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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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seiner Haube umgab. Ich fragte mich, ob er meinen Geruch wahrgenommen hatte. Im nächsten Augenblick wandte sich der gelbe Schnabel fragend in meine Richtung.
    Der Mann mit den ledernen Armbändern, der mich in den letzten Stunden so oft ausgepeitscht hatte, kam mit erhobener Peitsche näher.
    »Verschwinde hier!« rief er.
    Ich starrte ihn an. »Ich bin kein gejochter Sklave mehr!« sagte ich. »Du stehst vor einem Krieger!«
    Seine Faust krampfte sich um die Peitsche.
    Ich lachte ihm ins Gesicht. »Wenn du mich schlägst, bringe ich dich um.«
    »Ich habe keine Angst vor dir«, sagte er mit bleichem Gesicht und wich zurück. Der Arm mit der Peitsche sen k te sich.
    Wieder lachte ich.
    »Du bist sowieso bald tot«, sagte er stammelnd. »Schon hundert Tarnreiter haben den Vogel besteigen wollen, und kaum einer hat es überlebt. Die Tatrix hat bestimmt, daß der Vogel nur noch bei den Schauspielen einzusetzen ist.«
    »Nimm ihm die Haube ab!« sagte ich. »Macht das Tier frei!«
    Der Mann sah mich an, als hätte ich den Verstand ve r loren. Gewiß, mein Eifer kam auch mir ein wenig überr a schend. Speerbewaffnete Krieger eilten herbei, drängten mich zurück. Ich stand in einiger Entfernung von der Plattform im Sand und sah zu, wie das Tier freigemacht wurde.
    Es war totenstill auf den Tribünen.
    Ich überlegte, was hinter der goldenen Maske Laras, der Tatrix von Tharna, vorgehen mochte. Und ich fragte mich, ob der Vogel mich erkennen würde.
    Ein schlanker Sklave wurde von einem anderen Skl a ven in die Höhe gehoben und begann mit schnellen B e wegungen die Schnüre zu lockern, die den Schnabel u m spannten und die Haube an Ort und Stelle hielten. Hastig sprang er dann zu Boden.
    Der Tarn öffnete den Schnabel, und die gelockerten Schnüre platzten auf. Mit herrischer Kopfbewegung tönte der markerschütternde Kriegsschrei des Tarn. Die schwarzen Nackenfedern richteten sich auf, und der Wind schien jede Feder einzeln zu umspielen.
    Es war ein herrlicher Anblick.
    Ich wußte, daß ich hier eines der gefährlichen Raubti e re Gors vor mir hatte – doch ich fand es herrlich anz u schauen.
    »Ja! Ubar des Himmels!« rief ich und streckte die A r me aus. »Kennst du mich nicht mehr? Ich bin Tarl aus Ko-ro-ba!« Ich wußte nicht, welche Wirkung dieser Ruf auf die Zuschauer haben mochte, denn ich hatte sie ve r gessen. Ich konzentrierte mich auf den Riesentarn, als wäre er ein Krieger, ein Mitglied meiner Kaste. »Weni g stens hast du keine Angst vor dem Namen meiner Stadt.«
    Alle Gefahren mißachtend trat ich an die Seite des V o gels. Ich sprang auf die schwere Holzplattform, auf der er saß. Ich warf meine Arme um seinen Hals und begann zu weinen. Fragend berührte mich der große Schnabel. N a türlich kannte ein solches Tier keine Gefühle, doch kam es mir vor, als musterten mich die großen runden Augen mit einem Ausdruck, der mich seltsam verwunderte. E r innerte es sich etwa an die Abenteuer, die wir gemeinsam bestanden hatten, an das Klirren der Waffen im Hi m melskampf? Erinnerte er sich an den Vosk, der wie ein Silberband unter uns lag, an die zerklüfteten Voltai-Berge; erinnerte er sich an Thentis, an die Lichter der Stadt Ar, in der gerade das große Pflanzenfest gefeiert wurde? Nein, wahrscheinlich teilte der Vogel diese Eri n nerungen nicht, die mir soviel bedeuteten. Sanft schob der Riesentarn seinen Schnabel unter meinen Arm.
    Ich wußte, daß die tharnaischen Krieger nun zwei W e sen töten mußten, denn der Tarn würde mich verteidigen.
    Ich hob den Kopf, starrte zu den Tribünen hinüber. Der Vogel schüttelte das Bein, mit dem er an der großen Si l berstange festgemacht war.
    Ich kniete nieder und untersuchte die Last. Die Stange war nicht angeschmiedet, da sie im Tarnkäfig abgeno m men wurde, damit der Vogel auf der Stange hocken und sich frei bewegen konnte. Zum Glück war auch kein Schloß angebracht, sondern nur ein schwerer Bolzen, der ein eckiges Ende hatte – ein Bolzen von etwa fünf Ze n timeter Durchmesser.
    Meine Hände zerrten an dem Bolzen, der sich jedoch nicht von der Stelle rührte. Offensichtlich war er mit e i ner Zange festgemacht. Ich griff fester zu, versuchte ihn herauszudrehen. Doch es tat sich nichts. Ich kämpfte d a mit, begann zu fluchen. Eine innere Stimme flehte, daß sich der Bolzen doch bewegen möge. Doch nichts g e schah.
    Ich wurde mir nun des Tumults auf den Tribünen b e wußt. Die Frauen schrien durcheinander – ungeduldig, verwirrt. Die Silbermasken

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