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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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Herangehensweise sah anders aus. Du musstest gucken, ob du dich selbst davon überzeugen konntest, dass es funktionieren würde, dass es keine Ausnahmefälle oder Probleme gab – dass es leicht verständlich sein würde. Ich denke, das hat sehr gut funktioniert.«
    Ben Gomes lobte Sanjays Programmierung und seine systematische Herangehensweise an das Ausweiten des Quellcodes: »Es gab den Ton an für den Rest des Programms, das geschrieben wurde.« Er scherzte jedoch, dass Sanjay unvernünftige Standards aufrechterhielt.
    »Er konnte es nicht ertragen, dass ich Leerraum nicht anständig nutzte. Bei einer Programmüberprüfung fuhr er mit dem Cursor ans Ende jedes Punktes und sagte: ›Da ist Leerraum. Warum ist da Leerraum?‹«
    Sanjay lachte, als ich ihn darauf ansprach. »Das habe ich nur gemacht, um Ben ein bisschen aufzuziehen. Ich möchte mich in ein paar Jahren noch daran erinnern können, wenn wir längst vergessen haben, woran wir beim Schreiben gedacht haben, und es dann immer noch verstehen. Wenn uns diese schlechte Formatierung im Weg steht, haben wir etwas zu reparieren.«
    Weil Urs es förderte, dass die Technikerteams komplexe Probleme in lösbare Stücke aufteilten, waren Programmüberprüfungen im Wesentlichen dazu da, sicherzustellen, dass die Stücke zusammenpassten, wenn man sie wieder zusammenfügte. Dieses System gewährte den Technikern Unabhängigkeit, bewahrte sie aber gleichzeitig davor, sich zu weit von den Standards des verbindenden Quellcodes zu entfernen.
    »Ein gutes Team zeichnet sich dadurch aus, dass es Probleme löst«, erklärte Urs Jahre später. »Wenn es nicht das richtige Team ist, dann produziert es kleine Fehler, die die Lösung aushöhlen. Am Ende weißt du nicht, was du eigentlich falsch gemacht hast, aber es funktioniert nicht. Du brauchst jeden Tag und jede Woche die Kontrolle. Ein neuer Mitarbeiter wird winzige Ermessensentscheidungen treffen und deren kumulative Wirkung nicht erkennen. Schon nach ein paar Monaten hast du die Idee zerstört, obwohl dir kein erkennbarer Fehler unterlaufen ist. Es war eine Aneinanderreihung von Kleinigkeiten.«
    Ein Tag im Leben
    Die Technik hat ihre Regeln und festen Abläufe – ich auch.
    Ich fing an, früher im Büro zu sein. Viel früher.
    Vor 6 Uhr schlich ich auf Zehenspitzen aus dem Haus, ließ den Wagen an und fuhr aus der Einfahrt, ohne die Scheinwerfer anzuschalten. Unser Schlafzimmer ging zur Straße raus, die Jalousien waren kaputt und Kristen war kein Morgenmensch.
    Sobald ich auf den Highway 85 bog, drehte ich die Heizung und das Radio auf und fuhr die Fenster runter. Wenn ich an dem noch im Dunkeln liegenden Googleplex ankam, war ich hellwach. Ich parkte auf dem Parkplatz, der dem Eingang am nächsten lag, und schaltete das Fernlicht ein, um zu sehen, ob das Stinktier aus der Umgebung wieder auf den Eingangsstufen übernachtet hatte. Bei meiner ersten Begegnung mit ihm hatte ich mir vor Angst fast in die Hose gemacht. Bevor ich in die Umkleide ging, schaltete ich das Licht in den Büros und die Fotokopierer ein.
    Der Standort des Google-Gebäudes grenzte an ein Moor-Schutzgebiet am Rand der San Francisco Bay. Mit weißen, gelben, lila- und pinkfarbenen Wildblumen gesäumte Jogging-Pfade erstreckten sich kilometerweit nach Norden und Süden, vom ehemaligen Marinestützpunkt Moffett Field einen Pier entlang und über kleine Hügel bis zum Flughafen Palo Alto. Habichte kreisten am Himmel und Reiher wateten durch die Tümpel. Waschbären, Hasen und Rentner, die die Wildnis beobachteten, teilten sich die schlammigen Wege mit Schwärmen von Stechmücken und dem kräftigen Aroma der Ebbe. Ich machte ein paar Dehnungsübungen an der Treppe, schaltete meinen Discman ein und trottete gemächlich über den Asphalt in Richtung Bay.
    Um 8 Uhr früh war ich ein paar Kilometer gejoggt, war in der Sauna gewesen, hatte geduscht, die Zeitung gelesen, eine Schale Müsli gegessen und war praktisch immer noch allein in dem Gebäude, wenn ich anfing, die Kletten auszufegen, die sich über Nacht in meinem Posteingang gehängt hatten. Ich hatte die Leuchtstoffbirnen über meinem Schreibtisch herausgeschraubt und nutzte das wärmere Licht meiner Schreibtischlampe, bis die Sonne hoch genug stand, um durch die Fenster zu scheinen. Ich setzte meine Kopfhörer auf, drehte meine selbst gezüchtete Mischung von YoYo Ma, Otis Spann und Ozomatli auf und begann, in einem Zustand Zen-ähnlicher Versunkenheit in die Tasten zu hauen.
    Es fühlte sich gut an,

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