GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
erhob sich daneben. Er war groß genug, um einen Menschen aufzunehmen. Hier und dort waren Ketten an den Wänden befestigt, und andere Ke t ten baumelten von der Decke. Wie in einer Werkstatt hingen auch verschiedene Geräte an den Wänden, die ich hier nicht näher beschreiben möchte. Es möge der Hi n weis genügen, daß sie dazu bestimmt waren, einem Me n schen ein Höchstmaß an Schmerzen zuzufügen.
Es war ein schrecklicher Ort.
»Hier«, sagte der Mann stolz, »wird der Frieden Tha r nas gewahrt.«
»Ich verlange, zur Tatrix gebracht zu werden«, sagte ich laut.
»Natürlich«, erwiderte der Folterknecht und lachte u n angenehm. »Ich bringe dich persönlich zur Tatrix.«
Ich hörte eine Kette durch eine Rolle laufen, und sah, daß sich eines der Gittertore langsam anhob. Der Mann machte eine Bewegung mit der Peitsche. Ich begriff, daß ich durch die Öffnung gehen sollte.
»Die Tatrix von Tharna erwartet dich«, sagte er.
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Ich trat durch die Öffnung und begann mit langsamen Schritten eine schmale Wendeltreppe zu ersteigen. Dabei machte mir das Gewicht des schweren Metalljochs sehr zu schaffen, und ich schwankte hin und her. Der Mann mit der Peitsche trieb mich fluchend zur Eile an. Heftig stieß er mit der Peitsche nach mir und wurde darin von der Enge des Ganges begünstigt.
Schon schmerzten meine Beine und Schultern von der unvorstellbaren Last des Joches.
Wir erreichten einen breiten, kaum erleuchteten Saal. Mehrere Türen gingen hiervon ab. Verächtlich stieß mich der Wächter mit der Peitsche weiter und brachte mich vor eine dieser Türen. Nun erreichten wir einen weiteren Korridor, von dem neue Türen abgingen, und so weiter. Es kam mir vor, als durchschritten wir einen Irrgarten oder ein unterirdisches Labyrinth. Dabei waren wir im Palast der Königin! Die Flure waren hier und dort durch Tharlarion-Öllampen erleuchtet, die in eisernen Wan d haltern steckten. Der Palast wirkte seltsam leer. Es gab keine Farben, keinerlei Verzierungen. Ich stolperte we i ter, vom Schmerz der Peitschenwunden gepeinigt, fast zu Boden gedrückt vom Gewicht des Jochs. Ich wußte nicht, ob ich aus diesem unheimlichen Labyrinth ohne fremde Hilfe wieder herausgefunden hätte.
Endlich erreichten wir einen großen, gewölbten Raum, der von Fackeln erleuchtet wurde. Trotz seiner Größe waren auch hier keine Wandbemalungen zu sehen; er war schlicht und einfach wie die anderen Zimmer und Durc h gänge, die ich bisher gesehen hatte. Ein einziges Schmuckstück verschönte die melancholischen Wände – das Bild einer riesigen goldenen Maske, das die Züge e i ner wunderschönen Frau trug.
Unter dieser Maske stand auf einer hohen Plattform ein monumentaler goldener Thron.
Auf den breiten Stufen, die zum Thron hinaufführten, standen Sessel, in denen zahlreiche Gestalten saßen. Dies mußten Mitglieder des Hohen Rates von Tharna sein. I h re schimmernden Silbermasken zeigten ausnahmslos da s selbe schöne Gesicht. Die Masken starrten ausdruckslos zu mir herab.
Hier und dort standen finstere tharnaische Krieger im Saal. Sie wirkten grimmig in ihren blauen Helmen, und jeder trug eine winzige Silbermaske an der Schläfe – zum Zeichen, daß er der Palastwache angehörte. Einer der Krieger stand unmittelbar vor dem Thron. Er kam mir bekannt vor.
Auf dem Thron saß eine Frau, stolz, von herablasse n der Würde erfüllt, in majestätische Roben aus gol d durchwirkten Stoffen gekleidet. Sie trug keine Silbe r maske, sondern eine Gesichtsscheibe aus reinem Gold. Die Augen hinter der schimmernden Goldmaske muste r ten mich aufmerksam. Niemand brauchte mir zu sagen, daß ich Lara, der Tatrix von Tharna, gegenüberstand.
Der Krieger vor dem Thron setzte seinen Helm ab. Es war Thorn, Offizier von Tharna, den ich weit von der Stadt schon kennengelernt hatte. Seine schmalen Augen, die denen eines Urt ähnelten, betrachteten mich veräch t lich.
Er trat vor mich hin.
»Knie nieder!« befahl er. »Du stehst vor Lara, Tatrix von Tharna!«
Doch ich wollte nicht knien.
Thorn trat mir die Füße unter dem Leib fort, und das Gewicht des Jochs ließ mich hilflos zu Boden gehen.
»Die Peitsche!« sagte Thorn und streckte herrisch den Arm aus. Der stämmige Folterknecht reichte sie ihm. Thorn hob das Instrument in die Höhe, um mir damit den Rücken aufzureißen.
»Schlag ihn nicht«, sagte eine befehlsgewohnte Sti m me, und der Peitschenarm Thorns fiel herab, als hätte man ihm die Muskeln durchgeschnitten. Es war die
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