GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
Läuse aus den Federn und klatschte sie wie e i ne Süßigkeit auf seine Zunge. Dann tätschelte ich ihm freundlich das Bein, stieg zum Sattel hinauf, stieß den t o ten Reiter zu Boden und gürtete mich fest.
Ich fühlte mich großartig. Ich hatte wieder Waffen und meinen Tarn, dazu einen Tarnstab und einen kompletten Sattel. Ich schwang mich in die Lüfte, ohne noch einen Gedanken an Ko-ro-ba oder den Heimstein zu ve r schwenden. Mit großem Optimi s mus ließ ich meinen Tarn über den Voltai-Bergen aufsteigen und nahm Kurs auf Ar.
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Ar, zwar belagert, doch noch unbesiegt, war ein großart i ger Anblick. Seine herrlichen schimmernden Zylinder ragten stolz hinter den schneeweißen Marmorbefestigu n gen auf, den Doppelmauern; die erste war hundert Meter hoch, die zweite – zwanzig Meter dahinter – sogar hu n dertunddreißig Meter. Die Mauern waren so breit, daß man mit sechs Tharlarionwagen nebeneinander darauf entlangfa h ren konnte. In Abständen von fünfzig Metern erh o ben sich vorspringende Türme. Über der Stadt, über den Mauern und Zylindern, machte ich hier und dort das Blitzen schwankender Tarndrähte aus – Hunderttausende dünner Drähte, die sich als schü t zendes Netz über die Stadt erstreckten. Einen Tarn durch dieses Schutznetz zu steuern, war nahezu unmöglich; die Drähte mußten ihm die Flügel vom Leib trennen.
In der Stadt hatten die Wissenden, die kurz nach Ma r lenus' Flucht an die Macht gekommen waren, sicherlich schon die Belagerungsvorräte angegriffen und die gewa l tigen Kornspeicher unter Verwaltung gestellt. Bei ve r nünftiger Rationierung mochte eine Stadt wie Ar eine Generation lang ausharren.
Außerhalb der Mauern hatten sich Pa-Kurs Strei t kräfte gesammelt und richteten sich unter Anle i tung der besten goreanischen Belagerungsexperten auf den Kampf ein. Einige hundert Meter von den Mauern entfernt, außer Armbrustschußweite, hoben Tausende von Belagerung s sklaven einen riesigen Graben aus. Bei ihrer Vollendung sollte die Grube fünfzehn bis zwanzig Meter breit und fast fünfundzwanzig Meter tief sein. Am rückwärtigen Rand des Grabens wurde die ausgehobene Erde zu einem großen Wall aufgeworfen. Oben auf diesem Wall en t standen zahlreiche Löcher, die hinter beweglichen Hol z schilden Bogenschützen und sonstige Artillerie behe r bergen sollten.
Zwischen diesem Graben und den Stadtmauern waren in der Dunkelheit Tausende von angespit z ten Pfählen aufgestellt worden, der Stadt zugeneigt. Manche dieser Todesfallen waren getarnt oder in Gruben aufgestellt. Hinter dem großen Graben zog sich in einigen hundert Metern Entfernung eine kleinere Grube hin – etwa fünf Meter breit und fünf Meter tief, ebenfalls mit einem Wall versehen. Auf diesem erhob sich eine Palisade angespit z ter Stä m me. In dieser Palisadenwand gähnte alle fünfzig Meter ein Holztor; Zugänge zu den zahllosen Ze l ten des belagerten Heeres.
Hier und dort wurden zwischen den Zelten Belag e rungstürme konstruiert. Neun solche Baustellen waren zu sehen. Es war undenkbar, daß sie die Mauern Ars übe r ragten, aber mit ihren Sturmrammen konnten sie vie l leicht weiter unten Schaden a n richten. Die Mauerkronen sollten von Tarnkäm p fern angegriffen werden. Wenn die Zeit der Attacke heranrückte, sollten Brücken über die Gräben g e schlagen werden; über diese Brücken würden sich die Heerscharen von Kämpfern ergießen. Leichtes Kampfgerät, zumeist Katapulte, wurden von g e panzerten Tarnteams über die Gräben geschafft.
Ein Aspekt der Belagerung mußte meinen Augen ve r schlossen bleiben – das war das heftige Duell des Tu n nelgrabens von beiden Seiten. Wahrscheinlich waren b e reits zahlreiche unterirdische Gänge in A r beit, in denen zweifellos einige der heftigsten Kämpfe der Belagerung ausgetragen wurden. N a türlich erschien es angesichts der Fundamente der mächtigen Stadtmauern unwahrschei n lich, daß sie durch Tunnel zum Einsturz gebracht werden kon n ten, aber es war denkbar, daß sich einer der Tunnels unbemerkt in die Stadt hineinführen ließ, wodurch ein mutiger Trupp hinter die Reihen der Verteidiger gela n gen und von dort etwa gegen das Haupttor vorgehen konnte.
Nun bemerkte ich einen Umstand, der mich etwas ve r wirrte. Pa-Kur hatte es versäumt, sich durch e i nen dritten Graben den Rücken freizuhalten. Ich sah Lieferanten und Händler, die ungehindert im Lager ein- und ausgingen. Ich überlegte, daß Pa-Kur sicher nichts zu befürchten hatte und
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