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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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erst zwölf, für sein Alter aber schon ziemlich reif. Als den beiden »Großen« blieb ihnen gar nichts anderes übrig, denn Peace, Bowie und Pixie waren erst sieben, fünf und drei und hauptsächlich damit beschäftigt, DVDs zu schauen, Schokolade aus der Vorratskammer zu stibitzen und beim Spielen zu nahe an den Rand der Klippe zu gehen.
    Sanjit und Virtue standen jetzt selbst dort und blickten auf die dreißig Meter unter ihnen liegende, stark beschädigte und nur noch zur Hälfte aus dem Wasser ragende Jacht.
    »Da unten liegen ein paar Tausend Liter Benzin«, meinte Sanjit.
    »Sanjit, das haben wir doch schon hundertmal besprochen. Selbst wenn es uns gelingt, das Benzin die Klippe raufzuschaffen, ohne dabei in die Luft zu fliegen, würden wir das Unvermeidliche nur hinauszögern.«
    »Genau genommen, Choo, ist das ganze Leben nur ein Hinauszögern des Unvermeidlichen.«
    Virtue stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Im Gegensatz zu Sanjit war er klein und rundlich. Er kam aus Afrika und hatte neuerdings eine Glatz e – normalerweise trug er die Haare länger, aber vor drei Monaten hatte er beschlossen, seine Frisur nicht mehr zu mögen, und Sanjit war nichts Besseres eingefallen, als ihm mit dem elektrischen Haarschneider den Kopf zu rasieren.
    Virtue machte zu allem und jedem eine betrübte Miene, rechnete ständig mit dem Schlimmsten. Er traute keiner guten Nachricht und fühlte sich durch jede schlechte Neuigkeit in seinem Denken bestätigt.
    Sanjit und Virtue ergänzten einander perfekt: groß und klein, mager und dick, unbekümmert und pessimistisch, charismatisch und pflichtbewusst, manchmal verrückt und stets vernünftig.
    »In ein paar Tagen haben wir keinen elektrischen Strom mehr. Zu essen ist zwar noch genug da, aber ewig reichen die Vorräte auch nicht«, sagte Virtue ernst. »Wir müssen die Insel verlassen.«
    Sanjits Optimismus ging die Luft aus. »Choo, ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll. Ich kann den Hubschrauber nicht fliegen. Dabei kommen wir doch alle um.«
    Darauf erwiderte Virtue nichts. Die Wahrheit zu leugnen, wäre sinnlos gewesen. Der kleine Hubschrauber mit dem kugelrunden Kabinendach stand auf dem Achterdeck der Jacht und wirkte so gebrechlich wie eine dürre Libelle. Er könnte sie alle fünf von der Insel aufs Festland bringe n – oder gegen die Felswand krachen und explodieren. Oder ins Meer stürzen und untergehen. Oder außer Kontrolle geraten und sie in Stücke hacken wie ein riesiger Fleischwolf.
    »Bowie geht es immer schlechter. Er muss zu einem Arzt.«
    Mit einer Kopfbewegung deutete Sanjit zur Küste. »Woher willst du wissen, dass es dort noch Ärzte gibt? Von der Insel und von der Jacht sind alle Erwachsenen verschwunden. Die Telefone und der Satellit haben aufgehört zu funktionieren. Wir haben seither kein Flugzeug mehr gesehen und es ist niemand gekommen, um herauszufinden, was los ist.«
    »Ja, das alles ist mir auch aufgefallen«, entgegnete Virtue trocken. »Aber wir haben Boote vor der Stadt gesehen.«
    »Die könnten bloß dahintreiben. Wie die Jacht. Was, wenn dort auch keine Erwachsenen mehr sind? Oder wen n … Mann, ich weiß es doch auch nicht.« Dann grinste er. »Vielleicht gibt es dort nur noch menschenfressende Dinosaurier.«
    »Dinosaurier?«
    Peace kam in ihrem watschelnden Gang über den wild wuchernden Rasen gelaufen, mit viel zu kleinen Schritten und aneinandergedrückten Knien. Sie hatte glänzendes schwarzes Haar und blickte die beiden besorgt an.
    Sanjit machte sich auf das Schlimmste gefasst, denn Peace passte an diesem Tag auf Bowie auf.
    »Darf ich Bowie noch ein Paracetamol geben? Das Fieber steigt schon wieder.«
    »Wie hoch ist es?«, wollte Virtue wissen.
    »Neununddreißig zwei.«
    Virtue warf Sanjit einen fragenden Blick zu, doch der hielt den Kopf gesenkt und starrte aufs Gras. Deshalb traf Virtue die Entscheidung.
    »Dafür ist es noch zu früh«, sagte er. »Mach ihm einen kalten Umschlag und leg ihn auf seine Stirn. Einer von uns kommt gleich rein.«
    »Das geht jetzt schon zwei Wochen so«, murmelte Sanjit. »Das ist keine Grippe, nicht wahr?«
    »Ich habe keine Ahnung. Im Buch steht, dass eine Grippe normalerweise nicht so lange dauert. Es könnt e … weiß nicht, es könnte alles Mögliche sein.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Lies das blöde Buch doch selbst!«, schnauzte Virtue ihn an. »Fieber? Schüttelfrost? Das kommt bei mindestens fünfzig verschiedenen Krankheiten vor. Vielleicht hat er ja Lepra. Oder

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