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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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beschwichtigend die Hand. »Okay, du hörst mir jetzt zu und unterbrichst mich nicht, ja? Sam, ich weiß, was wir dir zu verdanken haben. Du bist ein Held. Aber wir versuchen gerade, den Übergang zu einer normalen Gesellschaft zu schaffen. Dazu brauchen wir Gesetze und Rechte und ein Justizwesen und eine Polizei. Nicht einen Einzelnen, der die wichtigen Entscheidungen allein trifft und sich durchsetzt, indem er tödliche Lichtstrahlen auf jeden abfeuert, der ihm auf die Nerven geht.«
    Die Antwort lag Sam schon auf der Zunge, aber er befürchtete, die Kontrolle zu verlieren und Dinge zu sagen, die er später bereuen würde.
    »Ich hol meine Sachen«, sagte er und machte kehrt.
    »Du musst nicht ausziehen!«, rief Astrid ihm hinterher.
    Er blieb stehen. »Oh, Verzeihung. Sprichst du gerade für den Rat und sagst mir, wo ich hindarf?«
    »Ein Stadtrat macht keinen Sinn, wenn du glaubst, nicht auf ihn hören zu müssen.« In Astrids Stimme schwang jetzt ein besänftigender Ton mit. »Sam, wenn du uns ignorierst, hört niemand mehr auf uns.«
    »Weißt du was, Astrid? Sie ignorieren euch auch so. Es gibt nur einen einzigen Grund, warum sie auf dich und die anderen hören: Sie fürchten sich vor Edilios Soldaten.« Er zeigte mit dem Daumen auf seine Brust. »Und vor mir sogar noch mehr.«
    Als er ins Haus stürmte, bereitete ihm ihr Schweigen eine grimmige Genugtuung.
    Justin hatte sich auf dem Weg nach Hause verirrt. Am Ende landete er aber vor der Schule und ab da kannte er sich wieder aus.
    Drei-null-eins Sherman. Das hatte er sich schon vor langer Zeit eingeprägt. Die Telefonnummer hatte er früher auch auswendig gewusst, inzwischen aber wieder vergessen. Jedoch nicht die Adresse.
    Sein Haus sah irgendwie anders aus. Der Rasen war viel zu hoch. Und auf dem Gehsteig lag ein aufgerissener Müllsack, aus dem leere Milchtüten, alte Dosen und Flaschen quollen. Die sollten doch extra gesammelt und zum Recycling gebracht werden. Und schon gar nicht auf dem Gehsteig liegen. Wenn sein Daddy das sähe, würde er ausrasten. Er würde sagen: »Nichts für ungut, aber könnte mir jemand FREUNDLICHERWEISE erklären, was der MÜLL auf UNSEREM Gehsteig verloren hat? Auf welchem Planeten gibt es denn so was?«
    Wenn Daddy sauer wurde, sprach er immer so.
    Justin wich dem Müll aus und wäre beinahe über sein altes Dreirad gestolpert. Er hatte es vor langer Zeit neben der Einfahrt liegen gelassen, anstatt es wegzuräumen, was er eigentlich hätte tun sollen.
    Jetzt stand er vor der Tü r – seiner Tür, obwohl es sich nicht so anfühlte.
    Er griff nach dem schweren Messingknauf und drehte vorsichtig daran. Er klemmte. Als er schon befürchtete, die Tür nicht öffnen zu können, hörte er das vertraute Klicken und sie ging auf.
    Er schlüpfte rasch ins Haus, fühlte sich dabei aber irgendwie schuldig, als täte er etwas Verbotenes.
    Im Flur war es dunkel, doch daran war er gewöhnt. Mittlerweile war es überall dunkel. Wenn man Licht haben wollte, musste man ins Freie und auf der Plaza spielen. Wo er jetzt auch sein sollte. Mary fragte sich sicher schon, wo er steckte.
    Er ging in die Küche. Normalerweise war sein Daddy in der Küche, weil er für das Kochen zuständig war. Mommy kümmerte sich um die Wäsche und machte sauber und Daddy kochte. Brathähnchen, Chili con Carne, Eintopf und Rindfleisch in Weinsoße, das sie nur noch »Rülpsfleisch« nannten, seit er einmal beim Essen richtig laut gerülpst hatte.
    Bei der Erinnerung daran musste er lächeln, sie machte ihn aber auch traurig.
    In der Küche war niemand. Der Kühlschrank stand offen und war leer bis auf einen roten Plastikbehälter mit weißem Pulver. Er kostete es und spuckte es sofort wieder aus. Es schmeckte nach Salz.
    Als Nächstes ging er nach oben. Er wollte nachsehen, ob sein Zimmer noch existierte. Da sich seine Schritte auf der Treppe sehr laut anhörten, setzte er die Füße ganz vorsichtig auf und stieg langsam weiter, als wollte er sich anschleichen.
    Sein Zimmer lag auf der rechten Flurseite. Das Zimmer seiner Eltern auf der linken. Aber Justin betrat weder das eine noch das andere, denn in diesem Moment bemerkte er, dass er nicht allein im Haus war. Im Gästezimmer, in dem seine Oma zu Weihnachten immer übernachtet hatte, war einer von den Großen.
    Ein Junge, dachte Justin, obwohl er lange Haare hatte und mit dem Rücken zu ihm saß. Seine Füße lagen auf dem Bett und er las in einem Buch.
    Die Wände verschwanden unter Zeichnungen und bunten

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