Good-Bye Deutschland - Mit der Green Card nach Amerika
wollte, winkte der Händler
nur ab und sagte, dass das nicht erforderlich wäre. Ich fragte noch einmal
nach, bekam aber dieselbe Antwort und zog mit dem kostenlos geflickten Reifen
von dannen. Wir hatten noch nie bei dieser Filiale des Reifenhändlers etwas
gekauft und unser letzter Reifenkauf bei dieser Kette „Discount Tire“ lag zwei
Jahre zurück – also echt toller Service. In Deutschland wurden uns für dieselbe
Arbeit mal fast 50 DM aus der Tasche gezogen – und bei dem Händler waren wir
damals Stammkunden gewesen.
Sommer
2001
Der
Sommer 2001 war mit Besuch aus Deutschland gefüllt. Nachdem ja im April
Christophs Vater mit Anhang da gewesen war, kamen Ende Mai Simones Eltern. Zu
dritt fuhren sie zum Yellowstone National Park nach Wyoming und verbrachten
eine tolle Zeit im Nationalpark. Diese Jahreszeit ist sehr zu empfehlen – wenig
Touristen und daher weniger Stress und Gedränge im Park selber, sodass man die
Natur auch richtig genießen kann.
Zurück
in Denver kamen sie gerade rechtzeitig zum Endspiel des Stanley Cups. Die
Colorado Avalanche – unser lokales Eishockey Team - gewann den Stanley Cup. Ein
tolles Ereignis – auch im Fernsehen. Amerikanisches Eishockey ist wesentlich
interessanter zu betrachten und hat wesentlich mehr Action und Klasse zu
bieten. Außentemperaturen lagen so um die 35 Grad, und wir saßen im klimatisierten
Wohnzimmer und schauten Eishockey. Cool.
Anfang
Juli kamen dann meine Mutter und eine Tante zu Besuch und verbrachten 14 Tage
mit uns in Colorado. Viele Tagesausflüge und ein Kurztrip in den Südwesten
Colorados rundeten den Besuch ab.
Endlich
waren wir wieder alleine. Es ist schön wenn Besuch kommt, aber es ist auch
schön, wenn man wieder unter sich ist. Wir genossen die warmen Sommertage. Life
was good.
11.
September 2001 -
Terror
Es
wurde September, und der 11. September 2001 kam daher. Der Tag fing eigentlich
sehr schön an. Es war perfektes Colorado-Wetter - blauer Himmel, Sonne und sehr
angenehme Temperaturen in der Vorhersage. Ich war wie üblich seit 6 Uhr morgens
im Büro. Um etwa 10 vor 7 wurde auf einmal das Internet sehr, sehr langsam,
aber es war noch kein Grund zu erkennen. Ich konnte fast keine Webseite mehr
aufrufen - alles dauerte eine Ewigkeit. 2 Minuten später kam Reed, ein
Arbeitskollege von mir, um die Ecke und rief "We're under attack! We're
under attack!" (Wir werden angegriffen! Wir werden angegriffen!).
Ich
hatte ja noch keine Ahnung, was passiert war und fragte zurück: "What's
the matter? What is going on?" (Was ist los? Was ist passiert?). Reed
erzählte, was er gerade im Radio gehört hatte. Dort hatten sie soeben den ersten
Flugzeugeinschlag gemeldet. Gemeinsam versuchten wir nun, die Webseiten von CNN
und anderer Nachrichtendienste aufzurufen, aber das Internet war total
überlastet. Nichts ging mehr! Reed hatte ein Radio in seinem Büro und so liefen
wir schnell rüber und hörten zu, was passierte. Mit Entsetzen und Kopfschütteln
vernahmen wir die Geschehnisse.
Fassungslos
und regelrecht mit Tränen in den Augen erlebten wir den feigen Terroranschlag
am Radio mit. Furchtbar!
Simone
rief an und wollte wissen, ob ich Details hätte. Ich erzählte ihr, was ich
wusste und versprach sie auf dem Laufenden zu halten. Bei ihrer Firma war noch
weniger bekannt als hier. Dort waren keine Radios am Arbeitsplatz erlaubt und
der Internet-Zugang war genauso langsam bzw. mittlerweile unmöglich wie hier
bei mir.
Per
PCAnywhere, einer Art Fernbedienung für Windows Computer, ging ich ins
Rechenzentrum nach Maryland und rief von dort aus CNN auf. Das Rechenzentrum
hat eine superschnelle und große Anbindung an das Internet und es gelang mir
nach einigen Versuchen, CNNs Webseite aufzurufen. Dort sah ich das erste Bild
des brennenden World Trade Centers. Eiskalt lief es mir den Rücker herunter.
Im
Radio hörten wir eine Schreckensnachricht nach der anderen. Ich schickte das
Bild und den Webseiten Text per E-Mail an Simone, damit sie wenigstens ein paar
Informationen hatte.
Selbst
die große, schnelle Anbindung ans Internet half mir nicht mehr weiter. Es war
praktisch unmöglich, irgendwelche Nachrichten abzurufen. Jetzt merkte ich erst,
wie abhängig man doch durch das Internet und die Nachrichtenflut geworden ist
und wie sehr man auf dem Schlauch steht, wenn dann so etwas passiert.
Das
Telefon klingelte und mein Chef war am Telefon. Er war wieder nach Hause
gefahren, als er während der Fahrt zum Büro von den Nachrichten
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