, und das sollten diejenigen bekommen, die es am dringendsten benötigen. Mary könnte es den Kleinen in der Kita geben.«
Quinn bohrte seine Zehe in den feuchten Sand. »Du willst also nicht, dass ich den Fisch verkaufe oder eintausche. Aber er ist nun mal da. Was fange ich jetzt damit an? Jemand muss ihn bald auf Eis legen. Ich kann ja wohl schlecht rumlaufen und Fischstücke verteilen, oder?«
Wieder einmal hatte Sam das Gefühl, dass sich alle Fragen, auf die er keine Antwort wusste, wie eine Flutwelle vor ihm auftürmten. Musste er jetzt entscheiden, was Quinn mit dem Fisch tun sollte?
»Hör zu«, fuhr Quinn fort. »Ich will doch bloß den Fisch und alles, was ich noch fange, zu Albert bringen. Sein Kühlschrank ist groß genug, damit nichts verdirbt. Außerdem findet er bestimmt raus, wie man ihn ausnimmt und kocht un d …«
»In Ordnung«, unterbrach Sam ihn. »Meinetwegen. Bring ihn zu Albert. Aber nur dieses eine Mal. Ich überleg mir in der Zwischenzeit, wie wir das von jetzt an regeln.«
»Danke, Mann.«
Sam drehte sich um und kehrte zur Promenade zurück.
»Caine?«
Keine Antwort. Diana klopfte noch einmal vorsichtig an die Tür.
»Hungrig im Dunkeln«, jammerte Caine in einem gespenstisch hohen Tonfall. »Hungrig im Dunkeln, hungrig im Dunkeln, hungrig, hungrig.«
»Oh nein!«, murmelte Diana. »Nicht schon wieder.«
Während seines dreimonatigen Deliriums hatte Caine laufend irgendwelches Zeug gebrüllt. Doch am häufigsten hatte er diesen Satz wiederholt. Hungrig im Dunkeln .
Sie öffnete die Tür. Caine warf sich in seinem Bett von einer Seite zur anderen und schlug mit den Armen um sich, als wehrte er einen unsichtbaren Feind ab.
Er war aus Moses Hütte in den Bungalow umgezogen, in dem früher die Schulleiterin der Coates Academy mit ihrem Mann gewohnt hatte.
Diana lief rasch zum Fenster, als Caine gerade wieder loslegte und laut jammernd den Hunger im Dunkeln beklagte. Sie zog die Jalousien hoch und ließ das schwache Sonnenlicht des frühen Tages herein.
Caine setzte sich abrupt auf. »Was ist?« Er blinzelte ein paarmal und wurde von einem Schauer gepackt. »Was machst du hier?«
»Du hast wieder damit angefangen«, antwortete Diana.
»Womit?«
»›Hungrig im Dunkeln.‹ Einer deiner größten Hits. Manchmal änderst du ihn zu ›Hungrig in der Dunkelheit‹. Caine, das geht seit Wochen so. Du stammelst, stöhnst und schreist in einem fort diesen Satz.« Sie setzte sich auf den Bettrand. »Was hat das alles zu bedeuten?«
Caine zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
»Die Dunkelheit. Drake spricht auch davon. Das Ding in der Wüste, das ihm seinen Arm gegeben hat. Das Ding, das dich seit Monaten quält.«
Caine schwieg.
»Es ist eine Art Monster, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ist es ein mutiertes Kind? Oder ein mutiertes Tier wie die Kojoten?«
»Es ist, was es ist«, entgegnete Caine kurz angebunden.
»Was will es?«
Caine sah sie misstrauisch an. »Wieso interessiert dich das?«
»Ich lebe hier, schon vergessen? Ich muss in der verdammten FAYZ überleben wie alle anderen auch. Es geht mich also sehr wohl etwas an, ob so eine teuflische Kreatur uns alle benutzt, u m …«
»Niemand benutzt mich!«, fuhr Caine sie an.
Diana blieb still, damit seine Wut abklingen konnte. Dann sagte sie leise: »Caine, es macht dich kaputt. Du bist nicht mehr du selbst.«
»Hast du Jack losgeschickt, damit er Sam warnt? Ihm sagt, wie man nicht verpufft?«
Die Frage kam so unerwartet, dass Diana ihre ganze Selbstbeherrschung aufbieten musste, um ihre Angst zu verbergen.
»Das denkst du also«, sagte sie mit einem gequälten Lächeln. »Ist das der Grund, warum du mich auf Schritt und Tritt beschatten
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