GONE Verloren
eine andere Grube und das gleiche Verfahren.
Sie weinte bitterlich. »Es wird alles okay, Petey«, schluchzte sie. »Es wird alles okay.«
Einer der Mischer fing an, eine dritte Grube auszuheben. Er tat das mit raschen, geübten Handbewegungen, stach mit der Kelle in den Boden und hob die Erde heraus.
»Es dauert nur zehn Minuten, Sam«, sagte Drake. »Wenn du den Helden spielen willst, bleiben dir noch ungefähr acht Minuten. Ticktack, ticktac k …«
»Du hast völlig Recht, Drake«, meldete sich auf einmal Quinn zu Wort. »So muss man mit den Freaks umgehen. Geht nicht anders.«
Sam spürte, wie der Zement hart wurde und seine Finger einschloss. Sie ließen sich nicht mehr bewegen. Astrid war völlig außer sich. Sie weinte laut und hemmungslos und war verzweifelter, als er sie je erlebt hatte. Ihre Angst sprang auf ihn über, steigerte seine eigene. Es war unerträglich. Doch sie sah dabei nicht ihn an, sondern war vollkommen auf den kleinen Pete fixiert. Fast so, als würde sie nur für ihn weinen, als wollte sie ihm ihre Angst vermitteln.
Jetzt begriff Sam, was sie bezweckte, aber es funktionierte nicht. Der kleine Pete war in sein Spiel vertieft, befand sich wie immer in seiner eigenen Welt.
»Deine Zeit ist um, Sam«, sagte Drake lachend. »Versuch mal, deine Hände rauszuziehen. Geht nicht, was?«
Drake trat hinter ihn und schlug ihm auf den Hinterkopf. »Komm schon, Sam. Wenn sich sogar Caine vor dir fürchtet, musst du eine ziemlich harte Nuss sein. Zeig mir, was du draufhast!« Er schlug noch einmal zu, diesmal mit dem Pistolenlauf. Sam fiel nach vorne.
Er richtete sich wieder auf und zog mit aller Kraft – seine Hände steckten fest. Als jetzt auch noch seine Haut zu jucken anfing, geriet er in Panik. Am liebsten hätte er laut geschrien, doch diesen Gefallen würde er Drake nicht tun.
»Genau, nimm es wie ein Mann!«, höhnte Drake. »Du bist ja auch schon vierzehn, stimmt’s? Wie lange noch, bis du abdampfst? Ist sowieso alles nur vorübergehend in der FAYZ, was? Bloß eine Phase.«
Die Mischer gruben den Zementblock aus der Erde und hoben ihn heraus. Als Sam sich aufrichten wollte, spürte er, wie entsetzlich schwer das Ding an seinen Händen war. Er konnte nur mit großer Mühe aufstehen.
Drake stellte sich neben ihn. »Also, wer ist hier der Boss? Wer hat dich und die anderen Freaks erledigt? Ich. Dabei habe ich nicht einmal die Kraft.«
Sam hörte eine Tür zuschlagen. Er verrenkte den Hals und erblickte Caine und Diana.
Caine schlenderte betont gelassen über die Wiese und grinste umso breiter, je näher sie ihm kamen.
»Na, wenn das mal nicht der rebellische Sam Temple ist«, sagte er. »Darf ich dir die Hand reichen? Oh, entschuldige, wie dumm von mir.« Sein Lachen klang aufgesetzt, so als wäre er innerlich angespannt.
»Ich hab ihn erwischt«, verkündete Drake. »Ich hab sie alle erwischt.«
»Ja«, sagte Caine. »Gute Arbeit, Drake. Sehr gute Arbeit. Wie ich sehe, ist Sams kleine Clique vollständig versammelt.«
»Warum kraulst du Drake nicht hinter den Ohren, Caine?«, fragte Diana. »So ein guter Hund.«
Die Zementmischer hatten Astrids Block aus der Erde gehoben. Sie schaffte es nicht, sich ganz aufzurichten, und weinte immer noch. Jetzt ging der kleine Pete wie ein Traumwandler zu ihr hin, wobei er immer noch in sein Spiel vertieft war.
Astrid stieß ihren Bruder mit dem Zementblock an.
Sam war klar, was sie vorhatte. Er musste für Ablenkung sorgen und verhindern, dass irgendjemand auf Astrid und Pete aufmerksam wurde.
»Das Mädchen da«, sagte Sam und deutete mit dem Kinn auf Lana, »lässt du besser in Ruhe. Sie heißt Lana. Sie ist eine Heilerin.«
Caines Augenbrauen schossen nach oben. »Was? Eine Heilerin?«
»Sie kann alles heilen, jede Art von Verletzung.« Sam blickte Caine ernst an.
Astrid schwang ihren Block langsam und rhythmisch hin und her und stieß dabei immer wieder gegen Petes Gameboy.
»Sie hat mich geheilt«, fuhr Sam fort. »Ein Kojote hat mich gebissen. Willst du es sehen?«
»Ich hab eine bessere Idee«, sagte Caine. »Drake, gib dem Mädchen was zu heilen.«
Drake stieß ein gemeines Lachen aus und drückte den Lauf der Pistole auf Sams Knie.
»Nicht!«, schrie Diana.
Der Schuss war ohrenbetäubend. Obwohl er zuerst gar nichts spürte, brach Sam zusammen. Er fiel zur Seite wie ein gefällter Baum. Sein Bein lag in einem verdrehten Winkel unter ihm. Und dann kam der Schmerz.
Drake grinste breit und stieß ein triumphierendes
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