GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
abgeschlossen. Die schweren Metallstäbe waren mit Silber überzogen und mit Edelsteinen besetzt. Ein Mä d chen saß in dem Käfig auf einem Thron. Sie trug das schwere Ornat einer Ubara.
Eine innere Stimme warnte mich. Ich weiß nicht, wieso ich das Gefühl hatte, daß etwas nicht in Ordnung war. Ich unterdrückte den Impuls, ihren N a men zu rufen, an den Käfig zu springen, nach ihr zu greifen und sie an mich zu drücken. Das mußte Talena sein, meine Gelie b te, der mein Leben gehö r te. Und doch näherte ich mich nur langsam, fast vorsichtig. Die Gestalt wirkte irgen d wie fremd – war sie vielleicht verletzt oder betäubt? E r kannte sie mich denn nicht? Ich stand vor dem Käfig und nahm den Helm vom Kopf. Sie gab kein Zeichen des E r ke n nens.
Meine Stimme klang gedämpft: »Ich bin Pa-Kurs K u rier«, sagte ich. »Er läßt dir ausrichten, daß die Stadt bald fallen wird und daß du dann neben ihm auf dem Thron von Ar herrschen wirst.«
»Pa-Kur ist gütig«, sagte das Mädchen.
Ich war wie vor den Kopf geschlagen, förmlich übe r wältigt von Pa-Kurs Schläue. Froh konnte ich sein, daß ich Kazraks Ratschläge nicht in den Wind geschlagen hatte. Ja, es wäre ein Fehler gewesen, Talena gewaltsam befreien zu wollen. Die Stimme dieses Mädchens gehörte nicht meiner geliebten Talena. Das Mädchen in dem K ä fig war eine Fremde.
17
Pa-Kur hatte mich überlistet. Niedergeschlagen verließ ich das Lager des Oberbefehlshabers und kehrte in Ka z raks Zelt zurück. In den nächsten Tagen versuchte ich Erkundigungen einzuziehen; ich befragte Sklaven, fo r derte Schwertkämpfer heraus und ließ mich auf manche r lei Gefahren ein, um die gewünschte Information zu b e kommen. Doch wenn ich überhaupt eine Antwort erhielt – durch das Schwert oder durch den Einsatz goldener Tarn-Münzen –, war sie immer gleich, nämlich daß Tal e na in dem rotgelben Zelt wohnte. Wahrscheinlich wußte nur Pa-Kur, wo sich das Mädchen wirklich aufhielt.
In meiner Verzweiflung machte ich mir klar, daß ich mit meinen hastigen Erkundigungen nur eins bewirkt ha t te; Pa-Kur mußte nun wissen, daß sich jemand verzwe i felt für den Aufenthaltsort des Mädchens interessierte, woraufhin der Attentäter seine Sicherheitsvorkehrungen nur noch verstärken würde. In diesen Tagen trug ich die einfache Kle i dung eines Tarnsmanns; trotzdem entging ich den Suchtrupps Pa-Kurs einige Male nur mit knapper Not; sie wurden zumeist von Männern geführt, die ich in meiner Verzweiflung ausgefragt hatte.
In Kazraks Zelt zog ich niedergeschlagen Bilanz – ich mußte mir eingestehen, daß Marlenus' Tarnkämpfer au s geschaltet worden war und in dem Spiel keine Rolle mehr spielte. Ich überlegte, ob ich Pa-Kur töten sollte – aber das hätte mich wahrscheinlich dem ersehnten Ziel nicht nähergebracht.
Es waren entsetzliche Tage. Ich erhielt keinerlei Nac h richt von Kazrak, und die Berichte aus der Stadt über die Lage Marlenus' begannen sich zu w i dersprechen. Es war daraus zu schließen, daß er und seine Männer überwältigt waren und sich der Zentralturm wieder voll in der Gewalt der Wisse n den befand. Und wenn seine Niederlage noch nicht eingetreten war, wurde sie jedenfalls stündlich e r wartet.
Die Belagerung dauerte nun schon zweiundfünfzig T a ge, und die Streitkräfte Pa-Kurs hatten die erste Mauer überwunden. Sie wurde an sieben Stellen methodisch a b getragen, um den Belagerungstürmen Zugang zum zwe i ten Wall zu gewähren. Z u sätzlich wurden Hunderte von leichten ›Flugbrücken‹ konstruiert; im Augenblick des Angriffs sollten diese von der ersten zur zweiten Mauer hinüberg e legt werden, und die Kämpfer Pa-Kurs würden zum hochaufragenden zweiten Verteid i gungswall der Stadt hinaufklettern. Den Gerüchten zufolge reichten b e reits Dutzende von Tunnels bis weit hinter die zweite Mauer und konnten an ve r schiedenen Stellen in der Stadt jederzeit geöffnet werden. Es war Ars großes Pech, daß es in dieser schweren Zeit ausgerechnet in der Gewalt der schwächsten aller Kasten stand, der Kaste der Wisse n den, die sich nur in Mythologie und Aberglaube au s kannten. Aus Berichten von Deserteuren ging hervor, daß hinter den Mauern Hunger herrschte und daß das Wasser knapp wurde. Einige Verteidiger öffneten die Adern der Tarns und tranken ihr Blut. Hier in unserem Lager rechnete man täglich, ja, stündlich mit dem Fall der Stadt. Doch Ar weh r te sich.
Ich bin der ehrlichen Überzeugung, daß die
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