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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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wollte es nicht verschwenden und drehte den Hahn rasch wieder zu. Den letzten Tropfen fing sie mit der Fingerspitze auf. Sie löste damit die Blutkruste von ihrem Augenlid.
    Und dann, zum ersten Mal seit einer Ewigkeit, lachte sie. »Wir sind nicht tot, Patrick!«, rief Lana. »Noch nicht.«

Sechzehn
    171 Stunden, 12 Minuten
    »Zuerst muss das Wasser kochen, dann tust du die Nudeln dazu«, erklärte Quinn. »Fass mal mit deinen Zauberhänden rein, vielleicht geht’s dann ja schneller.«
    Sam ignorierte Quinns Bemerkung. Diese blöden Anspielungen auf seine Kraft fingen an, ihn zu nerven.
    Die Feuerwehrzentrale war ein zweistöckiger Betonwürfel. Im Erdgeschoss befand sich die Garage, in der das Löschfahrzeug und ein Krankenwagen untergebracht waren.
    Der Aufenthaltsbereich im ersten Stock war ein großer Raum mit einer Kochnische, einem rechteckigen Esstisch und mehreren nicht zueinanderpassenden Polstermöbeln. Eine Tür führte in ein schlauchartiges Zimmer mit Stockbetten für sechs Leute.
    Der Hauptraum hatte etwas aufgesetzt Fröhliches. An den Wänden hingen Fotos von Feuerwehrmännern, manche von ihnen förmlich und steif, andere am Rumalbern mit ihren Kollegen, daneben Dankesschreiben von allen möglichen Leuten und Briefe von Erstklässlern, die mit Zeichnungen verziert waren und den Worten Lieber Feuerwehrmann begannen. Die Rechtschreibung gab teilweise echte Rätsel auf.
    In einer Ecke stand ein großer runder Tisch, der bei ihrer Ankunft alle Anzeichen einer abrupt abgebrochenen Pokerpartie aufgewiesen hatte – Karten, die aus den Händen gefallen waren, ein Haufen Chips in der Mitte und volle Aschenbecher. Edilio und er hatten ihn inzwischen abgeräumt.
    Und schließlich gab es noch eine erstaunlich gut bestückte Vorratskammer: geschälte Tomaten in Dosen, Fertigsuppen und Teigwaren, Cornflakes und andere Frühstücksflocken und eine rote Emaildose mit selbst gebackenen Keksen, die zwar nicht mehr ganz frisch waren, aber durchaus genießbar wurden, wenn man sie in den Tee tunkte.
    Sam hatte seine Ernennung zum Feuerwehrchef akzeptiert. Nicht weil er das wollte, sondern weil es die anderen von ihm wollten. Er hoffte nur, sie würden zu keinem Einsatz gerufen werden, denn nach drei Tagen in der Zentrale waren sie immer noch nicht dahintergekommen, wie man das Löschfahrzeug startete, geschweige denn fuhr oder sonst was damit anfing.
    Drei Tage waren vergangen, seit Caine mit seiner Gang in der Stadt aufgekreuzt war und das Kommando übernommen hatte.
    Drei Tage, in denen ihnen niemand zu Hilfe gekommen war. Drei Tage, in denen er immer deprimierter geworden war, weil er sich mit der neuen Situation nicht abfinden konnte.
    Unterdessen war die FAYZ – inzwischen nannten sie alle so – fünf Tage alt. Fünf Tage ohne Erwachsene. Ohne Mütter, Väter, große Geschwister, Lehrer, Polizisten, Verkäufer, Kinderärzte, Priester, Zahnärzte. Fünf Tage ohne Fernsehen, Internet oder Telefon.
    Zuerst waren die Kinder froh über Caine und seine Crew gewesen. Sie benötigten die Gewissheit, dass sich jemand für zuständig erklärte, Antworten lieferte und für Ordnung sorgte. Und Caine hatte sich eindeutig Autorität verschafft. Bei den wenigen Malen, die Sam mit ihm zu tun gehabt hatte, hatte es ihn sehr beeindruckt, mit welchem Selbstbewusstsein Caine an die Dinge heranging, so als wäre er für diese Aufgabe geboren.
    Es regten sich aber auch schon erste Zweifel. Sie betrafen Caine und Diana, doch vor allem Drake Merwin. Manche meinten, es müsste jemanden geben, vor dem sich die Leute ein wenig fürchteten, damit die Regeln eingehalten wurden. Andere sahen das zwar ähnlich, aber sie fanden, dass Drake eindeutig zu viel Furcht verbreitete.
    Kinder, die Drake oder seinen sogenannten Hilfssheriffs nicht gehorcht hatten, waren geohrfeigt, mit den Fäusten traktiert und zusammengeschlagen worden. Einen Jungen hatten sie auf die Toilette gezerrt, seinen Kopf in die Schüssel gedrückt und an der Spülung gezogen. Die Furcht vor Drake ersetzte allmählich die Angst vor dem Unbekannten.
    Quinn nahm Sam die Packung aus der Hand und schüttete die Nudeln in den Topf.
    Edilio, der ihnen zusah, wandte auf einmal den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. »Hört ihr das?«
    Sam und Quinn spitzten die Ohren. Das einzige Geräusch war das Brodeln des kochenden Wassers. Dann hörten sie es auch – lautes Weinen.
    Sam war mit drei Schritten bei der Rutschstange, umschlang sie mit den Armen und Beinen und ließ sich

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