GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
gewaltige Reittier wi e der auf dem Felsvorsprung niederließ, hatte ich meine Arbeit beendet, und die verschiedenen Gegenstände w a ren sogar wieder in der Satte l tasche verstaut. Dabei hatte ich auch den Heimstein Ars mit eingesteckt – jenes una n sehnliche Felsstück, das mein Schicksal so sehr beei n flußt ha t te.
In den Krallen des Tarn hing eine tote Antilope; Hals und Kopf rollten haltlos hin und her. Als der Tarn seine Beute aufgefressen hatte, näherte ich mich dem Tier und sprach zutraulich zu ihm, als wäre das etwas ganz No r males. Ich ließ den Vogel einen Blick auf das Geschirr werfen und befestigte es dann mit gemessenen Bew e gungen an dem g e fiederten Hals. Anschließend warf ich den Sattel auf den Rücken des Tarn und kroch unter se i nen Bauch, um die Gurte festzuziehen. Schließlich stieg ich r u hig die frisch reparierte Steigleiter hinauf, zog sie hoch und befestigte sie an der Seite des Sattels. Ich blieb einen Augenblick reglos sitzen und zog dann en t schlossen am ersten Zügel. Erleichtert a t mete ich auf, als sich das schwarze Ungeheuer in die Lüfte schwang.
13
Ich wählte den Kurs nach Ko-ro-ba. In meiner Sattelt a sche trug ich eine Siegestrophäe, die inzw i schen wertlos geworden war – jedenfalls für mich. Sie hatte ihre Wi r kung längst getan. Ihr Verschwinden hatte bereits ein Imperium ins Wanken gebracht und zumindest für den Augenblick die Unabhängigkeit Ko-ro-bas und ihrer feindl i chen Schwesterstädte gesichert. Und doch brachte mir mein Sieg – wenn man ihn so bezeichnen konnte – keine Freude. Ich hatte das Mädchen verloren, das ich liebte, so grausam und undankbar sie auch g e wesen sein mochte.
Ich ließ den Tarn ansteigen, bis ich ein Gebiet von etwa zweihundert Pasang überschauen konnte. Weit entfernt war der silberne Streifen zu erkennen, bei dem es sich um den großen Vosk handeln mußte; davor die Grenze zwischen der grasbestandenen Ebene und dem Verwüst e ten Streifen. Ich übe r schaute einen Teil der Voltai-Berge, entdeckte im Süden den Widerschein des Abendlichts auf den Türmen Ars und beobachtete im Norden, vom Vosk näher kommend, den Schimmer unzähliger Kochfeuer, das Nachtlager Pa-Kurs.
Als ich den zweiten Zügel zog, um den Tarn in Ric h tung Ko-ro-ba zu lenken, entdeckte ich etwas Unerwart e tes unmittelbar unter mir. Ich war ve r blüfft. Von den schroffen Felsen des Voltai abgeschirmt, nur von hier oben zu erkennen, sah ich vier oder fünf kleine Feuer, wie sie etwa das Lager einer Bergpatrouille oder einer kleinen Jagdgesellschaft zieren mochten – Jäger, die es auf die geschickte goreanische Bergziege abgesehen ha t ten oder auf den gefährlichen Larl, ein gelbbraunes le o pardenähnliches Raubtier, das oft in den goreanischen Bergen anzutreffen ist. Dieses Ungeheuer erreicht aufg e richtet eine Größe von zwei Metern und ist wegen seiner gelegentlichen Ausflüge in die Zivilisation gefürchtet. Neugierig lenkte ich den Tarn hinab; es kam mir unwah r scheinlich vor, daß sich derzeit e i ne Patrouille aus Ar in den Voltai-Bergen aufhielt, ganz zu schweigen von einer Jagdgesellschaft.
Als ich näher kam, wurde mein Verdacht best ä tigt. Vielleicht hörten die Männer des geheimnisvo l len Lagers den Schlag der Tarnflügel, vielleicht war ich auch einen Sekundenbruchteil lang als Silhoue t te vor einem der drei goreanischen Monde zu sehen – jedenfalls verschwanden die Feuer plötzlich in einem Funkenregen, und die gl ü hende Asche wurde sofort völlig ausgetreten. Gesetzlose, vielleicht D e serteure aus der Armee von Ar. Es mochte viele geben, die sich in den Bergen in Sicherheit brac h ten. Meine Neugier war gestillt, und ich hatte wenig Lust, in der Schwärze dort unten zu landen, wo aus jeder Ric h tung ein Pfeil heranhuschen konnte, und ich zog an dem ersten Zügel und machte Anstalten, nach Ko-ro-ba zurückzukehren, von wo ich vor einigen Tagen – vor e i ner Ewigkeit – gestartet war.
Als sich der Tarn in die Lüfte schwang, hörte ich den unheimlichen Jagdschrei des Larl. Mein Tarn schien mi t ten im Flug zu erschaudern. Der Schrei wurde erwidert und fand bald auch ein drittes Echo in einiger Entfe r nung. Wenn der Larl allein jagt, geht er stumm vor und äußert keinen Laut, bis auf das plötzliche Brüllen, das den eigentlichen Angriff einleitet und das Opfer im en t scheidenden Auge n blick vor Schreck lähmen soll. Doch heute nacht war eine ganze Larlhorde auf der Pirsch, und die Schreie sollten die
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