GONE Verloren
»Wurde auch langsam Zeit, dass du endlich aufwachst.«
Er ging auf ihren neckischen Ton ein. »Weißt du, ich hab mir angewöhnt, ein Nickerchen zu machen, wenn ich angeschossen werde und danach Laserstrahlen aus meinen Händen feuere.« Er fing Lanas Blick auf und deutete mit den Lippen ein »Danke« an.
Lana zuckte die Achseln, als wäre es nichts Besonderes.
Astrid wurde wieder ernst. »Caine lässt sich das bestimmt nicht gefallen.«
»Ja, er wird mit Sicherheit was unternehmen. Aber nicht gleich. Er muss sich erst einen neuen Plan einfallen lassen. Drake nutzt ihm nichts mehr. Außerdem weiß er, dass die Kids mit ihren Kräften jetzt auf unserer Seite stehen und ihn hassen wie die Pest.«
»Woher willst du denn wissen, dass er uns nicht verfolgen wird?«
»Als er das erste Mal nach Perdido Beach kam, hatte er einen Plan. Er hat seine Leute vorbereitet und alles einstudiert.«
»Gehen wir nach Perdido Beach zurück?«
»Ich weiß es nicht. Orc ist dort und noch ein paar von Caines Leuten. Das könnte Probleme geben.«
»Zuallererst sollten wir für diese Kids etwas zu essen auftreiben«, sagte Edilio.
»Bis zu Ralphs Laden sind es fast sechs Kilometer«, wandte Sam ein. »Meinst du, sie schaffen das?«
»Müssen sie wohl«, erwiderte Edilio. »Sie haben furchtbare Angst und sind völlig durcheinander. Kein Wunder, bei dem, was sie durchgemacht haben.«
Sam stellte sich in die Mitte der Straße und wartete, bis alle näher gekommen waren.
»Hört mal!« Er nahm die Hände hoch, um die Kids auf sich aufmerksam zu machen. Da sie gesehen hatten, was geschah, wenn Sam die Hände hob, wichen sie erschrocken zurück.
Sam ließ die Arme sofort wieder sinken.
»Entschuldigung«, murmelte er. »Okay, könnt ihr mir kurz zuhören?« Sein Ton war jetzt sanfter. Er wartete geduldig ab, bis er sicher war, dass er ihre Aufmerksamkeit hatte. Quinn blieb weiterhin hinter den anderen zurück.
»Uns allen sind schlimme Dinge passiert«, sagte Sam. »Schreckliche Dinge. Wir sind erledigt und hundemüde. Wir wissen nicht, was hier abgeht. Unser Leben, unsere ganze Welt steht auf dem Kopf. Unsere Körper verändern sich auf eine abartige Weise. Und damit meine ich nicht pubertätsbedingte Pickel oder so.«
Ein paar grinsten und einer lachte zögernd.
»Außerdem stehen wir alle unter Schock und haben Angst. Ich jedenfalls«, gab er mit einem kleinlauten Lächeln zu. »Es wäre auch falsch, so zu tun, als wäre das alles nicht zum Fürchten. Aber manchmal kann Furcht das Allerschlimmste sein. Wisst ihr, was ich meine?«
Als er seinen Blick über ihre Gesichter wandern ließ, wurde ihm klar, dass Furcht momentan ihre geringste Sorge war. »Obwohl, Hunger ist vielleicht noch schlimmer. Ein paar Kilometer von hier ist ein Lebensmittelladen. Dort bekommt ihr was zu essen. Mir ist klar, dass ihr durch die Hölle gegangen seid. Ich würde euch auch gerne sagen, dass es jetzt vorbei ist, aber das ist es nicht.«
Er schaute in ernste Gesichter, die einen grimmigen Ausdruck annahmen.
Sam hatte alles gesagt, was er sich vorgenommen hatte, doch die Kinder schienen darauf zu warten, dass er fortfuhr. Er blickte rasch zu Astrid hin. Sie war genauso ernst wie alle anderen. Mit einem Nicken ermutigte sie ihn weiterzusprechen.
»Okay«, sagte er so leise, dass ein paar näher kommen mussten, um ihn hören zu können. »Folgendes: Wir ergeben uns nicht. Wir werden kämpfen.«
»Genau!«, rief jemand.
»Zuerst muss aber eine Sache klar sein: Es gibt keinen Unterschied zwischen den Freaks und den Normalen. Wir brauchen jeden, der die Kraft hat, und wir brauchen jeden, der sie nicht hat.«
Die Leute nickten.
»Egal, ob jemand aus Coates oder aus Perdido Beach ist, wir gehören zusammen und stehen das gemeinsam durch. Vielleicht habt ihr Mist gebaut, um zu überleben. Vielleicht seid ihr nicht immer mutig gewesen. Vielleicht habt ihr die Hoffnung aufgegeben.«
Ein Mädchen schluchzte laut auf.
»Damit ist es jetzt vorbei«, fügte Sam mit sanfter Stimme hinzu. »Wir fangen noch einmal von vorne an. Hier und jetzt. Von nun an sind wir eine Familie. Es spielt auch keine Rolle, ob wir uns beim Namen kennen oder nicht, wir gehören zusammen und wir werden überleben. Wir werden gewinnen und einen Weg finden, wie wir wieder halbwegs glücklich sein können.«
Es folgte tiefes Schweigen.
»Also«, sagte Sam schließlich, »ich heiße Sam. Ich bin dabei. Hundertprozentig.« Er blickte Astrid an.
»Ich heiße Astrid. Ich bin
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