Google-Mitarbeiter Nr. 59
schrieb ein Benutzer. »Bis jetzt ist eure Einstellung echt arrogant.« Er fuhr fort, uns mit Firestone zu vergleichen, deren verhängnisvoll defekte Reifen das Thema eines Sicherheitsrückrufs waren, obwohl, soweit ich weiß, niemand starb, weil ihm der Zugang zu einer drei Jahre alten Nachricht auf rec.arts.sf.starwars verwehrt wurde.
Wayne Rosing, unser neuer Technikchef, wiegelte Angriffe mit dem Ausspruch ab: »Entscheidend ist, ob wir die richtigen Dinge tun, auch wenn die Leute das heute nicht verstehen. Irgendwann werden sie schon dahinterkommen.«
Es war eine Lektion, welche die Einstellung von Google gegenüber der Öffentlichkeit von diesem Punkt an gestalten würde. Sicher, wir hatten die Leute mit MentalPlex verärgert, aber einige von uns gaben schließlich zu, dass die Beschwerden berechtigt gewesen sein könnten. Bei Deja standen wir klar auf der Seite der Guten. Die Öffentlichkeit verstand es nur nicht. Obwohl wir bis zum Umfallen schufteten, unser eigenes Geld rauswarfen und versuchten, etwas Gutes für sie zu tun, brüllten, lärmten, schimpften und stöhnten sie. Wenn User so unvernünftig waren, konnten wir ihre Beschwerden sicher ignorieren. Das passte unseren Gründern ganz gut – sie hörten immer auf ihren Bauch.
Ich bin gefragt worden, ob Larry und Sergey wirklich überragend waren. Ich kann nichts über ihren IQ sagen, aber ich sah mit eigenen Augen, dass ihre Vision so hell brannte, dass sie alles versengte, was ihnen im Weg stand. Die Wahrheit war so offensichtlich, dass sie nicht die Nettigkeiten höflicher Umgangsformen nötig hatten, um ihre Ideen lebendig werden zu lassen. Warum langsamer werden, um etwas zu erklären, wenn der Wert dessen, was sie taten, so selbstverständlich war, dass die Leute es schließlich selbst erkennen würden?
Diese Einstellung war sowohl Googles Stärke als auch seine Achillesferse. Von der Einführung einer besseren Suchmaschine auf einem überfüllten Markt bis zum Betrieb ungeprüfter Texte in AdWords – der Erfolg umstrittener Ideen verlieh der Überzeugung Schwung, dass die anfängliche öffentliche Meinung oft irrelevant war.
Bis zum Ende des Jahres bewiesen wir, dass unsere Absicht immer ehrenhaft gewesen war, und führten nicht nur die Features ein, nach denen die User verlangt hatten, sondern auch ein Archiv, das 20 Jahre zurückreichte, statt nur fünf, die Deja angeboten hatte. 73 Das war fast alles allein die Arbeit von Michael Schmitt, einem Techniker, der es auf sich nahm, eine globale Suche durchzuführen, um Bänder und CD-Back-ups von den frühesten Usenetsnachrichten ausfindig zu machen, sowie die Hardware, die sie lesen konnte. Er rettete für die Nachwelt die erste Usenet-Erwähnung von Microsoft, die erste Nachricht von Tim Berners-Lee mit Bezug auf das »World Wide Web« und von Marc Andreessen die öffentliche Bekanntmachung des Mosaik-Webbrowsers, der zu Netscape werden würde.
»Wenn es Gerechtigkeit auf der Welt gäbe«, schrieb ein vorher enttäuschter Usenetter, »würdet ihr Kerle reich sein und Bill Gates stände in der Warteschlange für wässrige Suppe.« Nicht, dass Larry und Sergey eine Bestätigung brauchten, dass sie das Richtige getan hatten, aber dennoch war es nett, so etwas zu hören.
15 Manager im Whirlpool und in Schwierigkeiten
Einen Monat, nachdem wir Deja gekauft hatten, packten 140 Googler ihre Reisetaschen, enterten eine ganze Busflotte und fuhren in Richtung Berge. Es war wieder Zeit für Googles jährlichen Skiausflug.
Das Ritual nahm seinen Ursprung, als Google aus nur acht Leuten bestand, die Larry in einem Miettransporter eigenhändig nach Lake Tahoe steuerte. Sergey, Craig, Ray und Harry schlugen derweil auf den Rücksitzen mit Logikspielen die Zeit tot und Heather blieb mühsam wach. Der Trupp sparte 2,50 Dollar pro Tag, indem sie Larry als einzigen Fahrer festlegten, was sowieso nicht anders ging, da Larry sein Leben niemals in die Hand eines anderen legen würde.
Ich nahm 2000 nicht teil, obwohl Heather mich mehr als einmal daran erinnerte, dass der Skiausflug nicht fakultativ war. Es war vielmehr eine Teambuilding-Maßnahme und deshalb nur für Mitarbeiter. Ohne Familie. Das kam bei Kristen nicht so gut an, die bei Google schon genug zu sehen bekommen hatte, um Bedenken zu haben. Das Fass lief an dem Tag über, als sie zum Mittagessen kam und eine attraktive Frau in den Zwanzigern entdeckte, deren Tangaunterwäsche durch ihre hauchdünnen Pluderhosen mehr als gut sichtbar war.
»Wer ist
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