GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
breiten Kö r per abgeschirmt, lag auf meinem Hals.
»Warum diese plötzliche Fürsorge?« fragte ich.
»Wegen eines Mädchens«, sagte er. »Wegen der Liebe, die sie für dich empfindet.«
»Deine Tochter haßt mich«, sagte ich.
»Sie hat dem Werben Pa-Kurs, des Attentäters, nur nachgegeben, damit du auf dem Holzgestell eine Überl e benschance hattest.«
»Woher weißt du das?« fragte ich.
»Das ist im Lager Pa-Kurs allgemein bekannt«, erw i derte Marlenus. Ich spürte, daß er lächelte. »Ich selbst habe es als Aussätziger von Mintar g e hört, der der Kaste der Kaufleute angehört. Die Händler müssen sich ihre Freunde auf beiden Seiten des Zauns halten, denn wer kann wissen, ob nicht Ma r lenus eines Tages wieder auf dem Thron Ars sitzt?«
Ich muß einen Freudenschrei ausgestoßen haben, denn Marlenus legte mir hastig die Hand auf den Mund.
Er fragte nicht mehr, ob er mich umbringen sollte, so n dern richtete sich auf und ging davon.
Mit schmerzhaftem Ruck hoben sich die beiden Tarns in die Lüfte. Einen Augenblick schwang ich frei zw i schen den Vögeln. Als wir eine Höhe von etwa hundert Metern erreicht hatten, steuerten die beiden Reiter nach einem vorher vereinbarten Signal – dem schrillen Pfiff einer Tarnpfeife – ihre Tiere in entgegengesetzte Ric h tungen. Der plötzliche Schmerz schien meinen Körper auseinanderzureißen. Ich muß gegen meinen Willen au f geschrien haben. Die Vögel zogen davon, versuchten sich voneinander zu entfernen. Von Zeit zu Zeit ließen die Tiere in ihren Bemühungen nach, und die Seile e r schlafften. Ich hörte die Flüche der Tarnreiter über mir und sah auch zweimal das Aufblitzen der Tarnstäbe. Dann verstärkten die Vögel ihren Zug wieder, und der unerträgliche Schmerz begann e r neut.
Plötzlich ertönte ein schnurrendes Geräusch, und eine der Handfesseln riß. Ohne nachzudenken, fummelte ich an der Fessel des anderen Arms he r um, und als der Vogel wieder anflog, wurde mir die Schlinge schmerzhaft über die Hand gerissen, und das Seil tanzte in die Dunkelheit davon, und ich schwang kopfüber an den Seilen des a n deren Tarn. Es mochte einige Augenblicke dauern, bis die Tarnkämpfer die Wahrheit erkannten, denn sie mu ß ten natürlich zunächst vermuten, daß sie meinen Leib a u seinandergerissen hatten.
Ich schwang mich hoch und begann an einem der be i den Seile hinaufzuklettern, die zu dem großen Vogel über mir führten. Nach wenigen Augenblicken hatte ich den Sattelgurt erreicht und klammerte mich an den Wa f fenringen fest.
Da entdeckte mich der Tarnkämpfer und stieß einen Wutschrei aus. Er zog sein Schwert und hieb nach mir, und ich ließ mich auf eine Klaue des V o gels gleiten, der sofort vom Kurs abkam. Im nächsten Augenblick locke r te ich den Sattelgurt, und der gesamte Sattel, an den sich der Reiter festgeschnallt hatte, glitt vom Rücken des V o gels und taumelte in die schwarze Dunkelheit unter mir.
Ich hörte den Schrei des Tarnkämpfers – ein Schrei, der plötzlich abbrach.
Der andere Tarnmann mußte etwas gemerkt haben. J e de Sekunde war kostbar. Ich setzte alles auf eine Karte, tastete in der Dunkelheit nach den Zügeln des Vogels und vermochte schließlich den Halsriemen des Tieres zu u m fassen. Der plötzlich nach unten gerichtete Druck meiner Hand hatte die gewünschte Wirkung. Der Vogel meinte, der vierte Zügel wäre gezogen worden, und b e gann sofort an Höhe zu verlieren. Eine Minute später ha t te ich wieder festen Boden unter den Füßen – ein wildes Hochplateau. Ein roter Schimmer zog über den Be r gen herauf, und ich wußte, daß der Morgen anbrach. Meine Fußgelenke w a ren noch immer an den Vogel gefesselt, und hastig löste ich die Seile.
Im ersten Schimmer des Morgenlichts entdeckte ich in einiger Entfernung das Gesuchte – den Sattel und den verkrümmten Körper des Tarnsmannes. Ich ließ den V o gel stehen, rannte zu dem Sattel und nahm die Armbrust an mich, die zu meiner Freude noch in Ordnung war. Auch der Spezialköcher war voll. Ich spannte den Bogen und setzte einen Bolzen ein. Ich vermochte den anderen Tarn über mir zu hören. Als er zum Angriff hera b schwebte, entdec k te der Reiter zu spät meine Armbrust. Das Geschoß ließ ihn im Sattel zusammensinken.
Der Tarn, mein schwarzer Riese aus Ko-ro-ba, landete und kam majestätisch näher. Ich wartete unruhig, bis er den Kopf zutraulich über meine Schulter streckte und seinen Hals lang machte. Fröhlich kratzte ich ihm eine Handvoll
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