Google-Mitarbeiter Nr. 59
Religion und einer Vielzahl strittiger Themen und brachte Begriffe wie »Flame Mail« und »trollen« hervor.
Deja News beherbergte ein unaufhörlich aktualisiertes Archiv von 500 Millionen dieser Nachrichten, die bis ins Jahr 1995 zurückgingen, einschließlich solcher Klassiker wie der Ankündigung des Starts von AltaVista und der ersten Erwähnung von Google. Leider konnte Deja News es sich nicht mehr leisten, diesen Dienst aufrechtzuerhalten. Tatsächlich konnten sie nicht einmal den Zugang zu allen Daten zur Verfügung stellen, die sie archiviert hatten. Verzweifelt kamen sie zu Google, auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihre Daten davor zu bewahren, für immer in Vergessenheit zu geraten. Den Wert des Inhalts erkennend, warfen Larry und Sergey ihnen eine Rettungsleine zu und boten an, das Archiv zu übernehmen, es aufzuräumen, besser durchsuchbar zu machen und zu hosten. Google hatte bereits Pläne, seine eigene Usenet-Seite groups.google.com zu starten, also war das Timing ein glücklicher Zufall. Und trotzdem war es ein Gnadenakt und alle Beteiligten wussten das.
Die Übergabe geschah schnell – zu schnell für Google, um viel mehr zu tun, als einen Notservice zu starten, der auf einem getrennten, kürzlich erworbenen Archiv von Usenet-Nachrichten beruhte, während unsere Techniker die Deja-Daten organisierten und ein besseres System bauten, um sie zur Verfügung zu stellen. Die Interimsseite würde nicht wie bei Deja alle Nachrichten enthalten, die zurück bis ins Jahr 1995 reichten: Sie würde nur Nachrichten anbieten, die ein Jahr zurückgingen. Benutzer würden nicht imstande sein, durch verschiedene Gruppen zu browsen (obwohl sie diese durchsuchen konnten) oder neue Mitteilungen zu veröffentlichen. Am allerwichtigsten aber: Sie würden nicht imstande sein, Nachrichten zu vernichten oder zu entfernen, die sie bereits geschrieben hatten, selbst wenn sie sie vorher gelöscht hatten (Deja hatte die Anzeige von gelöschten Kommentaren unterdrückt, aber nie wirklich aus der alten Datenbank gelöscht). Einige Deja-User würden peinliche Nachrichten wiederentdecken, die sie wütend oder betrunken geschrieben und später gelöscht hatten. Zumindest hatten sie das geglaubt.
Ich konnte förmlich riechen, wie sich die Gewitterwolken zusammenbrauten.
Ich entwarf einen Text für die ehemalige Einstiegsseite von Deja und FAQs, die erläuterten, dass Google in einem »brutalen Schlamm-Ringen mit Gigabytes widerspenstiger Daten« beschäftigt war, um ein neues und verbessertes Usenet-Archiv wieder einzuführen. Ich machte deutlich, dass die Bemühungen andauerten und die Dinge bald besser werden würden.
Am Montag, dem 12. Februar 2001, verschwand das alte Deja.com und die Interimsseite von Google ging live. Innerhalb von Sekunden floss die Empörung aus dem verstopften limbischen System über das Netz und flutete meinen Posteingang. Der Usersupport reagierte mit den beruhigenden Formulierungen, die ich geliefert hatte, bestätigte, dass wir »eine Reihe von Fragen und Anmerkungen erhalten hatten«, und ließ unsere verärgerten Kunden wissen, dass wir »die Unannehmlichkeiten, die das verursacht hatte«, verstanden. Cindy versicherte mir, dass der Ton perfekt war. Ich musste zustimmen, und weil wir beide von Beruf Wortschöpfer waren, nahm ich an, dass die Sache damit beendet sein würde.
Nichts war beendet. Die betrogenen Anhänger von Deja reagierten, als ob wir mit einer großen haarigen Bärenklaue die Honigwabe aus ihrem Bienenstock geschnappt hätten. Sie kamen in Schwärmen. Ihre E-Mails überlasteten unser zerbrechliches CRM-System den ganzen Montagnachmittag und es kamen immer noch mehr. Wir konnten nicht auf die Spezialfragen antworten, die sich nur auf Usenet bezogen, und unsere allgemeinen Antworten reizten die Benutzer nur noch mehr. Unsere Briefkästen füllten sich mit Schlamm und Feuer.
Larry und Sergey waren von den undankbaren Benutzern von Deja überrascht. Wir hatten mit unserem Geld eine wertvolle Internetquelle vor dem Müllhaufen der Geschichte gerettet und uns verpflichtet, ein verbessertes Archiv mit Zugang zu viel mehr Daten, als Deja jemals angeboten hatte, zu starten. »Was stimmt nicht mit diesen Leuten?«, fragten sie sich. Sie würden nicht weit gehen müssen, um das herauszufinden; innerhalb von Tagen klopften verärgerte Usenetter sprichwörtlich an Googles Haustür, um sich zu beklagen.
»Okay, ihr Kerle seid im Schadensbegrenzungszustand, also handelt entsprechend!!!«,
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