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Good-Bye Deutschland - Mit der Green Card nach Amerika

Good-Bye Deutschland - Mit der Green Card nach Amerika

Titel: Good-Bye Deutschland - Mit der Green Card nach Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Puetz
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wieder nicht, weil wir
immer noch nicht mehr über unsere Firma wussten.
    Der
Tag mit seinen Nachrichten verging und am Ende des Tages saßen wir zu Hause vor
dem Fernseher und verfolgten die Geschehnisse. Wir waren geschockt und uns
standen die Tränen in den Augen. Irgendwie fühlten wir uns auch persönlich
angegriffen. Amerika ist unsere Heimat und dann so etwas …..!
    Das
Tageslicht verschwand und wir hörten die Kampfjets der US Air Force am Himmel,
die Patrouille flogen. Ein ganz, ganz merkwürdiges Gefühl – die Stadt war so
leise an diesem Tag und man hört die Kampfjets am nächtlichen Himmel. An Schlaf
war diese Nacht nicht zu denken und es dauerte ewig, bis wir in einen unruhigen
Schlafzustand versanken.
    Der
Tag danach brachte ein paar gute Nachrichten. Unsere Firmenzentrale war
beschädigt und wir wussten nicht, ob es vielleicht auch eines der Gebäude war,
die noch einstürzen sollten. Zumindest stand das Gebäude noch, und wir werteten
dies erst mal als positives Zeichen. Fast alle Kollegen waren mittlerweile
aufgetaucht und hatten sich gemeldet. Schlechte Nachrichten gab es natürlich
auch.
    2
Kollegen hatten im ersten Flieger gesessen, der das World Trade Center ‘angegriffen’
hatte. 15 Kollegen, die in den Büros des World Trade Centers gewesen waren,
galten noch als vermisst. Unser Produkt würde für einige Zeit an wichtiger
Funktionalität verlieren, aber das war eigentlich nebensächlich. Mir wurde die
Aufgabe zugedacht, an diesem Problem zu arbeiten.
    Uns
beiden (Simone & Christoph) ging es dieser Tage natürlich nicht gut. Die
ersten Kontakte nach/aus Deutschland waren wieder möglich (tags zuvor hatten
wir Schwierigkeiten, eine freie Telefonleitung zu bekommen) und wir versicherten,
dass wir den Umständen entsprechend OKAY waren.
    Auch
tauchten die ersten Fragen auf, ob wir jetzt wieder nach Deutschland
zurückkehren würden, aber diese Frage hat sich uns nie gestellt. Wir laufen
nicht vor so etwas weg! Entsprechend fiel unsere Antwort aus. “Nope! Wir
bleiben hier!”
    Unsere
Firma hatte etwa 200 Angestellte mit Büros im WTC gehabt. Noch nicht alle
hatten einen Tag später kontaktiert werden können. Es waren also einige
'Verluste' zu befürchten. Ein Toter war bisher offiziell bestätigt. Ein Teil
unserer Produkte war buchstäblich ausgelöscht, da a) die Hardware im WTC war
oder b) der Firmenteil im WTC war. Ob unsere Firmenzentrale überhaupt wieder
nutzbar war, sollten wir erst 2-3 Wochen später erfahren. Das Gebäude war auf
der anderen Straßenseite gegenüber vom WTC, und den Fernsehbildern nach sahen
die benachbarten Gebäude arg mitgenommen aus.  Auch stürzten ja noch 1 oder 2
weitere Gebäude ein, und wen hätte es da gewundert, wenn nicht auch unsere
Firmenzentrale von diesem Los getroffen worden wäre.
    Nicht,
dass das ganze Geschehen in NYC schon schlimm genug war, aber so brach das
Ganze hier auch noch intensiver auf uns ein, weil wir die Auswirkungen direkt
mitbekamen. Leute, mit denen man per E-Mail oder Telefon zu tun hatte, schienen
nicht mehr da zu sein. 
    Die
Bestandsliste an betroffenen Einheiten las  sich wie aus einem Horrorszenario:
     
    Product
A - destroyed (zerstört)
    Product
B - destroyed (zerstört)
    Product
C - Status unknown (unbekannt) Webseiten sind verschwunden usw..
     
    Ganz
furchtbar! Das Ganze kam halt irgendwie immer in Schüben und drückte einem
immer wieder die Tränen in die Augen. So liefen also die nächsten Tage ab, und
irgendwie schafften wir es, fast normal weiterzuleben. Dann kam auch auf einmal
der Punkt, wo wir uns sagten: “So nicht! Wir werden nicht in Angst und Panik
leben und so den Terroristen das Gefühl geben, sie hätten einen Sieg errungen!
Nicht mit uns! Screw you, Osama Bin Laden!!!” – und mit dieser Einstellung ging
es weiter und ein wenig aufwärts.
    Nun
lagen auch die abschließenden Zahlen vor – mein Arbeitgeber hat durch die
Anschläge vom 11. September insgesamt 12 Mitarbeiter verloren. 2 im Flugzeug
und die restlichen 10 im World Trade Center!
    Uns
ging es ja schon schlecht, aber wie musste es den Leuten in New York,
Washington und Pennsylvania erst ergehen?! Die hier gemachten Erzählungen
sollen nicht darüber hinweg täuschen, dass unsere Probleme Kinkerlitzchen waren
im Vergleich zu dem, was in New York, Pennsylvania und Washington D.C. passiert
war.
    Unsere
Hochachtung gilt vor allem den Feuerwehrleuten, freiwilligen Helfern und
Polizeibeamten vor Ort die dem Geschehen ja direkt gegenüber

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