Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
Vom Netzwerk:
konnte.
    Ich sah die Türme Tharnas und das schimmernde Oval der Arena unter den Flügeln des Tarns kleiner werden. Mich erfüllte etwas von dem erhabenen Gefühl, das ich bei meinem ersten Tarnflug – mit diesem Tier – empfu n den hatte. Jenseits von Tharna und seinem düsteren U m feld sah ich die grünen Felder Gors, Haine aus gelben Ka-la-na-Bäumen, die schimmernde Oberfläche eines kleinen Sees und darüber den hellblauen lockenden Himmel.
    »Ich bin frei!« rief ich.
    Doch als ich diesen Ruf ausstieß, wußte ich auch, daß das nicht stimmte, und mir brannte die Scham auf den Wangen, denn wie konnte ich frei sein, wenn andere Menschen in dieser Frauenstadt weiter in Gefangenschaft leben mußten?
    Da war zum einen das Mädchen, die freundliche Linna, die mir geholfen hatte, deren kastanienbraunes Haar mit grober Schnur verknotet war und die den grauen Kragen einer tharnaischen Staatssklavin trug. Da war Andreas aus Tor, aus der Kaste der Sänger, jung, mutig, voller Leben – ein Mann, der eher sterben als mich umbringen wollte, in die Bergwerke Tharnas verbannt. Und unzähl i ge andere, unter dem Joch oder frei, gefesselt und ung e fesselt, in den Bergwerken und in den großen Anbaug e bieten, in der Stadt selbst. Und sie alle litten unter der Macht Tharnas und ihrer Gesetze, sie wurden erdrückt von den Traditionen der Stadt und empfanden es vie l leicht als schönsten Augenblick im Leben, wenn sie am Ende eines arbeitsamen Tages eine kleine Schale Kal-da erhielten.
    »Tabuk!« rief ich dem gefiederten Riesen zu. »Tabuk!«
    Der Tabuk ist eine goreanische Antilopenart, die sehr häufig anzutreffen ist, ein kleines, anmutiges Tier, das in den Ka-la-na-Dickichten des Planeten lebt und sich manchmal mutig auf die Wiesen vorwagt, um dort nach Salz und Beeren zu suchen. Es ist zugleich eines der Lieblingsopfer des Tarn.
    Der Tarnkrieger benutzt den Ruf: »Tabuk!« auf langen Flügen, wenn die Zeit kostbar ist und er dem Vogel die Jagd gestatten will, ohne selbst abzusteigen. Wenn er in den Feldern unten einen Tabuk oder irgendein anderes Tier ausmacht, schreit er: »Tabuk!« Das ist das Zeichen für den Tarn, auf die Jagd zu gehen. Er schlägt zu, ve r zehrt seine Beute und setzt seinen Flug fort – und die ganze Zeit über bleibt der Tarnreiter im Sattel. Ich hatte diesen Ruf noch nie zuvor gebraucht, doch mein Tarn war sicher von den Tarnzüchtern Ko-ro-bas entsprechend abgerichtet. Vielleicht reagierte er auf das alte Komma n do. Ich selbst hatte den Vogel stets allein jagen lassen. Es war gut, wenn das Tier ab und zu ausruhen konnte, a u ßerdem hatte ich keine große Lust, dabei zu sein, wenn ein Tarn seine Beute verzehrt.
    Der große schwarze Tarn begann zu meiner Freude s o fort im Kreise zu schweben, als sei er mir erst gestern von den Tarnzüchtern überlassen worden. Er war wir k lich ein Tarn aller Tarns, ein Ubar der Lüfte!
    Ich hatte mich für einen verzweifelten Plan entschi e den, der mir sehr schlechte Chancen bot. Meine einzige Hoffnung war der Tarn, der das Glück für mich beei n flussen konnte. Die bösartigen Augen schimmerten, huschten über den Boden, Kopf und Schnabel waren vorgestreckt, die Flügel rührten sich kaum, während er in großen Kreisen über den Türmen Tharnas dahinstrich und dabei immer mehr an Höhe verlor.
    Jetzt passierten wir die tharnaische Arena, in der noch immer die Menschen durcheinanderliefen. Die Tribünen waren noch voller Menschen, die darauf warteten, daß die goldene Tatrix den Ort des Geschehens als erste ve r ließ.
    Inmitten der Menge erblickte ich tief unter mir die go l dene Kleidung der Tatrix.
    »Tabuk!« rief ich. »Tabuk!«
    Das große Raubtier schwang sich am Himmel herum, wendete geschickt im Flug. Es verhielt, die Sonne im Rücken. Seine stahlbewehrten Krallen fielen wie Haken herab; reglos schien er in der Luft zu beben; und dann hoben sich die Flügel in die Höhe, hüllten mich fast vö l lig ein, rührten sich nicht mehr.
    Der Fall war so sanft und lautlos wie der Sturz eines Felsens, wie das Öffnen einer Hand. Ich klammerte mich verzweifelt fest. Der Magen rutschte mir bis in den Hals. Die Tribünen, die mit Roben und Masken angefüllt w a ren, schienen mir entgegenzustürzen.
    Schrille Entsetzensschreie wurden laut unter uns. Die Silbermasken, wehende schimmernde Roben, die Frauen Tharnas, die noch vor wenigen Sekunden wütend prot e stiert hatten, flohen nun in panischem Entsetzen, liefen um ihr Leben, trampelten einander nieder,

Weitere Kostenlose Bücher