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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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im Kraftraum. Er fühlte sich gleichermaßen wohl im Smoking wie in Lederklamotten oder in einer Kombination aus beidem. Innerhalb weniger Tage hatten Jeff und Howard einen funktionierenden Prototypen. Dann halfen sie Marissa Mayer, die nach Möglichkeiten suchte, Anzeigen den Suchanfragen zuzuordnen, und hatten in null Komma nichts ein Anzeigen-Targeting-System 24 aus dem Ärmel geschüttelt.
    Um ihren Prototyp zu testen, meldete Jeff Google in Amazons Affiliate-Programm an. Jedes Mal, wenn jemand eine unserer Buchanzeigen anklickte und dieses Buch dann bei Amazon kaufte, erhielt Google eine Provision. Jeff speicherte 100 000 Titel in dem neuen System, das Anzeigen auf Googles Ergebnisseiten spuckte, wann immer jemand nach dem Titel eines Romans oder Sachbuchs suchte. Obwohl nicht jede Anzeige angeklickt wurde, funktionierte das System zweifelsfrei. Plötzlich generierte Google Umsatz, wenn auch bescheidenen, durch sein Anzeigensystem. Niemand schrie laut »Juhu!« Es knallten auch keine Champagnerkorken. Es wurden keine Erwartungen geweckt. Noch lag viel Arbeit vor uns.
    Es gibt etwas, für das wir gern eine Anzeige schalten würden
    Die Affiliate-Anzeigen von Amazon bewiesen, dass das Programm funktionierte. Nun würden wir versuchen, Anzeigen an Firmen zu verkaufen, die keine Affiliate-Programme hatten. Die Anzeigen, die als Text in Kästen oben auf der Ergebnisseite erschienen, würden auf einer Cost per 1000 Impressions (CPM)-Basis verkauft werden. Anders ausgedrückt: Inserenten mussten zahlen, wenn Google deren Anzeigen veröffentlichte, ob sie angeklickt wurden oder nicht, und berechnet wurden je 1000 Kontakte. Um das Programm zu einem echten Produkt zu machen, musste Google jedoch in der Lage sein, den Inserenten Auskunft darüber zu geben, welches Volumen diese kaufen konnten. Wenn zum Beispiel ein Inserent wollte, dass eine bestimmte Anzeige jedes Mal gezeigt wurde, wenn die Suchkombination »Titan Golfschläger« eingegeben wurde, mussten wir herausfinden, wie häufig »Titan Golfschläger« in unserem Suchanfragenvolumen auftauchte.
    Ed Karrels, der von SGI zu Google wechselte, konstruierte ein Schätzungstool, um diese Daten aus unseren Datenprotokollen zu sammeln, damit wir die Zahl der gezeigten Anzeigen garantieren konnten. Noch mehr beeindruckte Ed seine Google-Kollegen damit, dass er jeden Freitagmorgen zum nächsten Krispy Creme (knapp 57 Kilometer) fuhr, vier Dutzend Donuts in seinen silbernen Merc edes SLK 230 lud und mit Höchstgeschwindigkeit zurück ins Büro fuhr. 25 Nun hatte Google freitags frittierten Teig und ein richtiges Anzeigengeschäft.
    Im Januar 2000 betrat Googles Anzeigenprogramm den freien Markt, ohne dass auch nur eine Pressemitteilung erfolgte. Cindy war zwar der Meinung, wir sollten ein paar Wellen schlagen, sie wurde jedoch überstimmt – vielleicht weil Larry und Sergey keine Haie alarmieren wollten, die um Start-ups wie unseres kreisten. Der Prozentsatz von Googles Ergebnisseiten, die tatsächlich unsere Textanzeigen präsentierten, war winzigklein, und die Leute schworen noch jahrelang, nie eine einzige Anzeige auf unserer Website gesehen zu haben. Das beunruhigte loyale Google-User, weil sie nicht sahen, wie wir uns ohne Einnahmequelle über Wasser halten konnten. Einige boten sogar an, uns Spenden zu schicken. Wir lehnten höflich ab.
    Natürlich testeten wir die Anzeigen. Marissa, Bay Chang und Jen McGrath führten in einem Stanford-Computerlabor eine Usability-Session durch.
    »Kam mir irgendwie unmoralisch vor«, sagte einer der Teilnehmer. »Ich dachte, es wäre ein Suchergebnis. Bei Banner-Anzeigen weißt du wenigstens, dass sie dafür bezahlt haben.«
    Nun, das hatten wir nicht erwartet. Waren Textanzeigen weniger moralisch als blinkende Banner?
    »Sollten wir Banner und Textanzeigen testen, um zu sehen, was die User bevorzugen?«, fragte ich, nachdem ich das Feedback bekommen hatte. »Wie stehen wir langfristig überhaupt zu Bannern? Wie viel verschenken wir, wenn wir keine Banner einsetzen?« Ich nahm an, dass wir für Bildanzeigen mehr berechnen konnten, weil sie eindringlicher waren. Damit lag ich falsch, wurde aber glücklicherweise von Larry und Sergey überstimmt. Sie betonten, dass wir jederzeit von Text- zu Bildanzeigen aufsteigen konnten, wenn es sein musste, dass aber der umgekehrte Weg schwieriger wäre. Es sollte Text bleiben – zumindest wenn sich die Anzeigen als erfolgreich erwiesen, woran ich meine Zweifel hatte. Wir hinterlegten die Anzeigen

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