GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
nehmen«, sagte ich, »ist die Herrschaft der Wissenden beendet, und die Horde wird sich mit ihrer Beute in alle Winde zerstreuen und eine Besatzungsmacht zurückla s sen.«
Mintar bewegte sich unruhig auf seinen Kissen. »Der junge Tarnkämpfer versteht unser Spiel«, sa g te er.
»Und«, fuhr ich fort, »wenn Pa-Kur fällt, zerstre i ten sich die Besatzer, und es mag eine Revolution geben …«
»Unter der Führung eines Ubar«, sagte Marlenus z u stimmend und musterte den Spielstein in seiner Hand. Es war ein Ubar. Er ließ ihn auf das Spielfeld fallen, w o durch die anderen Stücke in alle Richtungen vom Brett fielen. »Unter der Führung eines Ubar!« rief er aus.
»Du bist also bereit, die Stadt Pa-Kur zu überlassen?« fragte ich. »Du willst es zulassen, daß seine Horden die Zylinder in Besitz nehmen, die Stadt ausrauben und ve r nichten, die Bewohner töten oder versklaven?«
In Marlenus' Augen blitzte es auf. »Nein«, sagte er. »Aber Ar wird fallen. Die Wissenden können nur Gebete murmeln und die Details ihrer sinnlosen Opferfeiern a r rangieren. Sie streben nach politischer Macht, doch sie verstehen nichts davon, vermögen sie nicht zu steuern. Sie werden einer gut organisierten Belagerung nicht la n ge standhalten. Sie kö n nen die Stadt nicht halten.«
»Könntest du denn nicht in die Stadt vordringen und die Macht übernehmen? Du könntest den Heimstein z u rückbringen und eine Gefolgschaft um dich versa m meln.«
»Ja«, sagte Marlenus. »Ich könnte den Heimstein wi e der in die Stadt bringen, und ich hätte auch bald wieder eine Gefolgschaft. Aber sie wäre nicht groß genug. Wie viele würden dem Banner eines Geset z losen folgen? Nein, zuerst muß die Macht der Wi s senden gebrochen sein.«
Marlenus musterte mich aus zusammengekniffenen Augen. »Vielleicht«, sagte er.
»Dann hätte ich einen Plan«, sagte ich. »Versuche die Heimsteine jener Städte in deinen Besitz zu bri n gen, die Ar untertan sind – sie werden auf dem Zentralturm au f bewahrt. Wenn du sie in B e sitz hast, kannst du in Pa-Kurs Horden Zwietracht säen, indem du den Truppena b ordnungen der einzelnen Städte ihre Steine zurückgibst – unter der Bedingung, daß sie sich sofort zurückziehen. Wenn sie sich weigern, kannst du die Steine ve r nichten.«
»Die Soldaten der zwölf unterworfenen Städte«, sagte er, »wollen Beute und die Frauen von Ar – und nicht nur ihre Steine.«
»Vielleicht kämpfen einige doch für ihre Freiheit – für das Recht, ihren Heimstein selbst aufzubewa h ren«, sagte ich. »Sicher bestehen doch Pa-Kurs Ho r den nicht nur aus Abenteurern und Söldnern.« Ich bemerkte das Interesse des Ubar und fuhr fort: »Außerdem würden nur wenige goreanische Soldaten – so barbarisch sie auch sein m ö gen – die Vernichtung ihres Heimsteins riskieren, der imme r hin das Glückspfand ihres Heimatortes ist.«
Marlenus runzelte die Stirn. »Aber wenn die Belag e rung aufgehoben ist, wären die Wissenden noch immer an der Macht.«
»Und Marlenus könnte nicht auf den Thron Ars z u rück«, sagte ich. »Aber zumindest wäre die Stadt gere t tet. Was ist dir am liebsten, Ubar – deine Stadt oder dein T i tel? Liegt dir das Wohlergehen Ars am Herzen – oder nur dein Ruhm?«
Marlenus sprang auf, warf die gelben Lumpen ab und zog sein blitzendes Schwert. »Ein Ubar bean t wortet eine solche Frage mit dem Schwert!« Auch ich hatte die Wa f fe gezogen. Einen langen schreckl i chen Moment starrten wir uns an, dann trat Marlenus e i nen Schritt zurück, stieß sein brüllendes Gelächter aus und rammte seine Klinge wieder in die Scheide. »Dein Plan ist gut«, sagte er. »Meine Mä n ner und ich werden heute nacht in die Stadt ei n dringen.«
»Und ich komme mit«, sagte ich.
»Nein«, erwiderte Marlenus. »Die Männer Ars bra u chen die Hilfe eines Kriegers aus Ko-ro-ba nicht.«
»Vielleicht könnte sich der junge Tarnsmann um Tal e na, Marlenus' Tochter, kümmern«, sagte Mintar leise.
»Wo ist sie?« fragte ich.
»Wir wissen es nicht genau«, sagte Mintar. »Aber man nimmt an, daß sie sich in Pa-Kurs Zelten au f hält.«
Zum erstenmal sprach Kazrak. »An dem Tage, da Ar fällt, heiratet sie Pa-Kur und wird an seiner Seite her r schen. Er hofft, daß das die Überlebenden in Ar dazu bringt, ihn als rechtmäßigen Ubar anzuerke n nen. Er wird sich zu ihrem Befreier erklären – er will als der Mann gelten, der den Despotismus der Wissenden beendet und den Glanz des Imperiums
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