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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Tharnas wurden nicht nur ein weiteres Mal um ihr Schauspiel betrogen, sie waren auch verwirrt und ratlos. Sie hatten sehr schnell gemerkt, daß der Tarn aus irgendeinem unverständlichen Grunde keine Lust hatte, mich anzugreifen, und wie immer meine Chancen aussehen mochten – es wurde jedenfalls sehr schnell klar, daß ich den Vogel freisetzen wollte.
    Die Stimme der Tatrix drang an mein Ohr: »Tötet ihn!« schrie sie. Ich hörte auch die Stimme Dornas der Stolzen, die die Krieger zur Eile antrieb. Bald würden uns die Speerträger Tharnas gefährlich werden. Schon zwei oder drei Krieger waren über die Mauern der Tribünen g e sprungen und kamen näher. Die große Tür, durch die der Tarn herausgezogen worden war, öffnete sich ebenfalls, und ein Trupp Krieger eilte in die Arena.
    Meine Hände krampften sich noch fester um das Ende des Bolzens, der nun mit meinem Blut befleckt war. Ich spürte die Muskeln in meinen Armen und in meinem Rücken, die sich gegen das störrische Metall stemmten. Ein Speer bohrte sich dröhnend in das Holz der Plat t form. Ich war in Schweiß gebadet. Ein zweiter Speer v i brierte im Holz, er war näher als der erste. Es kam mir vor, als zerrte mir das Metall mein Fleisch von den Hä n den, bräche mir die Fingerknochen. Ein dritter Speer streifte mein Bein. Der Tarn schob seinen Kopf über mich und stieß einen durchdringenden Wutschrei aus, der allen Zuschauern und Kriegern in die Glieder fahren mußte. Die Speerträger schienen erstarrt zu sein und w i chen zurück, als wäre der riesige Vogel längst frei.
    »Narren!« schrie der Mann mit der Peitsche. »Der Tarn ist angekettet! Greift an! Tötet sie beide!«
    In diesem Augenblick gab der Bolzen nach, ratschte aus der Öffnung, löste die Kette mit der Silberstange von dem Beinreif.
    Als ob er verstünde, daß er nun frei war, schüttelte der Tarn das verhaßte Metall von seinem Bein, hob den Schnabel zum Himmel und stieß einen Schrei aus, der in ganz Tharna zu hören sein mußte, ein Schrei, wie er vie l leicht nur im Thentisgebirge oder in den Voltai-Bergen zu hören ist, der Schrei des siegreichen wilden Tarns, der die ganze Erde als sein Jagdrevier beansprucht, mit a l lem, was darauf kreucht und fleucht.
    Eine Sekunde lang hatte ich das beschämende Gefühl, daß der Vogel sofort davonfliegen würde, aber obwohl das Metall ihn nicht mehr hemmte, obwohl er frei war, obwohl die Speerträger wieder zum Angriff übergingen, rührte er sich nicht von der Stelle.
    Ich sprang auf seinen Rücken und klammerte mich an den Federn seines Halses fest. Was hätte ich jetzt für e i nen Tarnsattel und das breite purpurne Band gegeben, das den Krieger im Sattel festhält!
    Kaum spürte er mein Gewicht auf dem Rücken, als der Tarn erneut aufschrie, mit einer Explosion seiner weiten Flügel in die Luft sprang und in schwindelnden Kreisen sofort an Höhe gewann. Einige Speere fielen in langs a men Parabeln unter uns zurück, stürzten wieder in den bunten Sand der Arena. Wutschreie wurden laut, als die Silbermasken Tharnas begriffen, daß ihnen die Beute entglitt, daß die Schauspiele ein böses Ende nahmen.
    Ich hatte keine Möglichkeit, den Tarn nach meinem Willen zu lenken. Gewöhnlich wird der Vogel durch Z ü gel gesteuert. Ein Band wird ihm um den Hals gelegt, von dem sechs Zügel ausgehen, die in regelmäßigen A b ständen rings um seinen Hals an diesem Band befestigt sind. Sie enden am Sattelring, der mit der Sitzfläche fest verbunden ist. Durch einen Zug an diesen Zügeln läßt sich der Vogel steuern. Ich hatte nun weder Sattel noch Zügel, ich hatte nicht einmal einen Tarnstab, ohne den sich ein Tarnkämpfer seinem wilden Reittier kaum n ä hern konnte.
    In dieser Beziehung machte ich mir jedoch keine So r gen, da ich den Tarnstab sowieso nur selten eingesetzt hatte. Zu Anfang hatte ich ihn kaum benutzt, weil ich b e fürchtete, daß seine Wirkung zu schnell nachlassen kön n te; schließlich hatte ich ihn überhaupt nicht mehr eing e setzt und ihn nur bei mir geführt, damit ich mich notfalls gegen den Vogel verteidigen konnte. Ja, es war bekannt, daß Tarns bei großem Hunger ihren eigenen Herrn übe r fielen – mit der gleichen Raubtierhaftigkeit, mit der sie sich etwa der gelben Antilope, dem Tabuk, ihrer Lie b lingsbeute, oder dem bösartigen, behäbigen Bosk wi d men, einem wilden Ochsentier der goreanischen Ebenen. Ich meinte auch, daß der Tarnstab das Verhältnis zw i schen Reiter und Tarn nur verschlechtern

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