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Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Titel: Goodbye Chinatown: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Kwok
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besänftigt.
    »Meine Mutter ist gestorben«, sagte er und zuckte verzweifelt mit den Schultern.
    Ich zog ihn an der Hand in meine Arme, und er senkte den Kopf und fing an zu weinen, in riesigen, bebenden Schluchzern. So standen wir eng umschlungen da, auf dem Fußweg des Schulcampus, und ließen den Regen auf uns einprasseln.
    Irgendwann zog ich ihn zur U-Bahn und nahm ihn mit nach Hause.
     
    Wir wechselten kaum ein Wort miteinander, bis wir in meiner Wohnung angekommen waren. Wir waren so von unseren Emotionen überwältigt, dass wir auf nichts anderes mehr Rücksicht nahmen. Mit schnellem Blick nahm er die Mülltüten vor den Fenstern, die Kakerlaken auf der Arbeitsplatte und den bröckelnden Putz zur Kenntnis. Die Wohnung war sogar noch schlechter in Schuss als bei unserem Einzug, immerhin war sie jetzt sieben Jahre älter. Die Winterkälte hatte sich gehalten, und weil unsere Kleidung nass war, holte ich rasch die beiden dünnen Handtücher aus dem Badezimmer.
    Eins gab ich Matt, aber statt sich damit abzutrocknen, wischte er mir sanft übers Gesicht. Ich stand bewegungslos da, während er meine Haare anhob und mir mit dem Handtuch den Nacken abtrocknete. Dann machte er den Reißverschluss meiner Jacke auf und zog sie mir über die Schultern. Sie fiel auf den Boden.
    Ich konnte nur noch auf seine Lippen starren und riss mich unvermittelt los, um in die Küche zu gehen.
    »Ich suche besser noch ein Handtuch«, sagte ich, obwohl ich genau wusste, dass wir keine weiteren Handtücher besaßen.
    Aber er erwischte mich beim Ärmel und zog mich zurück. Ich schloss die Augen und spürte seine Arme um meinen Körper. Im Handumdrehen hatte er die Hände unter meine Bluse geschoben, liebkosend und peinigend zur gleichen Zeit. Als er mich küsste, hörte ich auf zu atmen. Sein Verlangen war übermächtig, er schien die Kontrolle über sich verloren zu haben.
    »Bitte«, flüsterte ich. »Warte.«
    Aber er hatte mir schon die Bluse ausgezogen. Wir fielen auf den Stapel Plüschtierdecken, und er drückte mich auf die Matratze. Es war wunderbar, sein Gewicht zu spüren, und er presste seine Lippen auf meine, quälend und süß, dazu das Kratzen seiner Bartstoppeln an meinen Schläfen, das Kitzeln seiner Haare. Ich hatte das Gefühl, mich weder bewegen noch atmen zu können. Ich gehörte ihm, und er gehörte mir. Seine Hitze brannte sich durch die nassen Kleider hindurch. Er war wie besessen, von Trauer und Leidenschaft zugleich.
    Schließlich zwang ich mich, laut und deutlich zu sagen: »Wir müssen ein Kondom benutzen.«
    Etwas verlegen zügelte er sich, holte stockend Luft und sagte dann: »Ich habe welche im Portemonnaie.«
    »Lass uns zwei nehmen«, schlug ich vor. »Nur zur Sicherheit.«
    »Okay.«
    Aber sobald er wieder anfing, mich zu küssen, überwältigten mich sein Geschmack und sein Geruch, und ich zog ihm in fiebriger Eile die Kleider vom Leib. Ich fühlte mich wie hypnotisiert, wie in einem Traum, und dachte immer wieder: Das ist Matt, er gehört jetzt mir, endlich mir. Ich betrachtete ihn aus der Nähe und fand ihn noch schöner, als ich ihn mir vorgestellt hatte, der Schimmer seiner Wimpern, die schmale weiße Narbe, die sich über seinen Wangenknochen zog, die dunkle Mulde seines Halses. Trotz meiner kleinen sexuellen Experimente auf dem Schulgelände war ich noch nie nackt mit einem Mann zusammen gewesen, und Matts Haut fühlte sich warm und rau an. Er musste irgendwie die Kondome herausgefummelt haben, denn plötzlich war er in mir. Ich keuchte, aber es tat weniger weh, als ich erwartet hatte. Dann konnte ich an überhaupt nichts mehr denken.
    Als er schließlich zum Höhepunkt kam, fing er wieder an zu weinen. Ich hielt ihn liebevoll im Arm. Schwer atmend lagen wir da und kehrten erst nach und nach wieder zu uns selbst zurück.
    »Ich muss mich jetzt um Park kümmern«, sagte er. »Die Straße vor mir liegt im Nebel.« Er meinte seine ungewisse Zukunft.
    »Du kommst schon zurecht«, sagte ich. Ich hielt seine Hand mit beiden Händen umschlossen und drückte sie. »Was ist mit deinem Vater? Wird er …?«
    »Nein.«
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht.« Er lachte ein kleines, bitteres Lachen. »Mein Herz ist so verletzt, dass ich Blut speie. Und er verschwindet einfach wie üblich mit irgendeiner neuen Freundin. Mein ganzes Leben lang war er nie für uns da, hat meiner Mutter nie geholfen. Immer schon musste ich der Mann in der Familie sein, für Park, für Mama.« Seine Stimme überschlug sich. »Eins

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