Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Good Girls

Titel: Good Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Ruby
Vom Netzwerk:
schön und seltsam zugleich an. Da liefen die Jungs den lieben, langen Tag mit diesem baumelnden Etwas herum. Mit diesem Ding, das einem angeblich großes Vergnügen bereiten konnte. Es konnte dich aber auch verraten und verletzen. Was war das für ein Gefühl, dieses DING zu haben?
    Er schloss die Augen. »Du willst mich umbringen, stimmt’s?«
    Mein Gesicht brannte. Ich wusste nicht, was ich wollte, außer vielleicht ihn wahnsinnig zu machen. Die Vorstellung, dass ich ihn wahnsinnig machen konnte, gefiel mir. Ich wollte nicht aufhören. Und ich wollte, dass er wieder zu mir kam und mich küsste und mich anfasste und mir sagte, dass ich schön war. Ich begann, meine Hand zu bewegen, in der Hoffnung, dass ich es richtig machte.
    »Kann schon sein, dass ich dich umbringe«, sagte ich. »Aber dafür wirst du wenigstens einen schönen Tod sterben.«

Ein langer, kalter Winter
    Als wir das Holz und das restliche Material fürs Bühnenbild endlich haben, stürze ich mich in die Arbeit. Meine Helfer sind begeistert, als sie endlich hämmern, bauen und streichen dürfen, und noch begeisterter, als ich sie anbrülle, weil sie meine Entwürfe, die ich am Computer angefertigt habe, nicht umsetzen (hinterher fühle ich mich immer schrecklich, wenn ich sie angebrüllt habe, und kaufe ihnen Chips und Pizza). In meinem letzten bisschen Freizeit – das heißt genau zweiundzwanzig Minuten – durchforste ich Gebrauchtwarenläden nach verschiedenen Gegenständen: Telefone, Vorhänge, Geschirr, Stühle und einen Totenkopf. Ich verlege meine abendliche Lernzeit auf zehn bis zwei Uhr nachts und sehe selbst schon fast wie ein Totenkopf aus.
    Weil Pam und Cindy nichts Besseres zu tun haben, kommen sie jeden Nachmittag bei mir auf der Bühne vorbei, necken die Helfer und besorgen uns Getränke und Snacks. Ash hängt in den hinteren Sitzreihen des Zuschauerraums herum, kämpft sich durch schlechte Gedichte und rauft sich die Haare. »Tentakel!«, stöhnt sie. »Warum schreiben die alle über Tentakel ?!«
    Die Vorstellungen finden vor den Weihnachtsferien statt. In Ms Godwins aktualisierter feministischer Version von Hamlet bringt Joelle das Publikum zum Toben, was wir natürlich wussten. Sie ist kämpferisch, sie ist durcheinander, sie ist wütend, sie ist sexy, sie ist mörderisch, sie ist traurig, sie ist ängstlich. Sie ist jedes Gefühl, das ein Mensch jemals hatte, und das alles zusammengepackt im Körper eines Popstars. Während ich ihr zusehe, beschleicht mich ein merkwürdiges Gefühl. Bald wird unser vertrautes Leben zu Ende sein. Wir waren alle davon ausgegangen, dass Joelle nach dem Schulabschluss noch keine konkreten Pläne hatte außer noch mehr Werbespots zu drehen. Doch Joelle hat sich in New York am Konservatorium für Musik, Tanz und Schauspiel beworben und soll im Januar vorsprechen. Als sie sich am Ende der Vorstellung verbeugt und ihr jemand einen Blumenstrauß überreicht, habe ich das Gefühl, der Vorhang fällt für uns alle und dass wir uns langsam darauf vorbereiten müssen, diese Schule hinter uns zu lassen. Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, Ash und Joelle nicht mehr jeden Tag zu sehen. Ich wollte immer älter und unabhängig sein, doch nun fühle ich mich mit einem Mal jung und verloren und unwissend. Ich erzähle Ash davon, und sie sagt, ich soll einfach nicht daran denken. »Monate, Aud. Uns bleiben noch Monate.«
    »Mit den Ferien gerechnet, sind es nur noch vier Monate«, sage ich.
    »Wie oft soll ich es dir noch sagen? Das entscheidende Wort ist Monate . Und jetzt lies das hier und sag mir, was du davon hältst. Ist die Zeile über die schwarze Gallenflüssigkeit, die aus dem Mund des toten Jungen dringt, nicht ein bisschen zu heftig?«

    In den Weihnachtsferien lese und lerne ich praktisch rund um die Uhr für die Abschlussprüfungen im Januar. Die Mädchen zerren mich ein paar Mal aus dem Haus, um ins Kino, einkaufen oder sonst was zu gehen. Doch ich weigere mich, zu irgendwelchen Partys zu gehen, und sie müssen ohne mich losziehen. Wenn sie später darüber reden, weiß ich genau, dass sie mir nicht erzählen, wen und was sie alles gesehen haben. Aber es ist mir egal. Ich muss mich an den Unis bewerben, lernen, mich auf meine Prüfungen vorbereiten, meine Zukunft planen. In weniger als zwei Monaten feiere ich meinen siebzehnten Geburtstag. Hallelujah! Das bedeutet allerdings auch Fahrstunden mit Dad.
    Uff.
    »Versuchen wir es noch mal, Audrey. Drück mit dem Fuß auf die Kupplung und leg den

Weitere Kostenlose Bücher