GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
einbringst.«
»Nein!« rief sie, und ihre Hände betasteten die goldene Maske.
»Ich glaube fast, daß mir allein die Maske einen guten Schild und einen Speer einbringt. Vielleicht ist das sogar zu tief gegriffen.«
Die Tatrix lachte bitter. »Du könntest einen Tarn damit kaufen«, sagte sie.
Ich merkte, daß sie nicht wußte, ob ich es ernst meinte. Sie glaubte nicht, daß ich so etwas tatsächlich tun würde. Für meine Pläne war es jedoch wichtig, daß sie sich in Gefahr glaubte, daß sie meinte, ich würde es tatsächlich wagen, sie in ein Sklavenkleid zu hüllen und ihr den Kragen umzulegen.
Sie lachte, wollte meine Reaktion herausfordern. Vo r sichtig hob sie den zerrissenen Saum ihrer Robe.
»Schau«, sagte sie in spöttischer Verzweiflung. »In diesem Aufzug bringe ich dir bestimmt nicht viel ein.«
»Das stimmt«, sagte ich.
Sie lachte.
»Ohne die Kleider bringst du mehr«, fügte ich hinzu.
Diese nüchterne Antwort fuhr ihr in die Glieder. Ich merkte, daß sie sich ihrer Position nicht mehr sicher war. Sie beschloß, ihre Trumpfkarte auszuspielen. Sie richtete sich auf, reckte herablassend die Schultern, hob den Kopf und sagte mit eiskalter Stimme:
»Du würdest es nicht wagen, mich zu verkaufen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich die Tatrix von Tharna bin!« Und mit di e sen Worten warf sie den Kopf in den Nacken und zog das zerfetzte Goldgewand enger um ihren schmalen Körper.
Ich nahm einen kleinen Felsbrocken auf und warf ihn in die Tiefe. Ich sah zu, wie er langsam in den Abgrund segelte. Ich beobachtete die Wolken, die über den dun k ler werdenden Himmel huschten, und lauschte auf den Wind, der zwischen den einsamen Felsspitzen pfiff. Dann wandte ich mich an die Tatrix.
»Das kann den Preis, den ich für dich bekomme, nur in die Höhe treiben.«
Die Tatrix sah mich betäubt an. Ihr Hochmut verflog.
Mit schwacher Stimme fragte sie: »Würdest du … würdest du mich wirklich als Sklavin verkaufen?«
Ich blickte sie wortlos an.
Sie hob die Hände an die Maske. »Würde mir die Ma s ke fortgenommen?«
»Und deine Gewänder.«
Sie fuhr zurück.
»Du wirst ein ganz gewöhnliches Sklavenmädchen sein, nicht besser und nicht schlechter als alle anderen.«
Die Worte fielen ihr sichtlich schwer: »Würde ich auf dem Markt zur Schau gestellt?«
»Natürlich«, sagte ich.
»… unbekleidet?«
»Vielleicht darfst du eine Sklavenfessel tragen«, schnappte ich.
Sie sah aus, als würde sie im nächsten Augenblick das Bewußtsein verlieren.
»Nur ein Narr«, sagte ich, »würde eine Sklavin im Umhang kaufen.«
»Nein … nein …«, sagte sie.
»So ist es üblich.«
Sie war vor mir zurückgewichen, und nun stieß ihr Rücken gegen den harten Granit der Felswand. Sie drehte den Kopf hin und her. Obwohl sich auf der starren Maske keine Regung zeigte, verrieten ihre Haltung und ihre Bewegungen die Verzweiflung, von der sie ergriffen war.
»Du würdest mir so etwas antun?« fragte sie mit e r schrecktem Flüstern.
»Heute in zwei Tagen«, sagte ich, »stehst du nackt auf dem Block in Ar und wirst an den Meistbietenden ve r kauft.«
»Nein, nein, nein«, wimmerte sie, und ihr gequälter Körper versagte ihr den Dienst. Sie sank hilflos gegen die Felswand und begann zu weinen.
Das war mehr, als ich erhofft hatte, und ich mußte dem Drang widerstehen, zu ihr zu eilen und sie zu tr ö sten, ihr zu sagen, daß ich ihr nicht weh tun wollte, daß sie bei mir in Sicherheit war. Aber ich dachte an Linna und Andreas und die armen Sklaven bei den Schauspi e len und unterdrückte die Regung. Ich zwang mich, an die Tatrix und ihre Grausamkeit zu denken, und ich fragte mich, ob ich sie nicht tatsächlich nach Ar bringen und auf dem Sklavenmarkt losschlagen sollte. Gewiß konnte sie in den Tanzgärten eines reichen Tarnkäm p fers weniger Schaden anrichten als auf dem tharna i schen Thron.
»Krieger«, sagte sie und hob betäubt den Kopf. »Muß deine Rache so schrecklich sein?«
Ich lächelte vor mich hin. Das klang schon besser. Vielleicht war die Tatrix nun zum Verhandeln bereit. »Du hast mich sehr ungerecht behandelt«, sagte ich grimmig.
»Aber du bist doch nur ein Mann«, sagte sie, »nur ein Tier.«
»Auch ich bin ein Mensch.«
»Gib mir meine Freiheit«, flehte sie.
»Du hast mich in ein Joch gesteckt«, sagte ich. »Du hast mich auspeitschen lassen. Du hast mich zu den Schauspielen in die Arena geschickt. Du hättest mich dem Tarn zum Fraße vorgeworfen.« Ich lachte. »Und du jammerst
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