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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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mindestens einmal in seinem Leben eine solche Pilgerfahrt unternimmt.
    Viermal im Jahr, zu den Zeiten der Sonnenwenden und der Tag- und Nachtgleichen, werden in der Ebene vor den Bergen Jahrmärkte abgehalten, verwaltet von Kom i tees der Wissenden, Jahrmärkte, bei denen sich die Mä n ner vieler Städte ohne Blutvergießen begegnen, eine Zeit des Waffenstillstands, der gemeinsamen Spiele, des Ha n dels und Wandels.
    Torm, mein Freund aus der Kaste der Schriftgelehrten, hatte solche Märkte oft besucht, um mit den Gelehrten anderer Städte Schriftrollen auszutauschen, Männer, die er ohne diese Märkte nie getroffen hätte, Männer feindl i cher Städte, denen neues Gedankengut näher am Herzen lag als ihr Haß auf den Feind, Männer wie Torm, die das Lernen derart liebten, daß sie die gefahrvolle Reise zum Sardargebirge gern auf sich nahmen, wenn sie dafür über einen Text diskutieren oder eine wertvolle Schriftprobe erwerben konnten. In ähnlicher Weise nutzten Männer aus den Kasten der Physiker und Hausbauer und anderer Berufe die Märkte für einen Gedankenaustausch.
    Den Märkten ist es zuzuschreiben, daß die ansonsten isolierten goreanischen Städte intellektuell vereinigt sind. In ähnlicher Weise tragen sie dazu bei, daß die gorean i schen Dialekte stabilisiert sind, die sich sonst innerhalb weniger Generationen auseinanderentwickeln würden, so daß sich bald niemand mehr verständigen könnte. Denn diese eine Gemeinsamkeit haben die Goreaner – ihre Muttersprache in all ihren hundert Varianten, die sie ei n fach ›die Sprache‹ nennen, und wer sie nicht spricht, u n abhängig von Herkunft oder Stand, gilt als unakzeptabel. Im Gegensatz zu den Menschen der Erde mißt der G o reaner dem Kriterium der Rasse wenig Bedeutung bei, legt aber großen Wert auf Sprache und Stadtzugehöri g keit. Wie wir, findet er Gründe, seine Mitmenschen zu hassen, doch diese Gründe unterscheiden sich von den unseren.
    Ich hätte in diesem Stadium meiner Wanderung viel für einen Tarn gegeben, obwohl ich wußte, daß diese Vögel niemals in die Berge fliegen. Aus einem mir unbekannten Grunde weigern sich die furchtlosen Tarns und auch die gemächlicheren Tharlarions, die Zug- und Reitechsen der Goreaner, das Gebirge zu betreten. Der Tharlarion läßt sich plötzlich nicht mehr bändigen, und obwohl der Tarn sich bemüht, verliert der Vogel sofort die Orientierung, vermag sich nicht mehr in der Luft zu halten und fällt kreischend über die Ebenen vor dem Gebirge zurück.
    Auf Gor, dessen menschliche Bevölkerung relativ dünn gesät war, wimmelte es von tierischem Leben, und in den folgenden Wochen hatte ich keine Mühe, mich durch die Jagd zu ernähren. Ich ergänzte meine Mahlzeiten durch frische Früchte von Büschen und Bäumen, und durch F i sche, die ich in Gors kalten, schnellen Flüssen fing. Ei n mal brachte ich einen Tabuk, eine der gelben einhornigen Antilopen Gors, die ich in einem Ka-la-na-Dickicht e r legt hatte, zur Hütte eines Bauern und seiner Frau. Ohne Fragen zu stellen, was beim Fehlen meiner Stadtwappen auch nicht ratsam gewesen wäre, aßen sie mit mir von meinem Fleisch und gaben mir dafür Schnur und Feue r steine und eine Weinhaut.
    Der goreanische Bauer fürchtet den Geächteten nicht, denn er hat selten etwas, das des Stehlens wert wäre, es sei denn, er sei der Vater einer Tochter. Tatsächlich leben die Landbevölkerung und die Geächteten Gors nach e i nem ungeschriebenen Gesetz, wobei sich der Bauer um den Geächteten kümmert und dieser als Gegengabe seine Beute mit dem Bauern teilt. Der Bauer sieht das nicht als unehrenhaft an; für ihn ist das ein Leben, das er gewöhnt ist. Anders ist die Lage, wenn ausdrücklich bekannt ist, daß der Geächtete aus einer anderen Stadt als der eigenen stammt. In diesem Falle wird er gewöhnlich als Feind angesehen, der so schnell wie möglich den Patrouillen gemeldet werden muß.
    Klugerweise mied ich auf meiner langen Wanderung die Städte, obwohl ich an mehreren vorbeikam. Eine Stadt ohne Erlaubnis oder ohne ausreichenden Grund zu betreten, kommt einem Kapitalverbrechen gleich, auf das gewöhnlich die Aufspießung steht. Die Mauerzinnen g o reanischer Städte sind zumeist mit den Überresten u n willkommener Gäste geschmückt. Der Goreaner ist j e dem Fremden gegenüber mißtrauisch, insbesondere in der Nähe seiner Heimatstadt.
    Angeblich gab es eine Stadt, wo man einem Fremden anders begegnete – die Stadt Tharna, die nach allgeme i ner

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