GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
besseres Schauspiel bot, als wenn ich gefesselt gewesen wäre.
»Deine Tochter Talena lebt«, sagte ich zu Marl e nus. Er schien sich nicht sonderlich für das Thema zu interessi e ren. Wenn er jedoch ein Mensch war, mußte er wissen wollen, was aus ihr geworden war.
»Sie hätte mir tausend Tarns gebracht«, sagte Marl e nus. »Setzt die Vollstreckung fort.«
Die Kämpfer umfaßten meine Arme. Zwei weitere Männer nahmen die Tharlarionlanze aus der Verti e fung und brachten sie vor. Ich sollte nun damit aufgespießt und daran in die Höhe gehievt werden.
»Sie ist immerhin deine Tochter«, sagte ich zu Marl e nus. »Sie lebt.«
»Hat sie sich dir unterworfen?« fragte Marlenus.
»Ja«, sagte ich.
»Dann hat sie ihr Leben höher bewertet als meine E h re.«
Plötzlich wich die seltsame Lähmung, die mich befa l len hatte, und Wut erfüllte mich. »Deine Ehre sei ve r dammt!« brüllte ich.
Ohne nachzudenken, riß ich mich von den beiden Tarnkämpfern los, als wären sie Kinder, stürzte mich auf Marlenus und versetzte ihm einen heftigen Faustschlag ins Gesicht. Verblüfft taumelte er z u rück. Ich wandte mich gerade noch rechtzeitig zurück, um die Lanze zur Seite zu schlagen, die – von zwei Männern geführt – meinen Rücken durc h bohren sollte. Ich griff danach, drehte sie herum und benutzte sie als Sprungstab, der von den beiden Männern gehalten wurde. Ich sprang in die Luft und trat dabei nach meinen Gegnern. Ich hörte sie schmerzerfüllt aufschreien und fand mich allein im B e sitz der Lanze. Etwa fünf oder sechs Tarnkämpfer ran n ten auf den breiten Höhlen eingang zu, doch ich griff s o fort an, die Lanze pa r allel zu meinem Körper haltend, hieb ich mit fast übernatürlichen Kräften zu und drückte die Mä n ner aus der Höhle. Ihre Schreie mischten sich mit Wutgebrüll, als nun die anderen Tarnkämpfer zum A n griff übergingen.
Einer hob eine Armbrust, und ich schleuderte die La n ze. Er stürzte rückwärts zu Boden; der Lanzenschaft ra g te aus seiner Brust, und der Bolzen aus seiner Waffe prallte funkensprühend gegen die Decke über meinem Kopf. E i ner der Männer lag zu meinen Füßen. Ich zerrte das Schwert aus der Scheide. Ich begann mich zu wehren und tötete den ersten Mann, der auf mich eindrängte, und ve r wundete den zweiten – wurde jedoch langsam in die Höhle hineingedrängt. Ich hatte keine Chance, aber ich gedachte meine Haut teuer zu verkaufen.
Während des Kämpfens hörte ich das brüllende G e lächter Marlenus' hinter mir, der sich darüber freute, daß sich die einfache Aufspießung zu einem Kampf entwi c kelt hatte, der so recht nach seinem Herzen war. In einer Kampfpause fuhr ich zu ihm herum – in der Hoffnung, ihn überraschen zu kö n nen, doch im gleichen Augenblick trafen mich me i ne eigenen Fesseln ins Gesicht; Marlenus hatte sie wie ein Lasso geschleudert, so daß sie sich um me i nen Hals wickelten. Ich schluckte und schüttelte den Kopf, um das Blut aus meinen Augen zu ve r treiben, doch im nächsten Augenblick war ich schon von einigen Tar n kämpfern überwältigt.
»Gut gekämpft, junger Krieger«, sagte Marlenus ane r kennend. »Du hast wirklich nicht wie ein Skl a ve sterben wollen.« Er wandte sich an seine Männer. »Was meint ihr«, lachte er, »hat dieser Krieger sich das Recht ve r dient, den Tarntod zu sterben?«
»Das hat er!« sagte einer der Tarnkämpfer, der e i ne blutende Brustwunde versorgte.
Ich wurde nach draußen gezerrt, und an meinen Hand- und Fußgelenken wurden Fesseln ang e bracht. Die losen Enden wurden mit breiten Lederriemen an zwei Tarns befestigt, von denen einer mein eigenes schwarzes Tier war.
»Du wirst in Stücke gerissen«, sagte Marlenus. »Das ist nicht angenehm, aber immer noch besser als die Au f spießung.«
Ich wurde fest angeknotet. Ein Tarnkämpfer bestieg den einen Vogel, ein zweiter das andere Tier.
»Ich bin noch nicht tot«, sagte ich. Es war eine dumme Bemerkung, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, daß meine Zeit noch nicht gekommen war.
Marlenus blieb ernst. »Du hast den Heimstein Ars g e stohlen«, sagte er. »Du hattest Glück.«
»Keiner entgeht dem Tarntod«, sagte einer der Männer.
Die Krieger des Ubar wichen zurück und machten den Tarns Platz.
Marlenus überprüfte noch einmal persönlich die Kn o ten, zog sie noch enger an.
»Möchtest du, daß ich dich gleich töte?« fragte er leise. »Der Tarntod ist kein schönes Ende.« Seine Hand, von seinen Männern durch den
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