GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
uns allein, Krieger«, sagte ich.
Wieder lachte Kazrak, blinzelte mir zu und zog sich mit ironischer Verbeugung zurück.
»Wie kannst du es wagen«, tobte Talena, »die Tochter des Ubar von Ar zu fesseln!« Verzweifelt bäumte sie sich unter meinem Griff.
»Die Tochter des Ubar von Ar«, sagte ich, »trägt den Kragen Tarls aus Bristol.«
Sie zitterte vor Wut, doch dann nahm sie sich zusa m men. Sie versuchte das Gesicht zu wahren. »Vielleicht ist es wirklich angemessen, daß ein Tarnkämpfer der gefa n genen Tochter eines reichen Kaufmanns seinen Kragen umlegt.«
»Oder der Tochter eines Ziegenhirten«, fügte ich hinzu.
Ihre Augen blitzten. »Ja, vielleicht«, sagte sie. »Gut, ich erkenne an, daß dein Plan vernünftig ist!« Herrisch streckte sie mir ihre kleine Hand entgegen. »Aber gib mir den Schlüssel«, fuhr sie fort, »damit ich den Kragen a b nehmen kann, wenn es mir g e fällt.«
»Ich behalte den Schlüssel«, sagte ich. »Und er wird abgenommen, wenn es mir gefällt, wenn übe r haupt.«
Sie richtete sich wütend auf. »Na gut«, entgegnete sie. Dann fiel ihr Blick auf den zweiten Gegenstand, den Kazrak mir geschenkt hatte – die Sklavenpei t sche. »Was soll das?«
»Du bist doch bestimmt mit einer Sklavenpeitsche ve r traut?« fragte ich, nahm sie auf und schlug mir damit in die Handfläche.
»Ja«, sagte sie leise. »Ich habe sie oft genug bei meinen Sklaven benutzt. Willst du sie auch bei mir …?«
»Wenn nötig«, sagte ich.
»Du hättest ja nicht den Mut dazu«, sagte sie.
»Eher schon die Lust«, sagte ich.
Sie lächelte. Ihre nächste Bemerkung verblüffte mich. »Benutze sie ruhig, wenn ich dir nicht gefalle, Tarl aus Bristol«, sagte sie und wandte sich ab.
In den nächsten Tagen zeigte sich Talena zu meiner Überraschung aufgeschlossen und fröhlich. Sie intere s sierte sich für die Karawane und marschierte stundenlang neben den bunten Wagen her, ließ sich von den Ku t schern manchmal ein Stück mitnehmen, erbettelte eine Frucht oder eine Süßigkeit von ihnen. Sie unterhielt sich angeregt mit den Passagieren der blauen und gelben W a gen, übermittelte i h nen Neuigkeiten und Klatsch und neckte sie mit dem Aussehen ihrer künftigen Herren.
Sie wurde zum Liebling der ganzen Karawane. Ein- oder zweimal zeigten sich berittene Krieger des Zuges an ihr interessiert, aber als sie die Au f schrift des Halsbandes lasen, zogen sie sich knurrend zurück und ertrugen mit saurer Miene ihre spöttischen Bemerkungen. Am Nac h mittag, wenn das Lager aufgeschlagen wurde, half sie Kazrak und mir beim Zeltbau und sammelte anschli e ßend Feuerholz. Sie kochte auch für uns, kniete neben dem Feuer, die Haare zurückgebunden, damit sie nicht in die Flammen gerieten, das Gesicht schweißüberströmt, den Blick starr auf das Stück Fleisch gerichtet, das dann z u meist doch noch anbrannte. Nach dem Essen säuberte sie unsere Sachen, saß auf dem Zeltteppich zwischen uns und erzählte uns von den angenehmen Kleinigkeiten i h res Tages.
»Die Sklaverei bekommt ihr anscheinend gut«, sagte ich zu Kazrak.
»O nein, nicht die Sklaverei«, sagte er lächelnd. Und ich wußte nicht, was diese Bemerkung bedeuten sollte. Talena errötete, senkte den Kopf und p o lierte mit heftiger Bewegung meine Tharlarionsti e fel.
11
Mehrere Tage lang fuhr die Karawane durch den Verw ü steten Streifen, der das Reich Ar begrenzte. Aus der Fe r ne hörten wir nun das gedämpfte Dröhnen des Vosk. Als die Karawane einen Hügel überfuhr, erblickten wir am Flußufer vor uns eine unglaubliche Szene. Ein Lager aus zahlreichen bunten Zelten erstreckte sich bis zum Hor i zont, eine schnell errichtete Stadt für eine der größten Armeen, die je auf den Ebenen Gors zusammengeko m men waren. Die Flaggen von hundert Städten flatterten über den Zelten, und durch das beständ i ge Rauschen des Flusses war das Dröhnen großer Tarntrommeln zu hören – jener Trommeln, deren Signale die komplizierten Kriegsformationen der fliegenden goreanischen Kavall e rie ste u erten. Talena rannte neben meinem Tharlarion her, und mit meiner Lanze hob ich sie in den Sattel, d a mit sie besser sehen konnte. Zum erstenmal seit vielen Tagen stand Wut in ihren Augen. »Die Geier kommen und fa l len über die verwundeten Tarnkämpfer her.«
Ich schwieg, denn ich wußte, daß letztlich ich für di e sen Aufmarsch verantwortlich war. Ich hatte den Hei m stein Ars gestohlen und damit den Niede r gang Marlenus' ausgelöst, dessen
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