GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
wieder zusammenkommen … Ich knirschte mit den Zähnen. Der Gedanke ließ mich nicht los.
Wenn sie tatsächlich aus Ko-ro-ba stammte, durfte ich schon um ihrer eigenen Sicherheit willen nicht bei ihr bleiben oder ihr helfen. Es würde den Flammentod b e deuten – wahrscheinlich für uns beide. Ich hatte schon einmal einen Mann den Flammentod sterben sehen, den Höchsten Wissenden Ars, der in plötzlich aufzuckendem blauem Feuer vergangen war – eine Stichflamme, die vom Ärger der Priesterkönige zeugt. So gering ihre Chancen auch waren, den wilden Tieren oder Sklavenh ä schern zu entgehen, war sie doch besser dran, als wenn sie sich mit mir einlassen und die Wut der Priesterkönige heraufbeschwören würde.
Wenn sie allerdings eine freie Frau war, zeugte ihre Anwesenheit von sträflichem Leichtsinn.
Sie mußte das wissen, doch es schien ihr gleichgültig zu sein.
Der goreanische Brauch der Eroberung wird vielleicht verständlicher, wenn man weiß, daß es oft zu den ersten Missionen junger Tarnkämpfer gehört, sich eine Sklavin für seine Privatgemächer zu erobern. Wenn er die Gefa n gene nach Hause bringt, nackt vor ihm im Sattel liegend, übergibt er sie seinen Schwestern, die das Mädchen b a den, parfümieren und nach der Sklavenmode einkleiden.
Am gleichen Abend findet eine große Feier statt, bei der er die Gefangene vorführt, die nun in die durchsicht i ge, rote Tanzseide Gors gekleidet ist. An ihren Fußgele n ken sind kleine Glöckchen befestigt, und ihre Hände sind mit Sklavenschellen gefesselt. Stolz führt er sie seinen Eltern, Freunden und Kriegskameraden vor.
Zum festlichen Klang der Flöten und Trommeln kniet das Mädchen nieder. Der junge Mann tritt neben sie und legt ihr ein Sklavenband um den Hals, auf dem sein N a me und seine Stadt eingraviert ist.
Das Klicken dieses Sklavenkragens ist ein Geräusch, das das Mädchen niemals vergessen wird.
Der junge Mann wird beglückwünscht. Er kehrt an se i nen Platz zurück, läßt sich inmitten seiner Familie nieder, setzt sich nach goreanischer Art mit gekreuzten Beinen hinter den langen, niedrigen Tisch, auf dem sich die Speisen häufen.
Alle Blicke sind nun auf das Mädchen gerichtet.
Die störenden Sklavenfesseln werden entfernt. Sie ric h tet sich auf. Ihre Füße huschen nackt über den dicken, verzierten Teppich, mit dem der Raum ausgelegt ist. Die Glöckchen an ihren Beinen machen leise Geräusche; o b wohl sie nur in ein durchsichtiges Seidengewand gekle i det ist, hält sie den Rücken gerade, und ihr Kopf ist stolz erhoben. Sie ist entschlossen, sich nicht zähmen zu la s sen, sich nicht zu unterwerfen. Mit geballten Fäusten steht sie in der Mitte des Raumes, ein schöner Anblick im Licht der tiefhängenden Lampen.
Sie wendet sich an den jungen Mann, dessen Kragen sie trägt.
»Du wirst mich niemals zähmen!« schreit sie.
Ihr Ausbruch ruft Gelächter hervor, skeptische Beme r kungen, gutmütige Spottrufe.
»Ich zähme dich, wie es mir gefällt«, erwidert der ju n ge Mann und gibt den Musikern ein Zeichen.
Wieder beginnt die Musik. Vielleicht zögert das Mä d chen nun. Schließlich beginnt sie im Takte der barbar i schen, berauschenden Musik von Flöte und Trommel für ihren Herrn zu tanzen, wobei die Glocken an ihren Be i nen jede Bewegung unterstreichen, die Bewegungen e i nes Mädchens, das aus ihrem Heim gestohlen wurde und das nun dem kühnen Fremden dienen muß, dessen Kr a gen sie am Halse spürt.
Am Ende ihres Tanzes erhält sie eine Schale mit Wein, doch sie darf nicht daraus trinken. Sie nähert sich dem jungen Mann, kniet vor ihm nieder, ihre Knie in der vo r geschriebenen Stellung der Vergnügungssklavin, und mit geneigtem Kopf bietet sie ihm den Wein dar.
Er trinkt. Wieder brechen die Zuschauer in Beifallsrufe aus, und das Fest beginnt, denn jetzt erst darf der junge Mann zu essen beginnen. Von diesem Augenblick an werden die Schwestern ihren Bruder nie wieder bedi e nen, denn das ist nun die Aufgabe des Mädchens. Sie ist seine Sklavin.
Während sie ihm während des langen Festes immer wieder Speisen und Getränke reicht, schaut sie ihn hei m lich von der Seite an und bemerkt, daß er sogar noch be s ser aussieht, als sie vermutet hatte. Seinen Mut und seine Kraft hat er bereits unter Beweis gestellt. Er ißt und trinkt ausgiebig während dieses triumphalen Festes, und sie mustert ihn immer wieder mit einer seltsamen Mischung aus Furcht und Freude. »Nur solch ein Mann«, sagt sie sich, »könnte mich
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