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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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versuchten sich gegenseitig zurückzuhalten, die anderen zurückz u ziehen, stiegen über Bänke, warfen sich sogar über die Wand in den Sand der Arena.
    In wenigen Sekunden, die für die Tatrix von Tharna zu den schrecklichsten ihres Lebens gehören mußten, stand sie allein vor ihrem Thron, von allen verlassen. Sie stand inmitten der verstreuten Kissen und Schalen mit Süßi g keiten und blickte auf. Ein wilder Schrei ertönte hinter der ausdruckslosen goldenen Maske. Die goldenen Arme ihrer Robe, die goldgeschützten Hände, warfen sich über ihr Gesicht. Die Augen, die ich in diesem Sekunde n bruchteil hinter der Maske sah, waren hysterisch vor Angst.
    Der Tarn fand sein Ziel.
    Die stahlbewehrten Klauen schlossen sich wie gewalt i ge Haken um den Körper der kreischenden Tatrix. Einen Augenblick lang verhielt mein Tier, reglos, Kopf und Schnabel ausgestreckt, mit flatternden Flügeln, die Beute in den Klauen, und stieß den markerschütternden Erob e rungsschrei des Tarns aus, ein Schrei des Sieges und der Herausforderung.
    In den riesigen Krallen gefangen, vermochte sich die Tatrix nicht zu wehren. Sie zitterte unkontrolliert wie ein anmutiger gefangener Tabuk, der darauf wartete, in das Nest des Tarns gebracht zu werden.
    Die Tatrix konnte auch nicht mehr schreien.
    Die Flügel des Riesenvogels entfesselten einen Sturm, und der Tarn erhob sich in die Luft, vor allen Zuscha u ern, stieg über die Tribünen auf, über die Arena, über die Türme und Mauern Tharnas und raste zum Horizont d a von. Der goldschimmernde Körper der Tatrix baumelte in seinen Klauen.

15
     
     
    Der Tabuk-Schrei ist das einzige Wort, auf das ein Tarn eindeutig reagiert. Alle anderen Anweisungen werden ihm über die Tarnzügel und mit dem Tarnstab gegeben. Ich machte mir Vorwürfe, daß ich den Vogel nicht darauf abgerichtet hatte, auch auf Wortkommandos zu hören. Da ich nun ohne Zügel und Sattel war, wäre mir eine so l che Ausbildung sehr willkommen gewesen.
    Da kam mir eine Idee. Als ich Talena von Ar nach Ko-ro-ba brachte, hatte ich sie unterwegs in die Geheimnisse der Tarnzügel eingeweiht und ihr die Feinheiten dieser Kunst gezeigt.
    Jedesmal, wenn eine Kurskorrektur erforderlich war, hatte ich ihr in dem pfeifenden Wind die einzelnen Zügel zugerufen: »Erster Zügel! Sechster Zügel!« und so we i ter, und dann hatte sie an dem jeweiligen Zügel gezogen. Das war die einzige Verbindung zwischen der menschl i chen Stimme und der Position der Zügel an seinem Hal s band, die mein Tarn kannte. Der Vogel hatte sich natü r lich in so kurzer Zeit unmöglich daran gewöhnen kö n nen, was auch gar nicht in meiner Absicht gelegen hatte; ich hatte ja nur mit Talena gesprochen. Doch selbst wenn sich der Vogel die Kommandos in so kurzer Zeit gemerkt hatte, war es doch nicht denkbar, daß er sie noch wußte, denn das lag immerhin über sechs Jahre zurück.
    »Sechster Zügel!« rief ich.
    Der große Vogel scherte nach links aus und begann leicht zu steigen.
    »Zweiter Zügel!« rief ich, woraufhin das Tier nun nach rechts abbog und seinen Aufstieg fortsetzte.
    »Vierter Zügel!« brüllte ich, und der Vogel begann zur Erde zurückzufallen, machte Anstalten zu landen.
    »Erster Zügel!« rief ich lachend, vor Freude fast außer mir, und der gefiederte Gigant, der Titan von Gor, b e gann gehorsam an Höhe zu gewinnen.
    Ich schwieg, und der Vogel beendete den Steigflug, schlug gleichmäßig seine Flügel an, kam nun schnell voran. Ich sah unter mir die Landschaft vorbeihuschen, und ich sah Tharna am Horizont verschwinden.
    Impulsiv warf ich meinem Vogel die Arme um den Hals und drückte ihn liebevoll. Unbeirrbar trugen uns die Flügel weiter, das Tier kümmerte sich nicht um mich. Ich lachte und versetzte dem Tarn zwei Klapser auf den Hals. Natürlich war er nur ein Tier dieser Welt, doch ich moc h te es sehr.
    Es möge mir verziehen sein, wenn ich sage, daß ich in diesem Augenblick glücklich war – etwas, das unter den Umständen gar nicht sein durfte. Doch ich empfand wie ein Tarnkämpfer, und ein Tarnkämpfer wird mich verst e hen. Ich kenne kaum ein Gefühl, das so herrlich, so got t ähnlich ist wie der Flug mit einem Tarn.
    Und ich war ein Tarnkämpfer, ich gehörte zu den Mä n nern, die den Sattel eines wilden Raubtiers jederzeit dem Thron eines Ubar vorzogen.
    Hat man erst einmal einen Tarn besessen, so heißt es, kommt man nicht mehr ohne die Riesenvögel aus. Und diese Weisheit scheint zu stimmen. Man lebt in dem G e fühl,

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