Google Analytics - Implementieren Interpretieren Profitieren
Nordrhein-Westfalen, dennoch gibt es einige leere Flächen im Osten.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands – also vor der allgemeinen Verbreitung des Internets – wurde fast der gesamte Osten mit damals sehr modernen Glasfasertelefonkabeln ausgestattet. Diese waren damals das Neueste, was es für Telefongespräche (und Faxgeräte) gab. Mitte/Ende der Neunziger war der Osten Deutschlands, was die Telefonleitungen betrifft, deutlich moderner ausgerüstet als der Westen.
Mit der Verbreitung des Internets kam dann irgendwann auch DSL. Der Erfolg von DSL konnte damals nicht vorhergesagt werden. Das Problem war nun, dass sich die brandneuen Glasfaserleitungen für DSL nicht so gut eigneten und die alten Leitungen, wie sie im Westen Deutschlands lagen, viel besser waren. Daher ist auch die Verbreitung von DSL im Westen deutlich höher als im Osten.
Dies hat nun folgende Auswirkung: Im Westen (mit DSL) wird versucht, bei der Einwahl ins Internet die kürzeste Verbindung zum nächsten Einwahlknoten zu nehmen. Daher stimmt die Zuordnung der Herkunft im Westen recht gut überein. Im Osten Deutschlands finden viele Verbindungen über die schnellen Glasfaserkabel statt. Hier ist es nicht so wichtig, dass die Einwahl beim nächstgelegenen Einwahlkoten stattfindet. Der User kann durchaus zu einer weiter entfernten Stadt geleitet werden und bekommt dabei eine IP-Adresse der weiter entfernten Stadt zugewiesen. Daher kann es besonders in den ländlichen Gebieten des Ostens vorkommen, dass die Zugriffe nicht der wirklichen Position des Users zugeordnet werden, was dann zu einem etwas ungenaueren Bild im Karten-Overlay-Bericht führen kann.
AOL et al. Obwohl sich AOL aus dem Internetzugangsgeschäft und mittlerweile ja komplett aus Deutschland zurückgezogen hat, verwende ich dieses Beispiel, weil vielen sicher noch die Zugangs-CDs von AOL in Erinnerung sind, die es vor einigen Jahren massenweise gab.
Wenn ein User sich also über AOL einwählte, wurde er über einen ganz bestimmten Einwahlknotenpunkt von AOL geleitet – unabhängig davon, wo er sich gerade aufhielt. Dies führte dazu, dass alle AOL-Kunden über einen (oder einige wenige) Knotenpunkt im Internet surften und einer bestimmten Stadt (oder einigen wenigen Städten) zugeordnet wurden. Auch das kann also das Bild der realen Herkunft der User verzerren.
Nicht identifizierbar Es werden in Analytics verschiedene Verbindungsgeschwindigkeiten der User dargestellt. Aufgrund der genannten Komplexität kann die Verbindungsgeschwindigkeit und somit auch die Herkunft der User mitunter einfach nicht identifiziert werden. Dies ist nicht weiter erklärbar, sondern lediglich als Fakt hinzunehmen.
All diese Gründe könnten nun zu der Annahme führen, der Karten-Overlay-Bericht sei nutzlos. Allerdings geht es, wie so oft bei der Web-Analyse, um Trends, weniger um absolute Zahlen. Wie schon erwähnt, sind Internet und Websites sehr komplex. Dies führt zwangsläufig dazu, dass es keine zu 100 % korrekten Zahlen in der Web-Analyse geben kann. Mit gewissen Unschärfen muss man leben. Der Umgang mit Trends bietet eine gute Möglichkeit, mit dieser Unschärfe umzugehen.
Ein klein wenig ungenauer werden die Standortdaten allerdings durch die IP-Adressen-Anonymisierung im Rahmen der datenschutzkonformen Nutzung von Google Analytics. Wer Analytics so integriert hat, dass die IP-Adresse um das letzte Oktett verkürzt übergeben wird, hat etwas ungenauere Daten hinsichtlich des Standorts der Besucher auf der Website. Mit diesem Umstand sollte man jedoch recht gut leben können – wie so oft im Leben hat so jeder Vorteil (datenschutzkonformes Betreiben von Google Analytics) auch einen Nachteil (weniger akkurate Daten bei der Standortermittlung).
Dennoch sind die IP-Adressen zurzeit das einzig vernünftige Mittel, um die Herkunft der User zu bestimmen – die genannten Gründe zeigen jedoch, dass die im Karten-Overlay gezeigten Zahlen nie ganz korrekt sein können.
Praxistipp:
Die Genauigkeit der Karten-Overlay-Daten hängt von der Qualität und der Zuordnung der IP-Adressen ab. In den westlichen Ländern sind die Zahlen in der Regel sehr akkurat. In Afrika beispielsweise ist die Fehlerwahrscheinlichkeit höher, in China ist eine Lokalisierung der Besucher nur schwer möglich, da dort das Internet staatlich kontrolliert und durch einige wenige Firewalls geleitet wird; die User stammen meist aus Peking und Shanghai.
10.4
Verhalten: Neu und wiederkehrend
Wie in Kapitel 3.3
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